Im Test: Erste Erfahrungen mit HSDPA

10.03.2006
Die COMPUTERWOCHE konnte während der CeBIT erste praktische Erfahrungen mit dem UMTS-Datenturbo HSDPA sammeln.

Die auf der Messe viel propagierte Breitband-Revolution im Mobilfunk präsentiert sich in der Praxis recht unspektakulär. Die HSDPA-Testkarte, die uns Vodafone freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, unterschied sich äußerlich in keinster Weise von einer bereits im Dezember gekauften, upgradefähigen UMTS-Datenkarte. Beide Modelle trugen die Bezeichnung "Option GT 3G+". Auch die Software zur Ansteuerung der Karte, der Vo-dafone Mobile Connect-Client war identisch.

Erste Unterschiede zeigten sich erst als der Proband ein Netz gefunden hatte und sich im System-Tray mit einer Verbindungsgeschwin-digkeit von 1,8 Mbit/s meldete. Eine genaue Analyse beider Karten mit der Client-Software zeigte dann den wesentlichen Unterschied: Während unser UMTS-Modell noch die Firmware-Version 3.4.2 besaß, war das Test-exemplar bereits auf dem Release-Stand 3.15.0. Besitzer von Upgrade-fähigen UMTS-Karten, die auf HSDPA aufrüsten wollen, fin-den diese Firmware seit kurzem auch auf dem Vodafone-Server unter zum Herunterladen. Ebenso hat T-Mobile für einen Teil seiner UMTS-Datenkarten bereits ein Firmware-Upgrade veröffentlicht.

Steht die Verbindung zum Netz, so bemerkt der User auf den ersten Blick nicht vom Auf-bruch in ein neues Geschwindigkeitszeitalter. Die Client-Software informiert nämlich ledig-lich darüber, ob die Datenkarte eine GPRS- oder UMTS-Verbindung hat, nicht jedoch dar-über, ob das schnelle HSDPA zur Verfügung steht.

Das wahre Potenzial von HSDPA zeigt sich erst, wenn der Benutzer beispielsweise größere Dateien herunterlädt. Zeigte hier unsere UMTS-Karte im Internet-Explorer im Opti-malfall beim Transfer einer 120 MB großen Datei von den Microsoft-Internet-Seiten eine Datenrate von 44 KByte/s an, so schaffte das HSDPA-Exemplar unter gleichen Bedingun-gen und 165 KByte/s. Die Client-Software von Vodafone zeigte für das UMTS-Gerät Werte um die 500 Kbit/s an, während mit HSDPA 1,8 bis 2,4 Mbit/s erreicht wurden. Allerdings waren die hohen HSDPA-Transferraten nur mit einem guten Empfangssignal zu erzielen und nicht überall. Zur Ehrenrettung von Voda-fone ist allerdings anzumerken, dass sich das HSDPA-Netz offiziell noch in der Aufbaupha-se befindet.

Eine gute Netzabdeckung vorausgesetzt ließen sich mit HSDPA -Daten deutlich schneller herunterladen. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Anwender wirklich, wie wir im Test, täglich mehrere 100 MB große Dateien emp-fängt. Für ihn dürfte im Alltag ein ganz ande-rer HSDPA-Vorteil von Bedeutung sein: Die mit 100 Millisekunden deutlich geringere La-tenzzeit im Vergleich zu UMTS. Ein Unter-schied der beispielsweise beim Arbeiten mit Citrix deutlich zu spüren war. Brachen mit UMTS teilweise die Sessions zusammen oder verhinderten mit langen Antwortzeiten ein flüssiges Arbeiten, war dies unter HSDPA kein Problem. Ebenso machte das klassische Videostreaming, etwa von Computerwoche-TV, mit der neuen Technik richtig Spaß: Ruckler oder Aussetzer gehörten der Vergan-genheit an. Etwas, was in der Vergangenheit unter UMTS nur mit optimierten Videostreams funktionierte.

Unter dem Strich überzeugte HSDPA in dem Kurztest durchaus und hat das Zeug dazu, sich als Alternative zu den langsameren DSL-Zugängen zu etablieren. Bleibt nur noch zu hoffen, dass das Mobilfunknetz in Sachen HSDPA zügig aufgerüstet wird und die Tarife weiter sinken. (hi)