Kommentar

In der Klemme

09.10.1998

Die Manager der zu fusionierenden Firmen Compaq und Digital stehen von allen Seiten unter Feuer. Extern, weil Unternehmen wie HP, IBM oder Sun die Zeit des Übergangs und der Verschmelzung nutzen dürften, um bei den Digital-Anwendern mit gezielten Verunsicherungsstrategien und betriebswirtschaftlich ansprechenden Migrationsangeboten zu räubern.

Intern, weil es ohne sehr schmerzhafte Personalentlassungen nicht gehen wird. Die fördern bekanntlich nicht gerade das Betriebsklima. Weder bei Digital, wo ein hoher Blutzoll zu zahlen sein wird, noch bei Compaq, wo sich Angestellte fragen, warum bei ihnen 5000 Leute gehen müssen, obwohl doch die Texaner Digital gekauft haben und nicht umgekehrt.

Insbesondere in Deutschland baut sich bei den Compaq-Mitarbeitern langsam, aber offensichtlich eine Stimmung auf, die brisant werden könnte. Wegen eines seit Monaten geltenden Einstellungsstopps muß die Stammbelegschaft teilweise massiv Überstunden leisten, ohne daß kurzfristig Abhilfe in Sicht ist. Indirekt machen Angestellte die Belegschaftsvertreter von Digital dafür verantwortlich, daß nichts voran und die Fusion hierzulande wie übrigens auch in Frankreich nicht über die Bühne geht.

Compaq-Chef Pfeiffer und sein mittleres Management müssen schnell handeln, wollen sie nicht verbrannte Erde bei sich und bei ihren Kunden vorfinden.jm