Indien - ein Kapitalismusmärchen

17.05.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Weltweit agierende Großkonzerne haben da weniger Berührungsängste. Die meisten Fortune-1000-Firmen beziehen schon jetzt Outsourcing-Dienste aus Indien, wo sie beispielsweise ihre Oracle-, SAP- oder Siebel-Anwendungen betreiben lassen. Ganze Geschäftsprozesse, etwa im Finanz- und Rechnungswesen, der Personalverwaltung oder dem Dokumenten- und Archivmanagement, wurden ausgelagert.

Zu den wenigen Problemen, die Firmen wie Satyam oder ihre Call-Center-Tochter Nipuna Services Ltd. haben, gehört die hohe Fluktuationsrate der Mitarbeiter. Die beträgt in den beiden Firmen zwischen 15,5 und 24 Prozent. Hinzu kommen satte jährliche Gehaltserhöhungen. Satyam-Personalchef Hari T sagt, sein Unternehmen müsse im laufenden Geschäftsjahr die Personalkosten um 18 bis 19 Prozent anheben. Wegen solch großzügiger Vergütungen gebe es auch keinen Bedarf an Gewerkschaften. Der soziale Friede sei stabil, so der Manager weiter.

Eine Aussage, die ein wenig geschönt sein dürfte. Man erinnert sich noch an den Ministerpräsidenten des Staates Westbengalen. Dieser verkündete im vergangenen Dezember rundweg, dass Streiks und Gewerkschaftsaktivitäten in der IT-Branche nicht opportun seien, schließlich wolle man die Hoffnungsbranche Indiens nicht gefährden.