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Indiens IT-Dienstleister beklagen Fachkräftemangel

20.04.2004

Während immer mehr IT-Experten in Europa und den USA im Zuge des anhaltenden Offshoring-Trends ständige Gäste der Arbeitsämter sind, fällt es den indischen IT-Dienstleistern zunehmend schwer, Softwareentwickler anzuwerben und an sich zu binden. Schuld sind ihrer Ansicht nach Serviceriesen wie Accenture, Electronic Data Systems (EDS) oder IBM Global Services, die IT-Fachkräfte zu Tausenden einstellen und dabei die Gehälter in die Höhe treiben. Die Konzerne seien bereit, 30 bis 40 Prozent mehr als den landesüblichen Lohn zu zahlen, empört sich Laxman Badiga, Personalvorstand des indischen IT-Dienstleisters Wipro.

Als Konsequenz, so schätzt die indische Landesvertretung von Hewitt Associates, einer weltweit aktiven Unternehmensberatung auf dem Gebiet Human Resources, werden die Gehälter für Junior Manager und Softwareentwickler der indischen IT-Industrie 2004 um 16,3 Prozent wachsen - nach einem Anstieg um 15,3 Prozent im Vorjahr. Die Löhne von Senior-Managern legen voraussichtlich um 11,8 Prozent zu. Auch die Mitarbeiterfluktuation wird zunehmend ein Thema, bei Wipro liegt sie laut Personalchef Badiga aktuell zwischen zwölf und 15 Prozent.

Kleineren Firmen wird es künftig vermutlich noch schwerer fallen, Mitarbeiter zu finden und zu halten, schätzt Ravindra Datar, Chefanalyst für IT und Business-Process-Outsourcing bei Gartner Indien. Die größeren einheimischen Outsourcing-Anbieter und multinationalen Servicekonzerne hätten dagegen auch weiterhin kaum Schwierigkeiten.

Die Situation wird sich noch weiter zuspitzen: Laut einer von KPMG und dem indischen IT-Branchenverband National Association of Software and Service Companies (Nasscom) erstellten Studie werden Indien 2009 bereits 235.000 IT-Fachkräfte fehlen, wenn es gelte, rund 1,12 Millionen Stellen zu besetzen.

Aus Sicht von Branchenkennern besteht jedoch kaum Gefahr, dass sich die Auslagerung nach Indien aus Kostengründen nicht mehr rentiert. Softwareentwickler erhalten derzeit nur rund ein Viertel des entsprechenden Lohns in den USA, so Chinnikrishna Kommi, Managing Director der Indien-Niederlassung von Trilogy Software. (mb)