Digitalisierung

In 7 Schritten zum digitalen Wandel

05.02.2016
Von 
Michael Krebs ist Vorstand der scope Alliance e.V. und Partner beim IT-Dienstleister esentri AG.

6. Schritt: Realisierung grundlegender Projekte

Zielen die ersten Kurzprojekte noch eher auf Effizienz ab, kann ein Unternehmen, das bereits einen Schritt weiter ist, Projekte angehen, die seine Durchschlagskraft am Markt verbessern. Erst hier sprechen wir von digitaler Transformation im eigentlichen Sinne. Hier geht es um die Transformation des Geschäftsmodells und das Schaffen neuer, lukrativerer Wertschöpfungsketten. Oft bedeutet das, Offline- und Online-Angebote stark zu vernetzen. Durch eine nahtlose Kundenerfahrung über alle Kanäle hinweg gilt es, mehr Umsatz zu erzielen.

Für Banken könnte das zum Beispiel die Authentifizierung der Kunden mithilfe eines elektronischen Personalausweises bedeuten oder die Einführung eines Kontos, das komplett auf die Nutzung durch Mobilgeräte abgestimmt ist. In Ladengeschäften könnte eine App eingeführt werden, die das Einkaufserlebnis vor Ort mit dem Online-Handel verbindet oder die den Kunden vom ausgewählten Hemd zur dazu passenden Hose führt. In Behörden könnte das bedeuten, nicht mehr die bestehenden Formulare eins zu eins ins Netz zu stellen, sondern die Prozesse verständlich und nutzerfreundlich zu gestalten, zu personalisieren und Ausfüllhilfen bereitzustellen. Im herstellenden Gewerbe könnte es die Ausstattung von Produkten mit geeigneten Sensoren sein, die helfen, die Lebensdauer zu verlängern.

7. Schritt: IT der zwei Geschwindigkeiten

Solche grundlegenden Projekte zur digitalen Transformation stehen unter Zeitdruck. Jahrelange Großbaustellen sind inakzeptabel. Die geeignete Form sind "Transformation Sprints" innerhalb eines größeren Rahmens. Unternehmen erhalten so regelmäßig produktiv nutzbare Entwicklungsergebnisse und neue Funktionen.

Die meisten Unternehmen sehen in der Digitalisierung in erster Linie eine neue Ära der Bereitstellung von Diensten und Apps.
Die meisten Unternehmen sehen in der Digitalisierung in erster Linie eine neue Ära der Bereitstellung von Diensten und Apps.
Foto: CEMA/Crisp Research AG

Digitalisierung ist kein einmaliger Wandel, der zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen ist, sondern ein ständiger Veränderungsprozess. Industrie und Services werden immer weiter von der Digitalisierung durchdrungen werden. Neue Technologien bieten innovativen Unternehmen immer neue Möglichkeiten, ihre Dienstleistungen und Produkte zu verbessern oder weiter zu personalisieren.

Unternehmen, die sich auf die Digitalisierung als andauernde Herausforderung einlassen, werden sich daher für eine "IT der zwei Geschwindigkeiten" entscheiden. Das heißt, sie trennen organisatorisch und weitgehend auch technisch den Bereich der langfristigen Entwicklung der IT-Infrastruktur und der geschäftskritischen IT-Systeme von den innovativen, schnelllebigen Anwendungen.

Während sich der eine Teil der IT-Abteilung im gewohnten Tempo weiterentwickelt, Projekte nach dem Wasserfall-Modell vorantreibt und sich um Architekturen, Sicherheit und Grundlagen kümmert, beschäftigt sich eine zweite Abteilung separat mit den agilen Anwendungen. Dort geht es darum, schnell und Business-getrieben zu entwickeln, um Geschäftschancen durch mobile Lösungen, IoT und Digitalisierung zeitnah zu nutzen.