In den ISDN-Schnittstellen wird noch lange der Wurm stecken

24.10.1986

Die Vorstellung vom "big bang", dem Urknall, der den Aufbruch in die höheren Sphären der Büro- und Kommunikationstechnik einleiten sollte, ist einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen. Neben dem "immensen Investitionsaufwand für die Hard- und Software" sieht Horst G. Wermuth, Kommunikationsexperte von der Kraftwerk Union AG, das unbesehene Aufpfropfen der neuen Technik auf alte Organisationsabläufe als Problem an. Mit seiner Kritik mehr in "medias res" geht der Vorsitzende vom Verband der Postbenutzer, Wilhelm Hübner. Er beklagt unter anderem die fehlende Kompatibilität der Endgeräte aufgrund des noch nicht ausreichend definierten D-Kanal-Protokolls und der Unklarheit Ober die Schnittstelle auf der Nebenstellenseite. Einer schnellen Verbreitung von ISDN-Anwendungen stehe aber auch die Gebührenpolitik der Post entgegen. Mit monatlich 74 Mark sei bereits die Grundgebühr zu hoch. Trotz der Nachteile biete der Markt dem richtig beratenen Anwender aber "außerordentlich günstige Bedingungen". Es rechne sich, jetzt preisgünstig eine Anlage zu kaufen und die Entwicklung in Ruhe abzuwarten. Ebenfalls zu dem Schluß, daß man den Zug nicht verpassen darf, kommt das Vorstandsmitglied des Verbandes für Textverarbeitung und Bürokommunikation (VTV), Ekkehard Grenz. Der Anwender sei am besten beraten, wenn er "gleich in der Anfangsphase ein Projektteam ins Leben ruft, in dem Telekommunikation, Bürokommunikation und Datenverarbeitung gleich stark repräsentiert sind". Beim Wechsel von Analog- zu Digitalanlagen müsse zudem sorgfältig geprüft werden, ob der bisherige Lieferant auch wirklich adäquate Hard- und Software im Nicht-Sprach-Bereich biete; weiterhin müsse gefragt werden, woher die Zulieferungen stammten und wie langfristig die Verträge mit ten OEM-

Partnern ausgelegt seien.

Franz-Walter Wiest

Leiter Organisation Adidas Sportschuhfabriken, Adi Dassler Stiftung & Co. KG, Herzogenaurach

Der sich anbahnende strukturelle Wandel der Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft in eine Informationsgesellschaft erhebt die Bürokommunikation zu einer der zentralen Funktionen im betrieblichen Leistungsprozeß. Dabei wird Bürokommunikation als Oberbegriff für Tätigkeiten zur Beschaffung, Verarbeitung und Übertragung von

Informationen (Bilder, Sprache, Daten) verstanden, die zur Erbringung der Unternehmensleistung dienen.

Mit der angekündigten Einführung des Schmalband ISDN ab 1988 und dessen sukzessivem Ausbau zu einem Universalnetz ab 1992 wird die wesentliche infrastrukturelle Voraussetzung zur Bewältigung der anstehenden bürokommunikativen Aufgaben geschaffen. Das Szenario der totalen Digitaliserung aller Informationen, des universellen Multifunktionsterminals und eines Netzes für alle Kommunikationsbedürfnisse mit einem Anschlußstecker wird greifbar.

All diese euphorischen Erwartungen werden jedoch gedämpft durch eine Reihe offener Fragen:

- Ist die Bundespost in der Lage, die angekündigten Leistungen zeitgerecht und flächendeckend zur Verfügung zu stellen oder muß aus der zögerlichen Informationspolitik auf Verschiebungen geschlossen werden?

- Wie sehen die Abgrenzungen beziehungsweise Schnittstellen gegenüber bestehenden LANs und DV-Netzen aus?

- Orientieren sich die in England und USA zunehmend eingeführten schnellen privaten Netze an CCITT und ISDN-Standards, oder kümmern sich diese Länder darum so wenig wie um andere europäische Normungsbemühungen (zum Beispiel EAN).

