Zwei Fünftel Entwicklungs-Overhead
In einer zunehmend arbeitsteiligen Welt verlagert sich die Aufmerksamkeit in puncto Produktivitätspotentiale: Im Hinblick auf SAP-Projekte bedeutet das: Entscheidend sind nicht mehr allein die Effizienz und Effektivität der reinen Entwicklung, sondern in zunehmendem Maße auch die der administrativen Prozesse. Sie können bis zu 40 Prozent Tätigkeit eines Softwareentwicklers ausmachen.
Eine Studie der Bell Labs geht von 32-prozentigen Anteil an "arbeitsbezogener Kommunikation" aus. Nach Untersuchungen von Tom De Marco und Timothy Lister beträgt der Anteil ungestörter Arbeit, also reiner Programmiertätigkeit, im Verhältnis zur Anwesenheit des Entwicklers am Arbeitsplatz, lediglich 40 Prozent. Und Herwig Mayr, Professor an der Fakultät für Informatik der FH Hagenberg, beziffert auf Basis empirischer Studien den Management-Overhead bei Projekten zwischen 20 und 40 Prozent.
- Change-Mangement - Die Vorteile
Change-Management ist nötig, um projektbedingte Veränderungen frühzeitig vorzubereiten. Change-Mangement bietet folgende Vorteile: - Vorteil 1:
Die intrinsische Projektbeteiligung und das Commitment der Beteiligten nehmen zu. - Vorteil 2:
Die Betroffenen verstehen den Gesamtzusammenhang einer Veränderung. - Vorteil 3:
Zudem haben sie mehr Einblick in die Projektinhalte und -ziele. - Vorteil 4:
Sie können die Projektaufgaben effektiver wahrnehmen und lösen. - Vorteil 5:
Externe Partner und Lieferanten werden sensibilisiert und motiviert, die geforderten Leistungen zeitnah, hochwertig und wirtschaftlich zu erbringen. - Vorteil 6:
Der Projektbetrieb ist durch geeignete Infrastrukturen und Systeme gesichert. - Vorteil 7:
Die Endanwender können die neue Lösung relativ problemlos einsetzen. - Vorteil 8:
Das administrative Personal aus IT und Fachbereichen kennt die Zusammenhänge. - Vorteil 9:
Das Personal für den operativen Betrieb des künftigen IT-Systems ist ausreichend ausgebildet und befähigt, zudem leichter verfügbar und motivierter.
Im Rahmen von SAP-Entwicklung und -Customising ist es deshalb wichtig, das Change-, Release- und Transport-Management, kurz: CR&T, so effizient und effektiv wie möglich zu gestalten. Denn hier liegen die administrativen Tätigkeiten verborgen, die einen Großteil der Entwicklerarbeitszeit auffressen. Worum geht es dabei? In aller Kürze: Es gilt, Benutzeranforderungen an das SAP zu bewerten, zu priorisieren, den Aufwand abzuschätzen, ihn in eine IT-Anforderung umzuwandeln und diese an die richtigen SAP-Berater zu verteilen.
Unterschiedliche Änderungen ("Changes") sollten dabei in "Releases" gebündelt werden. Darüber hinaus sind in Änderungen in verschiedenen Testphasen zu validieren, um sie dann richtig, vollständig und termingerecht vom SAP-Entwicklungssystem erst in das Test- und dann in das Produktivsystem zu überzuführen. Je nach Fehleranfälligkeit kann der gesamte Prozess mehrere Iterationen zwischen Entwicklungsteam und Fachabteilung beziehungsweise Kunde durchlaufen.
Die Anforderungs-Checklliste
Funktionale CR&T-Ziele
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Anpassung der CR&T-Lösung durch einfaches Customising, also ohne Programmierung, an die abgenommenen und zertifizierten Standard-Prozesse des Unternehmens (nicht umgekehrt);
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Implementierung von transparenten, automatisierten Prozessen für das Change-, Release- und Transport-Management;
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automatisierte Einbindung von SAP-Testwerkzeugen in den IT-Workflow;
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revisionssichere Archivierung von Change-Requests und Releases;
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durchgängige Automatisierung von Transportverwaltung und -abläufen über den gesamten Softwareänderungs-Prozess inclusive "Überholerkorrektur";
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Integration mit unternehmensweiten Change-Management- und Helpdesk-Systemen;
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Umfangreiches Reporting per Knopfdruck auf verschiedenen Management-Ebenen;
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bidirektionale Prozessintegration mit unternehmensweiten Change-Management- und Ticket-/Helpdesk-Systemen mittels einer leistungsfähigen Programmierschnittstelle (API).
Die Industrialisierung des CR&T-Managements ist also eine Chance, den etwa 30-prozentigen administrativen Overhead zu verringern und die Produktivität zu erhöhen. Das Ziel orientiert sich an der Automobilproduktion: weg von der "Manufaktur", hin zur Entwicklung auf Basis eines flexiblen, getakteten "Fließbands".