Indiens IT-Branche beklagt Defizite bei der Green Card

21.02.2001
Indische Softwarehäuser, die einen Einstieg in den deutschen Markt erwägen, zeigen sich über die Green-Card-Initiative wenig begeistert. Einen Hemmschuh für das Engagement in Deutschland sehen sie vor allem in der zeitlichen Begrenzung des Aufenthalts.

"Indische IT-Spezialisten ziehen es eindeutig vor, in den USA zu arbeiten, weil dort die Aufenthaltsgenehmigung nicht auf fünf Jahre beschränkt ist", bringt S. Ketharaman, Country Manager Deutschland der Ramco Systems Limited, Delhi, die Stimmung auf den Punkt. Der Leiter der ersten deutschen Niederlassung von Ramco Systems in Frankfurt am Main erinnert sich zudem ungern an die Schwierigkeiten mit deutschen Behörden, als er sich im Sommer 2000 erstmals nach den Bedingungen für die Erteilung einer Green Card erkundigte. Auf Ämtern habe er häufig erfahren, dass die betreffende Behörde selbst noch nicht wisse, wie die Green-Card-Initiative konkret umgesetzt werde. Inzwischen, so Ketharaman, habe sich die Situation aber verbessert. Für indische Softwarespezialisten mit Familie sei ein Green-Card-Aufenthalt in Deutschland selten attraktiv.

"Das deutsche Schulsystem unterscheidet sich grundsätzlich von der schulischen Ausbildung in Indien, die am britischen Modell orientiert ist", erläutert Ketharaman. Wer Kinder im schulpflichtigen Alter habe, wolle sich ungern darauf einlassen, dass sie sich nach wenigen Jahren wieder an ein völlig anderes schulisches Umfeld anpassen müssten. Das Thema Fremdenfeindlichkeit werde zudem in der indischen Presse genau verfolgt. Angriffe auf Ausländer spielten sehr wohl eine Rolle, wenn es um die Entscheidung über einen möglichen Deutschland-Aufenthalt indischer Softwarespezialisten gehe.