Im Test: Smartphone O2 XDA und Toshiba e310

10.07.2002
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit Intels neuer Xscale-CPU kommen auch eine Reihe neuer Pocket PCs auf den Markt. Doch die „alten“ Strongarm-Prozessoren haben noch nicht ausgedient, wie das erste „Smartphone 2002“ von O2 und Toshibas ultraflacher „e310“ beweisen. Wir haben beide Modelle getestet.

O2 hat seine PDA-Handy-Kombination „XDA“ bereits im letzten Herbst vorgestellt. In der Zwischenzeit hat Betriebssystem-Lieferant Microsoft auch offiziell das dazugehörige System präsentiert: Smartphone 2002 ist eine geringfügig überarbeitete „Pocket-PC-2002“-Software, die um einige Telefon-Funktionen erweitert wurde. Von Trium, Sagem und Siemens gab es bereits vergleichbare Kombigeräte auf Pocket-PC-Basis, doch Anwender mussten hier in Bereichen wie Gewicht oder Display Kompromisse hinnehmen.

O2 XDA

Dem XDA merkt man an, dass seine Entwickler die Kundenerwartungen für PDAs kennen: Trotz GPRS-Handy-Elektronik wiegt das Gerät kaum mehr als der Ipaq von Compaq und ist in seinen äußeren Abmessungen sogar etwas kleiner und handlicher. Mit seinen PDA-Qualitäten kann das O2-Gerät voll überzeugen. Der Anwender hat hier einen vollwertigen Pocket PC, der den derzeitigen Konkurrenten von Compaq, Toshiba und Co. in nichts nachsteht.

Überraschend gut ist das Display ausgefallen, das sich durchaus auf dem Niveau des Klassenbesten Ipaq bewegt. Etwas unhandlich - weil zu dünn - ist der Eingabestift, der in dem Antennenstummel untergebracht ist. Die Hauptspeicherausstattung ist mit 32 MB nicht mehr ganz zeitgemäß, im Alltag ist der RAM schnell mit Daten und Anwendungen gefüllt. Immerhin gibt es als Erweiterungsoption einen Einschub für SD/MM-Card. Allerdings stört dessen Position an der Geräteunterkante, vorstehende Karten - etwa für Bluetooth - können damit nicht vernünftig verwendet werden.

Als gelungen kann auch der Telefonteil und seine Integration in den PDA bezeichnet werden. Die „Abheben“-Taste bringt in jeder Betriebssituation spontan das Telefonmenü auf den Bildschirm, bei eingehenden Anrufen werden störende Multimedia-Anwendungen sofort unterbrochen. Zu den intuitiv bedienbaren Handy-Funktionen kommen einige PDA-spezifische Vorteile hinzu: Aus dem Adressbuch von „Pocket Outlook“ können mit wenigen Stiftklicks Telefonnummern in das Kurzwahlverzeichnis übernommen werden. Gleichzeitig ist eine Wahl auch direkt aus dem Adressverzeichnis möglich.

Der größte Anreiz für Käufer dürfte in den Internet-Funktionen des Geräts liegen. E-Mails können nun direkt vom PDA verschickt und empfangen werden - und zwar über beliebige POP-Accounts. Der Browser „Mobile Internet Explorer“ ist angesichts der gerätebedingten Einschränkungen bei der Bildschirmauflösung keine echte Alternative zum PC-Pendant, allerdings hat O2 ein PDA-gerechtes Portal eingerichtet, das sich sehen lassen kann. Neben den üblichen News sind es vor allem standortbasierende Dienste wie ADAC-Staumelder, Stadtplandienst oder Yellow Map (Gelbe Seiten), die sich als Killerapplikationen herauskristallisieren könnten.

Ohnehin dürfte sich der Nutzen derartiger Smartphones zukünftig nicht in der bloßen Integration bestehender Geräte, sondern an sinnvollen mobilen Dienstleistungen erweisen. Alle Online-Funktionen bauen selbsttätig und ohne unzumutbare Zeitverzögerung eine GPRS-Internet-Verbindung auf, bezahlt wird bei diesem Service nach übertragener Datenmenge, was die Kosten einigermaßen transparent hält. Dennoch dürfte die derzeitige GPRS-Preisgestaltung noch der größte Hemmschuh für die Verbreitung des XDAs sein.

Die Softwareausstattung des Geräts ist passabel, neben den Microsoft-Standardanwendungen ist unter anderem ein Bildbetrachter mitgeliefert. Mit zwei Backup-Tools lassen sich die Systemdaten auf SD-Karten sowie Verbindungs-, Postfach- und Kontaktdaten in den nichtflüchtigen Flash-Speicher befördern.

Wie bei einigen Konkurrenzmodellen lässt die Dockingstation (Cradle) zu wünschen übrig, das Einstecken des XDAs zum Synchronisieren artet regelmäßig in ein lästiges Gefummel aus. Zudem passt das Gerät mit der mitgelieferten praktischen Lederschutzhülle nicht in das Cradle. Mit Mobilfunkvertrag kostet das Kombigerät 649 Euro.

Toshiba "e310"

Eine weitere außergewöhnliche Neuheit im Pocket-PC-Markt ist der „e310“ von Toshiba. Das Gerät besticht durch sein dezentes Äußeres: Es wiegt lediglich 140 Gramm und ist nur zwölf Millimeter dick. Damit distanziert sich der e310 klar von den bisherigen, eher klobigen Pocket PCs und nähert sich den Minis von Palm an. Auch optisch gefällt der PDA mit seinem eleganten und gleichzeitig robusten Metallgehäuse. Durch die umrahmende Kunstoffkante liegt das Gerät im Gegensatz zu einigen aalglatten Konkurrenten dennoch sehr gut in der Hand. Vorteilhaft ist auch das Navigationsrädchen am linken Rand, das in vielen Programmen eine Einhandbedienung ermöglicht.

Schwächen im Detail

Wohl wegen der platzsparenden Bauweise musste der Hersteller allerdings auch Abstriche bei der Ausstattung machen. Wie beim XDA umfasst der Hauptspeicher lediglich 32 MB, als Erweiterungssteckplatz dient nur ein SD/MM-Card-Slot. Auch das Display kann nicht voll überzeugen, es mangelt ihm an Schärfe und Kontrast. Eine Toshiba-Krankheit scheint die Softwareausstattung zu sein: Wie schon beim Erstling „e570“ sucht man nützliche Zusatzsoftware vergeblich. Dennoch dürfte das Gerät seine Käufer finden - neben seiner überzeugenden Bauform distanziert sich der e310 auch beim Preis mit 499 Euro deutlich von seinen Pocket-PC-Konkurrenten.