Computer contra Smog:

In Bayern erstes on-line-gesteuertes Luftüberwachungsnetz in Betrieb

13.11.1974

Am 11. Oktober eröffnete das bayerische Umweltschutzministerium ein in Konzeption und Systemkonfiguration einzigartiges computergesteuertes Kommunikationsnetz: das vollautomatisierte lufthygienische Landesüberwachunssystem Bayern (LÜB).

Das LÜB dient zur Überwachung und Beobachtung von Schadstoffen In der Atmosphäre und ihrer Sumnen und von Freisetzungen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen;

-Erstellung aktueller Smogberichte;

- Kontrolle der Wirksamkeit lufthygienischer Maßnahmen;

- Langfristige Trendbeobachtung und Bereitstellung von Immissionsdaten für den Immissionsschutzplan und die Siedlungs- und Verkehrsplanung;

- Untersuchung der Transmission.

Der Endausbau des LÜB sieht 80 Meßstationen vor. Jetzt in Betrieb genommen wurde ein Netz von 14 Meßstationen.

Über ein sternförmiges Wählleitungsnetz können die einzelnen Meßstationen mit der Meßnetzzentrale unmittelbar in Verbindung treten Als Rechner in den Meßstationen wird die OEM-Version der PDP 11/05 mit 8 K-Worten zu 16-Bit-Kernspeicher von Digital Equipment ohne jegliche periphere Geräte verwendet. Mit diesen Minicomputern werden die ermittelten Meßdaten - es sind Sensoren für insgesamt bis zu 24 verschiedenen Parametern angeschlossen - vorverarbeitet und gespeichert sowie die Funktionen der Meßgeräte gesteuert und überprüft.

In der Meßwertzentrale ist eine PDP 11/45 mit dem Echtzeitbetriebssystem RSC 11 D im Einsatz. Hauptaufgabe dieses Rechnersystems ist, die übertragenen Meßdaten sämtlicher Meßstationen weiterzuverarbeiten.

Die Ausführung der gesamten Prozeßelektronik erfolgte im CAMAC-Standard (Computer Application to Measurement and Control).

Der automatische Anruf der Meßstationen durch die Meßnetzzentrale erfolgt bei normalen lufthygienischen Situationen alle acht Stunden. Der Zyklus verkürzt sich jedoch bei gefahrdrohenden Immissionssituationen automatisch softwaregesteuert oder durch Eingriff des Operators. In Sonderfällen, zum Beispiel bei plötzlichen Grenzwertüberschreitungen von Schadstoffen, ist auch eine Eigenmeldung der Station möglich.

Mit der Projektkonzeption, dem Projektmanagement und der Software-Entwicklung wurde die Dornier System GmbH beauftragt.

Die Planung sieht vor, noch im Herbst das Projekt mit der Auftragsvergabe für die 2. Ausbauphase - mit weiteren 15 Meßstationen - fortzusetzen.

Der geplante Endausbau des LÜB mit etwa 80 vollautomatischen Multikomponenten-Meßstationen soll 1977 abgeschlossen sein. Der Gesamtkostenaufwand des LOB ist mit rund 17,5 Millionen DM veranschlagt.