Auffächerung des Gerätespektrums für das Benda-Konzept:

In Leonberg verdrängte System 6 IBMs 8100

20.11.1981

Die Basis für den Verbund zwischen zentralen und dezentralen Verarbeitungsformen im Rahmen des Benda-Projekts (Benutzerorientierte Datenverarbeitung), das im Bereich des Regionalen Rechenzentrums Mittlerer Neckar (RRZ MN) "vorreitend" realisiert wird, ist verbreitert worden. Anstelle der ursprünglich vorgesehenen 8100 von IBM wurde für die obere Anwenderklasse das System 6 von Honeywell Bull in das Gerätespektrum aufgenommen. Erster Anwender ist die Stadt Leonberg.

Die RRZ MN GmbH wurde 1971 gegründet. Gesellschafter sind die fünf Landkreise der Region Mittlerer Neckar. Das Rechenzentrum ist mit einer IBM/370-158 und einen BASF 7/70 (Hitachi) bestückt. Die Gesellschaft bietet Stapelprogramme für verschiedene kommunale Aufgaben wie Finanz-, Personal- oder Sozialwesen an.

Das Benda-Konzept ist anwendergrößenneutral und sieht die dezentrale Installation von Verbundsystemen in den Kommunen vor, die online über eine Wähl- oder Standleitung mit dem Rechenzentrum in Stuttgart verbunden werden. Vorgesehen ist, bestimmte Daten redundant, sowohl im Rechenzentrum als auch auf dem dezentralen Verbundsystem zu speichern.

Für die Benda-Konzeption wurden drei Benutzergruppen definiert, für die man nach einer geeigneten Geräteausstattung Ausschau hielt. Am besten schnitten das System 1505 von ICL (für Anwender im Krankenhausbereich mit einem Bildschirmarbeitsplatz), die 8850 von Nixdorf (drei bis zehn Arbeitsplätze) sowie IBMs 8100 (acht bis zwanzig Datensichtgeräte) ab. Schwierigkeiten hatte die Stadt Leonberg mit der 8100.

So entschloß sich das RRZ MN, als Alternative für die 8100 das System 6 von Honeywell Bull zu nehmen. Die Anlage erfüllt Benda-Forderungen wie Rechnerverbund über Telefon, HfD, Datex-L oder Datex-P sowie V.24-/V.28-Schnittstelle und asynchrones Übertragungsverfahren für Fremdanschlüsse wie Lesepistole, Waage und grafische Datenausgabe.

Während die 8100 ab etwa 10 Bildschirmarbeitsplätzen eine wirtschaftliche Alternative zu der 8850 gewesen wäre, ist durch das Umsatteln auf das System 6 die Situation eingetreten, daß bereits bei drei angeschlossenen Bildschirmen die Hersteller Nixdorf und Honeywell Bull miteinander konkurrieren.

Die Marketing-Konzepte von Honeywell Bull und Nixdorf unterscheiden sich in einem Punkt grundsätzlich. Während die Kölner mit dem System 6 alle Aufgabenbereiche abdecken, bieten die Paderborner hierfür verschiedene spezialisierte Systeme (8840/8850/8870) an. Dem theoretischen Argument, daß jedes spezialisierte System die ihm zugesagte Aufgabe besser erfüllen kann als ein universelles, hält Dors entgegen, daß eine Vielfalt inkompatibler Systeme in den Verwaltungen schwieriger zu beherrschen sei.

Die Geräte- und Konzeptalternativen sollen einer ungewollten Einschränkung kommunaler Organisationsentscheidungen entgegenwirken. Sie haben aber für das Rechenzentrum personelle und damit kostenmäßige Konsequenzen. "Der starke Anstieg der Anzahl der Programme", gibt Dors zu bedenken, "die von unseren Mitarbeitern zwecks Einführungs- und Umstellungsunterstützung beherrscht werden müssen, läßt die Grenzen einer Gerätevielfalt deutlich werden."

Das in Leonberg im April 81 installierte System 6/43 hat 512-KB- Hauptspeicher, 67-MB-Festplatten- und 13-MB-Wechselplatten-Kapazität, zwei Disketten-Laufwerke, einen Zeilendrucker (240 Zeilen pro Minute) und elf Bildschirme. Bis Januar 82 sollen weitere sechs Datensichtgeräte und drei Arbeitsplatzdrucker hinzukommen. Bildschirme stehen in Kämmerei, Steuerabteilung, Kasse, Haupt- und Ordnungsamt sowie in der Paß- und Bußgeldstelle. Für die Stadt Leonberg sieht Oberbürgermeister Dr. Ortlieb eine wesentliche Rationalisierung der Verwaltungsabläufe durch die Verknüpfung mit anderen Organisationstechniken (Text und Datenverarbeitung) sowie durch schnellere zentrale Auswertungen. Mit dem gleichen Personal ließen sich mehr Verwaltungsaufgaben erledigen.