UPPS von Schneider & Koch macht LAN-Controller Multiprotokoll-fähig

In modernen Netzwerken ist Protokollvielfalt das A und O

30.08.1991

Hochleistungsnetzwerke haben sich in der DV-Welt längst erfolgreich durchgesetzt. Ihr Vorteil, aufgrund der Multiprotokoll-Fähigkeit vielfältig einsetzbar zu sein, macht sie bei vergleichsweise günstigen Preisen zu starken Konkurrenten für die klassischen DV-Systeme, die sie immer häufiger bei Neuinstallationen verdrängen.

In den seltensten Fällen lassen sich Netzwerke auf der grünen Wiese installieren. Meistens müssen sie ältere DV-Strukturen ablösen und existierende - zumindest in Form ihres Datenbestands - integrieren. Um als Integrator eines DV-Gesamtsystems verstanden und eingesetzt zu werden, sollte das Netzwerk der 90er Jahre ein Maximum an Heterogenität und Flexibilität bieten. Grundlage dafür ist die Connectivity, also die Kommunikationsfähigkeit der verwendeten LAN-Komponenten. Diese müssen beim Aufbau heterogener Netze eine große Multiprotokoll-Fähigkeit und Topologie-Unabhängigkeit zulassen.

Bekanntlich existieren in der LAN-Welt eine Vielzahl von Industriestandards. So werden neben den untereinander inkompatiblen physikalischen LAN-Topologien Ethernet, Token-Ring und FDDI für die Kommunikation im LAN mehrere ebenfalls grundsätzlich unterschiedliche Kommunikationsprotokolle verwendet.

Das im Bereich der PC-Vernetzung führende Betriebssystem Netware zum Beispiel benutzt zur Kommunikation zwischen Netware-Fileserver und -Arbeitsstationen die XNS-Protokolle IPX und SPX. Die Netware-Alternative LAN Manager verwendet dagegen NDIS/Netbeui. Unix-Rechner kommunizieren mit den TCP/IP-Protokollen des US-Verteidigungsministeriums, in der DEC-Welt wird Decnet/PCSA eingesetzt, und bei Fertigungssteuerungsanlagen (MAP, CIM) haben sich die OSI-Protokolle etabliert.

Beim Aufbau eines heterogenen Netzes muß es deshalb oberstes Ziel sein, auf möglichst viele dieser Kommunikationsprotokolle Zugriff zu haben, um so von einem Arbeitsplatz aus Zugang zu den unterschiedlichen im LAN integrierten Computer-Ressourcen zu erhalten. Darüber hinaus kann ein LAN nur dann als wirklich heterogen bezeichnet werden, wenn es in der Lage ist, die gängigen LAN-Topologien zu integrieren.

Der LAN-Interessent sollte also bei der Entscheidung für ein Netzwerk die Connectivity-Fähigkeiten der in Frage kommenden Produkte untersuchen. Die von Schneider & Koch entwickelte Connectivity-Strategie UPPS (Universal Portable Protocol Stack) hat das Ziel, die LAN-Controller Multiprotokollfähig zu machen. Der zu diesem Zweck entwickelte UPPS-DLI-Treiber erlaubt den parallelen Einsatz von gegenwärtig mindestens vier Kommunikationsprotokollen.

Der UPPS-DLI-Treiber bildet als einziger von der Hardware abhängige Teil den zentralen Baustein eines Multiprotokoll-Stacks. Die Protokolltreiber greifen nicht mehr direkt auf die Hardware zu, sondern können sich der Dienste des einmal im Speicher installierten UPPS-DLI-Treibers bedienen. Dadurch werden die Werte der Performance deutlich gesteigert, wobei der Treiber nur knapp vier KByte Hauptspeicher in Anspruch nimmt und von seiner Programmierschnittstelle her die Entwicklung aufsetzender Protokolltreiber oder Applikationen ermöglicht.

Mit UPPS kann der PC im LAN auf die Bedürfnisse des Arbeitsplatzes angepaßt und entsprechend ausgestattet werden. Die freie Auswahlmöglichkeit der Kommunikationsprotokolle bietet darüber hinaus eine hohe Sicherheit der Investitionen von heute für die Netzlösungen von morgen, da bei Erweiterungen des Netzes oder Umstellungen auf ein anderes Netzwerk-Betriebssystem (zum Beispiel von Netware auf LAN Manager oder umgekehrt) nicht die Hardware ausgetauscht werden muß.

UPPS stellt den PC-Benutzer in den Mittelpunkt des Netzes, macht seinen Rechner zur individuellen Multiprotokoll-Plattform, von der aus Zugriff auf alle komplexen innerbetrieblichen Datenflüsse und unterschiedlichen Computerressourcen möglich ist. De facto erhält der Benutzer aus seinem Netz heraus Zugang zu allen Bereichen einer Firma, etwa

- den unter Netware oder LAN Manager vernetzten PCs in Verwaltung und Lager (IPX/SPX, NDIS/Netbeui),

- den Workstations für CAD/CAM-Anwendungen unter Unix (via TCP/IP oder NFS),

- den Minicomputer in der Produktionsplanung und -steuerung (DEC-Umgebung) sowie - in Zukunft auch auf die automatischen Steuerungsanlagen in den Produktionshallen (ISO-Protokolle).

Der parallelen Unterstützung verschiedener Kommunikationsprotokolle kommt im heterogenen Netzwerk entscheidende Bedeutung zu. Auch Novell hat das erkannt und unterstützt in der neuesten Version Netware 3.11 durch die Schnittstelle ODI (Open Data Link Interface) mehrere Transportprotokolle im Netware-Fileserver. Damit werden in Zukunft Benutzer der verschiedensten Rechnerumgebungen in die Lage versetzt, auf den Netware-Fileserver zuzugreifen.

Erst die Unterstützung unterschiedlicher Protokolle am Arbeitsplatz gibt dem Benutzer jedoch die Freiheit, von seinem Arbeitsplatz aus alle Bereiche des heterogenen Netzes zu erreichen.

Zur Integration der verschiedenen LAN-Topologien in das heterogene Netz existieren Router, die Netzwerke mit unterschiedlicher physikalischer Topologie verbinden. Bei der Auswahl des Routers sollte allerdings darauf geachtet werden, ob der Router mehrere Protokolle realisiert. Der RISC-Router von SK integriert Ethernet, Token-Ring, FDDI und ISDN. Derzeit werden die Routing Protokolle IPX und TCP/IP unterstützt. Durch ihre Implementierung auf dem RISC-Prozessor AM29000 lassen sich im Rahmen der UPPS-Strategie beide Routing-Protokolle gleichzeitig abwickeln. Die Integration weiterer Protokolle wie zum Beispiel Decnet/PCSA und Appletalk ist in Vorbereitung. Als Basis für den Router wird PC/AT-Hardware verwendet.