In Frankreich boomt das Servicegeschäft

21.02.2007
Die Grande Nation glänzte 2006 mit den besten Wachstumszahlen in Europa. Die gute Nachfrage hält an.

"Vive la France!” erklang es zum Jahreswechsel in einigen Chefetagen großer, internationaler IT-Serviceanbieter. Während viele Anbieter mit schwierigen Geschäften in Großbritannien, Italien, Skandinavien und Deutschland zu kämpfen hatten, präsentierte sich Frankreich als dankbares Jagdrevier für heimische und ausländische IT-Service-Provider. Das zeigen die guten Ergebnisse der lokalen IT-Dienstleister und die zunehmenden Akquisitionen.

Doch was ist der Grund für das Wachstum? GFI Informatique, das auf ein organisches Wachstum von fünf Prozent im vergangenen Jahr verweisen kann, verzeichnete steigende Nachfrage nach SAP- und Oracle-Migrationsprojekten sowie nach Beratungsaufträgen für Kreditkarten-Abrechnungen, Kundenbindungsprogramme sowie das Projekt-Management. Steria legte im vierten Quartal 2006 um 13 Prozent zu. Der Erfolg wurde von einer steigenden Nachfrage nach Managed Services (plus 16 Prozent) sowie Consulting- und Integrations-Vorhaben (plus elf Prozent) getragen.

“Der französische Markt hat 2006 ein Boomjahr erlebt. Wir sind im vergangenen Jahr um neun Prozent gewachsen und erwarten für 2007 die gleiche Steigerungsrate. Wir haben 2.500 neue Mitarbeiter in Frankreich eingestellt und planen 2007 mit genauso vielen neuen Stellen", verriet Didier Zeitoun, CEO von Atos Origin in Frankreich, dem Brancheninformationsdienste "Computerwire" (siehe auch "Atos Origin geht auf Diät"). Das starke Wachstum erstrecke sich über alle Servicethemen, also über Beratung, Integration und Betrieb. Gesucht seien aber vornehmlich Berater mit SAP-Know-how, so Zeitoun: “Die Branche, die am meisten nachfragt, ist die öffentliche Hand. Viele Regierungsstellen modernisieren ihr IT." Gute Geschäfte mache Atos Origin zudem mit der Gesundheitsbranche. Generell seien aber alle Industriezweige bemüht, ihre laufenden Betriebskosten in der IT zu senken um mehr Spielraum für neue Projekte zu schaffen.

Stanislas de Bentzmann, co-CEO beim Infrastruktur-Beratungshaus Devoteam, ergänzte: “Frankreich ist stark, aber im gesamten West-Europa gibt es derzeit enorme Investitionen in IT-Services. Firmen wie Vodafone, Societe Generale und France Telecom wachsen weltweit und müssen ihre IT erneuern, um die Governance, Produktivität, Qualität der Services sowie den Return in Investment zu verbessern.”

Laut Erhebung der Marktforscher von Datamonitor ist Frankreich der drittgrößte Markt für IT-Dienstleistungen nach Großbritannien und Deutschland (Siehe auch "Service: Fressen oder gefressen werden"). Für 2007 prognostiziert das Institut ein Wachstum von sechs Prozent auf 25,3 Milliarden Dollar. Capgemini und Atos Origin sind die größten Anbieter des Landes. Mit großem Abstand folgen Sopra und Steria sowie GFI Informatique, Groupe Open, Bull, Osiatis-Focal und Devoteam. Atos-Origin-CEO Zeitoun bezeichnete IBM Global Services, Accenture und Capgemini als die wichtigsten Konkurrenten.

Der Markt ist stark fragmentiert. Capgemini, größter Anbieter des Landes, kann lediglich auf anteilige neun Prozent verweisen. Die zehn größten IT-Dienstleister kommen laut Datamonitor zusammen auf 30 Prozent. Ein Grund dafür ist, dass große internationale Anbieter wie IBM Global Services und EDS keine bedeutende Rolle in Frankreich spielen. Aufgrund der besonderen Bestimmungen bei der Mitarbeiterübernahme und der großen Widerstände der Gewerkschaften gegen Auslagerungspläne haben sie keine großen Outsourcing-Deals in Frankreich angestrebt. (jha)