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Impress-Gründer räumen ihre Vorstandssessel

27.03.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Jens Beier und Marc-Achim Elmhorst haben sich aus dem Vorstand der Impress Software AG zurückgezogen. Mit dem Anpfiff der nächsten Finanzierungsrunde überlassen sie das Management des von ihnen gegründeten Unternehmens zwei Profis: dem Finanzvorstand Egbert von Cramm und dem ehemaligen A.T.-Kearney-Berater Kai Taylor.

Den neuen Impress-Kunden E-Plus betreut Beier persönlich. Eigenen Angaben zufolge will der Mann, der das Softwareunternehmen 1996 mitbegründete, künftig wieder tun, was er besonders gut könne, wozu er aber wegen seiner Vorstandsaufgaben viel zu selten gekommen sei: den Kunden zeigen, wie sich mit Hilfe der "Impress Engine" (ehemals "Open Integration Server" = OIS genannt) E-Business-Prozesse systemübergreifend integrieren lassen.

Auch Elmhorst will der Software-Company, die im vergangenen Jahr mit 200 Mitarbeitern rund neun Millionen Euro umsetzte, erhalten bleiben - aktiv und als Kapitaleigner. Derzeit halten die beiden Gründer zusammen etwas mehr als ein Viertel der Unternehmensanteile. Der Rest liegt in den Händen von Venture-Capital-Spezialisten wie Alpinvest, Carmel Ventures, Donaldson, Lufkin & Jenrette, Star Venture Management, Techno Venture Management und Viewpoint Capital Partners sowie einiger Partnerunternehmen, darunter Accenture (ehemals Andersen Consulting) und A.T. Kearney.

Diese Kapitalgeber sollen demnächst noch etwas tiefer in die Tasche greifen oder Anteile an weitere Eigner abgeben. Um sich für den zum Ende des kommenden Jahres geplanten Börsengang zu rüsten, will sich Impress neu aufstellen – als "Prozessintegrator" für große Anwenderunternehmen. Und dazu braucht der junge Softwareanbieter frisches Kapital.

Einen zweistelligen Millionenbetrag ("in Euro") will Vorstandssprecher Taylor in den weiteren Ausbau der Engine-Software-Familie investieren. So sollen dem kürzlich angekündigten Siebel-Connector Integrations-Werkzeuge für die Produkte weiterer Anbieter folgen; im Gespräch sind Ariba, Commerce One und i2.

Diese Summe zu beschaffen setzt das Vertrauen potenzieller Investoren voraus. Da hat Taylor möglicherweise bessere Karten als die Gründer Beier und Elmhorst: Der frischgebackene Impress-Vorstand arbeitete zehn Jahres lang für die SAP und später bei der EDS-Tochter A.T. Kearney in der Großkunden-Beratung, bevor er im Rahmen eines Consulting-Projekts die Neupositionierung von Impress anfasste.

Die Ergebnisse seiner Arbeit fanden bei den Eignern des Softwareunternehmens und bei dessen Aufsichtsrat offenbar großen Anklang: Einer "Allianz" dieser Interessengruppen, so seine eigene Darstellung, verdankte Taylor seine im Dezember 2000 erfolgte Berufung in den Impress-Vorstand. Die beiden Firmengründer hätten ihn selbst eingestellt - und ihren Rückzug aus dem Vorstand aus eigenem Entschluss unternommen.