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In der Politik steckt CRM noch in den Kinderschuhen

16.10.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Web-Präsenz ist nicht nur für Unternehmen ein Muss - auch Politiker, Verbände und Behörden sind mittlerweile im Internet vertreten. Dabei orientieren sich die politischen Akteure in Deutschland an dem Muster klassischer E-Commerce- Geschäftsmodelle. Einer Studie von Accenture und des Online-Politikmagazins "politik-digital" zufolge liegt den meisten Web-Auftritten der bundesweit agierenden Parteien und Politiker sowie Behörden, Verbänden und Nicht-Regierungsorganisationen das Modell des vertikalen Marktplatzes zugrunde - in der Geschäftswelt eine Online-Plattform, die auf eine bestimmte Branche spezialisiert ist wie zum Beispiel der Büroartikelhändler staples.com.

In der politischen Welt beschränkt sich die Internet-Präsenz auf ein bestimmtes Sachgebiet oder dient der ideologischen Abgrenzung. Ziel ist es dabei - ähnlich wie beim geschäftlichen Marktplatz -, Interessen zu bündeln, um eine gestiegene "Nachfrage" nach einem bestimmten Thema zu demonstrieren und ein entsprechendes "Angebot" seitens der Politik zu erwirken.

An zweiter Stelle liegt das Modell "Direktvertrieb", wie es etwa der PC-Anbieter Dell im Geschäftsleben praktiziert. Knapp ein Viertel der politischen Internet-Auftritte basieren auf dem Prinzip des direkten Austauschs zwischen "Anbieter" und "Kunden". Vor allem bei Parteien, Mitgliedern des Bundestages und Gewerkschaften ist diese Form beliebt.

Allerdings werden die Möglichkeiten zu Kommunikation und Interaktion, die das Internet bietet, kaum ausgeschöpft. "Wirksame Instrumente der Kundenbindung werden noch viel zu wenig eingesetzt", beschreibt Holger Bill, Accenture-Geschäftsführer im Bereich öffentliche Verwaltung. So verfügten zwar 15 Prozent der untersuchten Sites über Cookies, diese würden aber nur in Ausnahmefällen zur Personalisierung genutzt. Auch andere Methoden des Customer-Relationship-Managements (CRM) wie Direct Mail, Online-Meinungsumfragen oder Newsletter seien in der Politik selten zu finden. Maßgeschneiderte Angebote gebe es - wenn überhaupt - nur bei Parteien und Nicht-Regierungsorganisationen.