Erst wenn diese und zahlreiche weitere offenen Fragen zufriedenstellend beantwortet sind, kann eine geschlossene pragmatische Planung der Bürokommunikation auf der Basis von ISDN erfolgen. Trotz allem müssen jedoch heute schon Schritte im Hinblick auf ISDN eingeleitet werden Bei Neuanschaffung oder Ersatzbeschaffung von Vermittlungsanlagen sind nur noch digitale Systeme unter strenger Beachtung der technischen Leistungsgrenzen zu wählen. Dabei kann derzeit der Markteintritt von neuen Anbietern wie zum Beispiel Ericsson oder Nixdorf kostenwirksam genutzt werden.

Wann immer möglich, sollten Terminalanbindungen über Telefondraht und nicht mehr über konventionelle Netze erfolgen. Zumindest sollte in konventionelle Netze nicht weiter investiert werden. Wesentlichste Auswirkung ist daß durch die mit Hilfe von ISDN möglichen schnellen Rechnerkopplungen der Weg zur "verteilten Informationsverarbeitung" endlich zur unabänderlichen Richtschnur der Kommunikations- und DV-Strategie geworden ist.

Ekkehard Grenz

VTV Vorstandsmitglied beim Verband für Textverarbeitung und Bürokommunikation e.V., Stuttgart

Die Ankündigungen von ISDN- und nur ISDN-vorbereiteten digitalen Nebenstellenanlagen sind 1985 vertauscht. Der Alltag des Verkaufens (mit sinkenden Preisen schon vor der ersten Auslieferung) und der umfassenden, deshalb dornenreichen Beratung ist eingekehrt. Obwohl dieser Alltag manche großartigen Vorstellungen zurechtgerückt hat, ist es ratsam, geradezu zwingend, als nächstes eine digitale Anlage zu bestellen und den sich bietenden größeren Einsatzbereich auszuloten.

Die von ihrer neuen, anwendungsseitig viel weiterreichenden Technik begeisterten Hersteller haben erkannt daß sich die Anlagen nicht so einfach im Nicht-Sprachbereich verkaufen lassen. Zu Fragen der Textverarbeitung, Datenverarbeitung und zu anderen Bürokommunikationslösungen bleibt mancher Verkäufer heute noch die Antwort schuldig und verweist auf seine Spezialisten. Die bisher durchgeführte Schulung bezieht sich offensichtlich mehr auf die Technik der neuen digitalen Anlage und ihren Einsatzbereich für das Telefonieren. Schon beim Anschalten einer schnittstellenkompatiblen Schreibmaschine eines anderen Herstellers tun sich größere Probleme auf... Wie die Hersteller den großen Umschwung erfolgreich bewältigen wollen, ist für die Außenwelt noch nicht sichtbar geworden. Die Stäbe der Hersteller hatten offensichtlich bis Mitte 1986 noch alle Hände von zu tun, um in Verbandssitzungen die Übergangsschnittstelle UP o zu schaffen, denn die So- und UK o Schnittstellen werden vor 1988 von keinem der Hersteller lieferbar sein. Wichtig ist, daß herstellerspezifische Schnittstellen in solche nach So umgerüstet werden können. Die transparente Durchschaltung der genormten Schnittstellen des öffentlichen ISDN bis hin zum Teilnehmerendgerät nach den Festlegungen der Post ist eine absolut notwendige Eigenschaft.

Der Anwender sollte sich hieran nicht stören. Er wird zwar gleich von der Post für die Einheitssteckdose mit 54 Mark im Vergleich zum Telefondoppelanschluß von 40 Mark zur Kasse gebeten. Dies beeinträchtigt die Wirtschaftlichkeit kaum. Für ihn ist nicht so wichtig, wenn er zuerst mit UP o nur vier der sonst möglichen acht Stationen dadurch anschließen kann. Für den Anwender ist es eine Beruhigung, wenn der Hersteller seiner Wahl ISDN-Protokolle und die zahlreichen Funktionseigenschaften mit einem Test und durch modellhafte Simulation vorher ausprobieren kann.

Der Anwender sollte beim Wechsel von Analog- zu Digitalanlagen besser sorgfältig prüfen, ob sein bisheriger Lieferant auch wirklich adäquate Hardware und Software im Nicht-Sprachbereich bietet, woher die Zulieferungen stammen und wie langfristig die Verträge mit den OEM-Partnern ausgelegt sind. Wichtig ist auch, ob die ISDN-Anlage einen LAN-Anschluß ermöglicht. An diesen beiden Punkten scheiden sich schon die Geister.

