Software auf der CeBitWindows-User sind noch nicht aus dem Schneider

Industrie- und Systemverflechtungen verschärfen das Jahr-2000-Problem

07.03.1997

Die Menge des Codes, der seit den 60er Jahren geschrieben und in Chips implementiert wurde, ist so gewaltig, daß hier ein gewaltiges Personalproblem dräut. Weltweit sucht so gut wie jedes Unternehmen gleichzeitig nach Programmierern, die ihre Altprogramme auf den neuesten Stand bringen können. Insbesondere der Preis von Cobol-Entwicklern wird in die Höhe schießen. Auch Kenner von PL/1 und Assembler sind inzwischen wieder gefragte Leute. Doch welcher Programmierer, gar Hochschulabsolvent ist bereit, eine Karriere mit Java oder Active X aufs Spiel zu setzen, um drei Jahre lang Cobol-Code zu entwirren? Spezialisten für die Jahr-2000-Umstellung, wie etwa Larry Martin, CEO der seit 1991 mit dem Thema befaßten Data Dimension Inc., Bellevue, Washington, diskutieren daher ernsthaft, ob man für diese Aufgabe nicht aus dem Pool der hierzulande rund vier Millionen Arbeitslosen schöpfen sollte.

Verschärft wird die Schwierigkeit des Umstiegs durch Verflechtungen auf den unterschiedlichen Ebenen. Angesichts sinkender Fertigungstiefen ist die Industrie immer mehr von Zulieferern abhängig. Im schlimmsten Fall legt ein Unternehmen, das die Umstellung versäumt oder dabei einen Fehler gemacht hat, eine ganze Branche lahm. Ähnliches gilt für den Handel, wo die Folgen allerdings nicht ganz so dramatisch wären.

Auch zieht sich das Problem von der Hardware über das Betriebssystem bis hin zur Anwendung: Daß zum Beispiel seit der Einführung des Pentium-Chips Intel mit einer Firmware arbeitet, die vierstellige Jahresangaben zuläßt, bedeutet längst nicht, daß das Betriebssystem oder die Anwendung davon Gebrauch machen.

Bei jeder Software ist daher zu prüfen, ob sie ein eigenes Datumsverfahren, die des Betriebssystems oder des Rechners verwendet. Larry Martin warnt davor, die Entwarnungen von Microsoft allzu wörtlich zu nehmen, wonach das Unternehmen und damit seine Kunden vom Datumsproblem nicht betroffen seien. Er empfiehlt vielmehr jede Kombination von Anwendung und System auf ihre Verträglichkeit mit den neuen Daten zu prüfen.

Doch das Problem liegt auch am PC, weniger bei der Software von der Stange. Es nutzt schließlich wenig, wenn das Ecxel-Tabellenkalkulations-Programm das vierstellige Datumsformat unterstützt, der Anwender in seine Spalten aber zweistellige Jahreszahlen eingibt.

Bei der OLE-Integration in andere Microsoft-Anwendung, so Martin, wird diese zweistellige Angabe manchmal richtig interpretiert, manchmal aber auch nicht.

Für all die bewährten Excel- und Dbase-Anwendungen gilt dasselbe wie für Cobol- und RPG-Programme. Sie müssen daraufhin durchgesehen werden, ob und welchen Schaden zweistellige Datumsangaben anrichten können. Sofern es sich um ältere Software - gleichgültig ob selbstgeschrieben oder erworben - handelt, die man nicht ausmustern möchte, befinden sich Windows-Anwender also in derselben Situation wie Unternehmen, die jetzt ihre für den Mainframe, das Unix-System oder die AS/400 geschriebenen Programme unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls verändern müssen.

Generell gilt jedoch, daß Anwender mit den jeweils neuesten Intel und Microsoft-Produkten, spätestens mit dem kommenden PC-Betriebssystem Windows 97, auf der sicheren Seite sind. Microsoft und die PC-Hersteller könnten aus diesem Grund zu den großen Gewinnern der DV-technischen Jahrtausendwende gehören. Es dürfte den Anwenderunternehmen schon einiges Geld kosten, sämtliche PCs und die darauf laufenden Applikationen auszutauschen. Für das Wintel-Gespann bahnt sich daher vermutlich ein gutes Geschäft an.

Anwender, die ihr Problem jedoch mit einem reinen Software- und System-Update nicht lösen können, sollten die Chance nutzen, auf der CeBIT nach einem Dienstleister Ausschau zu halten, der hilft, die Datumsumstellung noch bis zur Jahrtausendwende zu schaffen.Jahr-2000-Lösungen*

Alldata GmbH, München Gesamtdienstleistung: "Ardes 2K"

Das Unternehmen stützt sich bei dem Rundum-Service auf die Methode, Erfahrungen und eine umfangreiche Datenbank des US-Partners Data Dimension.

Halle 2, Stand B26

Computer Associates GmbH, Darmstadt

Gesamtdienstleistung: "Discovery 2000"

Die Stärken des Unternehmens liegen bei den Sprachen Cobol und PL/1

Halle 3, Stand B39/40

Debis Systemhaus GmbH, Leinfelden-Echterdingen

Gesamtdienstleistung: "Trans Millennium"

Der Dienstleister wirbt mit einer in den USA bewährten Methode, außerdem gehört die Umstellung von Mark auf Euro zum Angebotsumfang.

Halle 3, Stand C45

Experteam GmbH, Köln

Prozeßwerkzeug: "Route 2 Year 2000"

Halle 3, Stand D23

IBM Global Services

Gesamtlösung: "Transformation 2000" Halle 1, Stand 4G2

Integrata GmbH, Tübingen

Gesamtlösung: "Check Up 2000"

Beratung und Datumsumstellung.

Halle 3, Stand C31

Platinum Technology GmbH, Düsseldorf,

Gesamtlösung: (keine Produktbezeichnung)

Das Unternehmen setzt auf eine reichhaltige Auswahl an Tools für alle Plattformen.

Halle 2, Stand D 55

Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG, München

Komplettlösung: "Paket 2000"

Lösungen für die Betriebssystem-Welten Sinix, BS 2000 und MVS, auch für Euro-Umstellung

Halle 1, Stand 5EF

Beratung im Trelement 1427

Softlab GmbH, München

Gesamtlösung: "Transit

Kritiker merken an, daß an große Konzerne gebundene Dienstleister wie die BMW-Tochter Softlab oft schon mit der Jahrtausendumstellung für "ihr" Unternehmen ausgelastet sind. Die Euro-Umstellung gehört zum Angebot.

Halle 3, Stand B45

Software AG, Darmstadt

Gesamtlösung: "Expedition 2000"

Tools und Services bis hin zum Outsourcing, vor allem für Natural- aber auch für Cobol-, PL/1 und über Partner auch für Assembler.

Halle 3, Stand C 33

* Die Liste enthält lediglich die Firmen, deren Informationen bis Redaktionschluß eingegangen sind.