In der Volksrepublik hat Windows Absatzprobleme Bei Betriebssystemen weicht China nicht vom Unix-Kurs ab

11.03.1994

HONGKONG (IDG) - Die Volksrepublik China bereitet sich auf eine DV-Zukunft vor, die von Unix-Systemen bestimmt sein soll. Trotz einiger Rueckschlaege halten die dort zustaendigen Behoerden an ihrer 1992 zugunsten des Multiuser-Betriebssystems getroffenen Entscheidung fest.

Auf den Weg gebracht wurde die Unix-Einfuehrung vor zwei Jahren durch die Gruendung der Unix System Technology China Corp (USTC), an der der damalige Unix-Lizenzgeber Unix System Laboratories (USL) mit 30 Prozent, eine Reihe chinesischer Unternehmen mit zusammen 40 Prozent und die Deshi Development Group aus der britischen Kronkolonie Hongkong mit weiteren 30 Prozent beteiligt sind. Die Aufgabe des Joint-ventures ist es, Unix in China zu etablieren.

Dabei erlitt USTC einige Rueckschlaege, die sich vor allem durch die internationalen Unix-Turbulenzen des vergangenen Jahres erklaeren. Dazu zaehlt in erster Linie, dass der Verkauf von USL an Novell zu einer fast einjaehrigen Unterbrechung der bisherigen Kooperation fuehrte. Auch die Schaffung von neuen Standards wie dem Common Desktop Environment (CDE) hat die USTC zurueckgeworfen, da nun eine eben fertiggestellte Benutzerumgebung an die neuen Regeln angepasst werden muss.

Dennoch kann USTC inzwischen einige Erfolge vermelden. So hat das Joint-venture inzwischen eine chinesische Variante von Unix V.4.2 freigegeben. Als ersten Kunden, der das Produkt auf breiter Basis einsetzen will, wurde die Industrial and Commercial Bank of China gewonnen, die zu den groessten Finanzinstituten der Volksrepublik zaehlt. Ausserdem sind in China derzeit 30 Distributoren und sieben Schulungszentren fuer USTC taetig.

Wichtiger fuer den Unix-Erfolg in China ist jedoch, dass die Rueckschlaege des vergangenen Jahres die positive Einstellung der politischen Entscheidungstraeger nicht veraendert haben. Als Schluesselfigur gilt hier Yang Tianxing, der DV-Direktor im Ministerium fuer die Elektronische Industrie. Seine ungebrochene Unix-Begeisterung ruehrt von einem vor Jahren absolvierten Lehrgang her, der vom frueheren USL-Besitzer AT&T gesponsert wurde.

Wie entscheidend die Unterstuetzung hochrangiger Funktionaere sein kann, zeigt der Misserfolg von Microsoft mit Windows 3.1. Das Unternehmen hatte es abgelehnt, bei der Entwicklung der chinesischen Version den Rat der zustaendigen Beamten einzuholen. Deren Behoerden behindern nun die Markteinfuehrung der Benutzerumgebung.