Der Anwender sollte die organisatorischen Vorbereitungen auch nicht auf den Schultern eines einzelnen Telekommunikationsspezialisten abladen. Er wird sich zwar bei der einen oder anderen Teillösung wie zum Beispiel Telefax-Anschluß oder Betriebsdatenerfassung oder Anwesenheitszeiterfassung hindurchwinden können. Bei Daten- und Textkommunikation, bei Electronic Mail nach X.400 steht er jedoch vor weit größeren Hindernissen, die nach Reorganisation verlangen. Für jede Anwendung können leicht andere Endgeräte und Server optimal sein. Jede Anwendung erfordert eine sorgfältige Planung, Entwicklung mit Ablaufprozeduren, Erprobung und Überwachung. Mischkommunikation, die mit ISDN-Anlagen möglich wird, will gestaltet und organisiert sein. Wer dies oberflächlich macht, wird einen "Misch-Masch" erleben. Er kann auch nicht einfach darauf vertrauen, daß jedes Multiterminal alles kann.

Es gilt auch, die Grenzen einer ISDN-Anlage abzuschätzen. 2 mal 64 Kilobyte pro Sekunde bringen zwar eine stattliche Beschleunigung, sind aber normalerweise nicht ausreichend, wenn - meist nicht gleich, aber irgendwann später - nicht-codierte Informationen (zum Beispiel elektronisch geführtes Archiv) über die Leitungen zu dezentralen Arbeitsplätzen geschickt werden sollen.

Selbst wenn der Probebetrieb 1986 bis 1988) und die Einführungsphase von ISDN (1 988 bis 1993) planmäßig verlaufen werden - wovon derzeit ausgegangen werden kann -, sollte der Anwender daraus nicht den voreiligen Schluß ziehen, daß er sich Zeit lassen könne und ein langsamer, schrittweiser Ausbau ausreiche. Zu viele Schritte bringen zu viele Anpassungen und Änderungen und damit Unruhe im Betrieb. Er ist besser beraten, wenn er gleich in der Anfangsphase ein Projektteam ins Leben ruft, in dem Telekommunikation, Bürokommunikation und Datenverarbeitung gleich stark repräsentiert sind.

ISDN ist nicht nur in Sicht und mit dem Hersteller-Trommeln auch hörbar, es schreitet die Verwirklichung mächtig, voran. Die Teilnutzung wird 1987/88 mit Sicherheit schon wesentlich größer sein als 1986.

Horst G. Wermuth

Leiter des Placom-Projektes bei der Kraftwerk Union AG, Mülheim/Ruhr

Die internationale ISDN-Norm (ISDN = Integrated Services Digital Network/diensteintegrierendes digitales Nachrichtennetz) wurde Ende 1984 verabschiedet. Etwa um die gleiche Zeit wurden in Deutschland erste ISDN-fähige Nebenstellenanlagen (wie zum Beispiel Hicom von Siemes) vorgestellt.

Dem ersten Eindruck der potentiellen Anwender nach verband sich mit der Einführung von ISDN die Vorstellung vom "big bang", dem Urknall, der den Aufbruch einleitet in die höheren Sphären der Büro und Kommunikationstechnik. ISDN verkörperte die Zukunft und die Lösung aller organisatorischen und sonstigen Probleme im Büro.

Die erste Euphorie wich jedoch schon bald, einer etwas nüchterneren Betrachtungsweise. Man begann, sich intensiv mit den Möglichkeiten der allem Anschein nach vielversprechenden neuen Technik, aber auch mit den sich daraus entwickelnden Problemen auseinanderzusetzen. Die technischen Möglichkeiten, die ISDN bietet, können folgendermaßen umrissen werden:

- schnelle Kommunikation, die damit billig in der Übermittlung sein sollte;

- störungsfreie Kommunikation, da Digitalisierung;

- gleichzeitige Nutzung mehrerer Kommunikationsarten (wie zum Beispiel Sprache und Text) über einen Kanal;

- eine einzige anzuwählende Nummer für alle Kommunikationsarten;

- im Einzelfall Kommunikationsfähigkeit/Kompatibilität zwischen unterschiedlichen Endgeräten;

Diese Punkte gelten sowohl für die interne wie die externe Kommunikation. Von der organisatorischen Warte aus eröffnen diese technischen Eigenschaften zum ersten Male die Möglichkeit, ein ganzheitliches System der Büro- und Datenkommunikation nicht nur zu konzipieren, sondern in der absehbaren Zukunft auch zu realisieren. Es bietet sich die Chance, den Taylorismus im Büro zu überwinden und unter Vermeidung von Medienbrüchen zu einer durchgängigen Vorgangsbearbeitung auf der elektronischen Ebene zu kommen, mit allen Konsequenzen für die Motivation der Mitarbeiter, Rationalisierungserfolge etc.

