In-Memory-Computing, ein alter Hut?

08.09.2011
Den Hype rund um In-Memory-Computing sehen CW-Leser kritisch. Die Techniken seien nicht neu, so der Vorwurf. Allerdings gibt es durchaus Interesse an Details.

Für SAP ist der Weg offensichtlich klar vorgezeichnet: Alle Produkte aus Walldorf sollen künftig auf Basistechniken rund um In-Memory-Computing ausgerichtet werden. Das haben die Strategen des deutschen Softwarekonzerns in der Titelgeschichte aus der computerwoche 35/2011 eindeutig signalisiert. Die Erwartungen sind hoch. Nichts Geringeres als ein neues IT-Zeitalter soll damit eingeläutet werden.

Das sieht man auf Anwenderseite deutlich skeptischer. "Was ist hier neu?", fragt ein CW-Leser in einem ausführlichen Kommentar zur Titelgeschichte. "Was hier Berater, Vertrieb und so genannte Technologie-Consultants wieder verkaufen, gibt es schon lange." Hier werde In-Memory-Computing mit ein paar zusätzlichen Buzzwords gewürzt und als Top-Neuheit auf den Markt geworfen.

Allein bei den Worten "großes Potenzial" und "Echtzeit" sollten die Warnlampen angehen, heißt es in der Kritik. Potenzial bedeute, dass die Technik erst in Zukunft irgendwann einmal laufen werde. Von Echtzeit ist man aus der Sicht des CW-Lesers in der heutigen IT weit entfernt. Realtime mit Geschäftsdaten funktioniere jedenfalls nicht mit Daten aus dem Tagesgeschäft. Hier werde es wohl immer eine Verzögerung von einem Tag geben. Das Fazit des CW-Lesers lautet: "Wer bereit ist, immer viel Geld zu investieren, wird bei richtiger Beratung stets performante Systeme erhalten."

"Das sehe ich auch so", bestätigt ein anderer Skeptiker im CW-Leserforum. Dass man versuche, den Speicher seines Servers voll auszunutzen, sei eine absolute Selbstverständlichkeit. In-Memory-Datenbanken zögen ihren Geschwindigkeitsvorteil aus einem reduzierten Funktionsumfang und einer vereinfachten Datenhaltung.

Die Berichterstattung der computerwoche wird an dieser Stelle kritisiert: Der Autor gehe zu wenig darauf ein, was In-Memory-Datenbanken von herkömmlichen Datenbanken unterscheide, moniert der CW-Leser. "Es wäre interessant zu wissen, wie SAP diese Technik einsetzt." Dann wäre ein Urteil über das Potenzial des Ansatzes leichter gefallen. Der Leser empfiehlt, tie-fer in die Technik einzusteigen und sich weniger auf das Urteil so genannter Experten zu verlassen.

Die Reaktionen zeigen, dass das Thema offenbar interessiert. Wir werden uns bemühen, weitere Informationen und interessante Geschichten zu In-Memory-Techniken zu veröffentlichen. (ba)