Bundesanstalt fuer Arbeit sieht noch keinen Grund zur Aufregung, aber

Immobile DV-Spezialisten muessen bei Inhalten kompromissbereit sein

16.04.1993

Jedes Fruehjahr praesentiert die Bundesanstalt fuer Arbeit ihre Arbeitsmarktzahlen, wobei mit aktuell die statistischen Daten bis zum September 1992 gemeint sind. Nach einem Sprung der Arbeitslosenzahlen in den Jahren 1986 bis 1989 auf den doppelten Wert sind diese seit 1989 wieder leicht zurueckgegangen (siehe auch CW Nr. 13 vom 26. Maerz 1992, Seite 1, und CW Nr. 15 vom 8. April 1993, Seite 57).

Bemerkenswert ist, so die Nuernberger Arbeitsmarktexperten, dass die Beschaeftigungslosigkeit bei den DV-Maennern mit 24 Prozent viel staerker gestiegen ist als bei den Frauen (plus neun Prozent). Insgesamt duerften nach BA-Schaetzungen derzeit etwa 350 000 Datenverarbeiter in den alten Bundeslaendern beruflich taetig sein.

Der Direktor am Institut fuer Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nuernberg, Werner Dostal, geht davon aus, dass sich in naechster Zeit die Rahmenbedingungen einzelner DV-Positionen verschlechtern werden und dass die Suche nach einem Job auch in dieser Branche etwas laenger dauern wird, "was aber nur bedeutet, dass sich die Situation normalisiert".

Man koenne sich einerseits nicht darauf kaprizieren, so Dostal, nur den Arbeitsplatz anzunehmen, der genau zum eigenen Ausbildungsprofil passt, andererseits sollte man auch nicht jede Taetigkeit akzeptieren, denn dies fuehre dazu, dass man das Gelernte vergisst. Fuer den Nuernberger Direktor gilt: "Wer regional nicht mobil ist, muss bei den Inhalten kompromissbereiter sein, als ein Bewerber, fuer den jeder Standort in Europa in Frage kommt".

Empfehlenswert sei in jedem Fall, sich auch in Zeiten der Arbeitslosigkeit weiterzubilden oder kurzfristige Jobs anzunehmen, denn "Arbeitgeber sind sehr kritisch gegenueber Jobsuchenden eingestellt, die in ihrer arbeitslosen Zeit ausser Bewerbungen zu schreiben nichts getan haben", so die Beobachtung von Dostal.

Die Nuernberger Anstalt hat eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr 73 900 Personen bei der Vermittlung von DV-Qualifikationen finanziell unterstuetzt. Wegen der grossen Aufgaben in den neuen Bundeslaendern wurden die Mittel in den alten Bundeslaendern um 12 Prozent reduziert. Insgesamt fanden 55 Prozent der Massnahmen im Osten der Republik statt. Nuernberg foerdert in erster Linie Kurzschulungen bis drei Monate und solche, die sechs bis zwoelf Monate dauern.

Im Vordergrund stehe die Anpassung beruflicher Kenntnisse bei denjenigen DV-Experten, die bereits vorher in diesem Beruf taetig waren. Nur 6700 Personen wurden umgeschult, sind also nach dieser Massnahme erstmalig als DV-Fachleute taetig geworden. Die meisten Gefoerderten kommen aus einer qualifizierten Arbeiter- und Angestelltentaetigkeit, zurueckgegangen von 20 auf 16 Prozent ist dagegen der Anteil der Hochschulabsolventen unter den Gefoerderten.

Zwar ist nach Dostals Auffassung ein Trend zu hoeherwertigen Qualifikationen erkennbar, der Arbeitsmarktexperte ist jedoch ueberzeugt, dass auch Personen mit mittleren Qualifikationen gute Einstellungschancen haben.

Abb: Sozialversicherungspflichtige DV-Fachleute

Die Zahl der hoeherqualifizierten Datenverabeiter steigt von Jahr zu Jahr kontinuierlich an und waechst ueberproportional im Vergleich zu den Fachleuten ohne Studium. Quelle: Beschaeftigtenstatistik der BA