Den großen Möglichkeiten stehen aber auch Risiken gegenüber. Ohne die technischen Probleme bei der Einführung geringschätzen zu wollen, kann man wohl doch davon ausgehen, daß sie lösbar sein werden. Weitere Schwierigkeiten werden vor allem gesehen bei der organisatorischen Umsetzung der Technik, die weitreichende Begleitmaßnahmen und organisatorisches Umdenken erfordert. Hier ist das Management gefordert. Es sollte jedenfalls nicht dazu kommen, daß (wie bisher so oft) die neue Technik unbesehen der alten Organisation und den alten Abläufen aufgepfropft wird. Risiken liegen aber auch in dem immensen Investitionsaufwand für Hardware und Software und zum anderen in dem heute noch nicht vorhersehbaren Aufwand für Organisation und Änderung von Arbeitsabläufen und Arbeitswissen. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Tatsache, daß das neue System häufig ein noch funktionierendes System (beziehungsweise mehrere Teilsysteme) ersetzen soll.

In diesem Zusammenhang sollte noch auf das Thema "Wirtschaftlichkeit" eingegangen werden. Im Werk Mülheim der Kraftwerk Union wurde vor kurzem eine Kommunikationsanalyse mit dem Instrument Plakom durchgeführt, die letztendlich zu der Aussage kam, daß im Bereich Büro- und Kommunikationstechnik ein Ratio-Potential darauf wartet, ausgeschöpft zu werden. Die zugrunde liegende Prämisse dabei war, daß ein umfassendes Kommunikationssystem (sowohl extern als auch intern) entweder vorhanden ist oder eingerichtet wird" Übersetzt heißt das, daß nur durch ISDN mit seinem umfassenden Anspruch (ganzheitliches Konzept) dieses Potential ausgeschöpft werden kann. Andere Möglichkeiten oder Wege sind zur Zeit nicht in Sicht.

Zwischenschritte in Form von Insellösungen, Beschränkung auf einzelne ausgewählte Prozesse oder auch Abteilungen stellen zwar (und das liegt eben in ihrem Charakter als Zwischenschritte) einen Bruch im System dar; sie können aber trotzdem sinnvoll sein, da sie einmal für sich genommen schon wirtschaftlich sein können und zum anderen mit dem Nachweis der technischen und organisatorischen Machbarkeit den Weg ebnen zu der von ISDN verkörperten Zielvorstellung. Unter diesen Gesichtspunkten sind in Mülheim mehrere Projekte ausgewählt und in Angriff genommen worden.

Und wie sieht der weitere Weg in Richtung ISDN aus? Es ist nicht so sehr eine Frage der Entscheidung, ob ISDN kommt oder nicht; das vorhandene Ratio-Potential läßt an sich nur noch die Frage zu, wann die Einführung stattfindet. Dieser Schritt liegt für das KWU-Werk in Mülheim wie für das Gros der Anwender bestimmt noch zwei bis drei Jahre in der Zukunft. Das ist sicher auch gut so; denn in der Zwischenzeit können weitere Teilschritte und vorbereitende Maßnahmen ergriffen werden. Dabei sollte stets die Kompatibilität mit dem zukünftigen System im Auge behalten werden. Nur teiloptimierende Insellösungen, die unter dem Zwang des Wirtschaftlichkeitsnachweises entstehen, sollten vermieden werden, wenn sie später nur schwer ins Gesamtsystem passen. Welche Auswirkungen ISDN im einzelnen haben wird, ist heute noch nicht ganz abzusehen; gewiß ist nur, daß ISDN kommen wird und daß es die Bürolandschaft auf mannigfaltige Weise verändern wird.

