B-to-B-Summit der Delphi Group in Florida

"In der Supply-Chain fehlen noch einige Kettenglieder"

22.12.2000
AMELIA ISLAND (IDG) - Wenn es darum geht, Online-Marktplätze aufzubauen, klaffen noch große Lücken zwischen Marketing-Anspruch und Realität. Dies war der Tenor auf dem B-to-B-Summit der Delphi Group in Florida.

Trotz aller Publicity über Lieferketten-Effizienz von Marktplätzen und privaten B-to-B-Integrationsprojekten ist das Web noch immer Jahre davon entfernt, sein volles Potenzial als gemeinsames Geschäfts-Tool auszuschöpfen. Das war zumindest der Konsens des B-to-B-Summit der Delphi Group, der kürzlich in Florida stattfand. Nach Ansicht von Shikar Ghosh, Präsident des Portalsoftwareanbieters Ibelong aus Waltham, Massachusetts, sind daher die meisten Unternehmen, die sich ins Web wagen, um Geschäfte zu machen, zum Scheitern verurteilt - Pokerpartien böten vergleichsweise bessere Erfolgschancen. Und sollten Betriebe durch das Internet tatsächlich Einsparungen im Vertrieb realisieren können, wie der Computer-Hersteller Dell beispielsweise, so sehen sie oft im Anschluss die Gewinnspanne ihrer Produkte schrumpfen.

Die im Internet lauernden Gefahren skizzierte Ravi Kalakota, Vorsitzende von Hsupply.com aus Atlanta anhand seiner eigenen Firma: Der elf Monate alte B-to-B-Marktplatz für Unternehmen des Gastgewerbes hatte vor kurzem seine Geschäfte niedergelegt. Dabei war es der Firma mit 90 Angestellten gelungen, 400 Hotels als registrierte Nutzer zu gewinnen. Aber die Handelplattform mit Profit zu betreiben war schwierig und teuer. So erforderten die Systeme etwa viel Handarbeit im Backend-Bereich, um Rechnungen und Aufträge für Kunden zu erstellen.

Außerdem hatte die Marktplatzsoftware Schwierigkeiten mit Nachbestellungen oder Aufträgen, an denen verschiedene Lieferanten beteiligt waren. Die Web-basierte Technik sei einfach noch nicht ausreichend automatisiert, um etwa Rechnungen und Aufträge in Einklang zu bringen, erklärte Kalakota.

Unternehmen, die aus den dargestellten Gründen in Erwägung ziehen, am besten gleich die Finger von Web-basierten Lieferketten zu lassen oder auf fortschrittlichere Systeme zu warten, setzt aber der Konkurrenzdruck die Pistole an die Brust. Denn nach Ansicht von Debin Benish, Berater bei der Delta Systems Group, sind die Einsparungen durch den Einsatz von B-to-B-Anwendungen oft kaum noch als Wettbewerbsvorteil zu sehen. Es handle sich vielmehr um einen Preis, der gezahlt werden muss, um geschäftsfähig zu bleiben. Für Unternehmen, die nicht auf die Herausforderung reagieren, könnte es bald ein böses Erwachen geben.