Wilhelm Hübner

Vorsitzender des Verbandes der Postbenutzer, Offenbach am Main

Durch eine total überzogene Werbung für ISDN und ISDN-Kommunikationsanlagen wurde eine Erwartungshaltung geschaffen, der nun niemand entsprechen kann. Bei allen Vorteilen, die ISDN einmal bieten wird, darf nicht übersehen werden, daß auch viele Nachteile bestehen.

Da das D-Kanal-Protokoll noch nicht ausreichend definiert ist und noch nicht einmal Einigkeit darüber besteht, welche Schnittstelle auf der Nebenstellenseite realisiert wird, ist eine Kompatibilität der Endgeräte zur Zeit nicht gegeben. Derzeit kann zu wirtschaftlich zumutbaren Bedingungen weder eine bedienungslose Unteranlage angeschlossen, noch eine amtsberechtigte Querverbindung realisiert werden, wenn beide Anlagen digital durchschalten. Einige "digitale" Anlagen können weniger als die "analogen" Vorgänger, in nicht weniger Fällen macht die Post die Anschaltung neuer Anlagen davon abhängig, daß der Teilnehmer zusätzlich die Kosten für NLT-Verstärker (monatlich 12 Mark) für Amtsund Nebenanschlußleitungen trägt, nicht zuletzt fehlt für die eventuelle Umrüstung auf ISDN jede Planungssicherheit.

Nach heutigen Erkenntnissen wird es nicht wirtschaftlich sein, digital durchschaltende Anlagen der derzeitigen Generation auf ISDN umzurüsten. Wegen der nicht abgeschlossenen Festlegung des D-Kanal-Protokolls kann kein Hersteller verbindlich die Umrüstkosten nennen, die vorhandenen Endgeräte (Teletex, Telefax) können nur über (noch nicht verfügbare) Adaptoren angeschlossen werden, wegen nicht gegebener Kompatibilität können neue digitale Geräte - zum Beispiel Telefone nur vom Lieferanten der Anlage bezogen werden etc. Zwar kann man bei digital durchschaltenden Anlagen tatsächlich zur selben Zeit intern über dieselbe Leitung telefonieren und Daten übertragen, aber nur dann, wenn ein vielfach teuerer digitaler Telefonapparat vorhanden ist.

Einer schnellen Ausbreitung von ISDN steht nach seiner Einführung auch die Gebührenpolitik der Post entgegen. Mit monatlich 44 Mark ist bereits die Grundgebühr zu hoch. Da die Verbindungsgebühren im ISDN identisch sind mit den derzeitigen Telefongebühren, werden auch einige Übertragungen im ISDN zu teuer sein. Nicht zuletzt muß stark bezweifelt werden, ob die Post imstande sein wird, ihren selbstgesetzten Zeitplan einzuhalten: Sie verfügt seit Jahren nicht über genügend qualifiziertes Personal, um IDN-Anschlüsse zeitgerecht herstellen und IDN-Leitungen mit der erforderlichen Betriebssicherheit zur Verfügung stellen zu können. Nicht zuletzt wird ISDN auf Jahre hinaus bedeuten, daß relativ wenige Anwender Insellösungen realisieren.

Dies sind nur einige der Nachteile, die zu gern verschwiegen werden. Ratschläge, die auf jeden Anwender zutreffen, kann es nicht geben. Trotz der bestehenden Probleme sollte jedoch die Anschaffung einer neuen Telefonanlage nicht zurückgestellt werden. Zur Zeit bietet der Markt dem richtig beratenen Anwender außerordentlich günstige Bedingungen. Es rechnet sich, jetzt preisgünstig eine Anlage zu kaufen (sie aber auf keinen Fall zu mieten!) und die Entwicklung in Ruhe abzuwarten. Die Hersteller entwickeln bereits die nächste Anlagen-Generation (Ausstattung 3). Wenn ISDN in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht, haben wir auch (bis dahin kinderkrankheitenfreie) ISDN-Anlagen. Dann wird zu prüfen sein, ob es wirtschaftlicher ist, vorhandene Anlagen weiterzubetreiben und ISDN-Bedarf über eine n ISDN-Basisanschluß abzudecken oder sie teilweise oder ganz auf ISDN umzurüsten beziehungsweise sie gegen neue auszuwechseln.