Viel zu wenig Computer im österreichischen Bildungswesen:

Im OECD-Vergleich ein DV-Entwicklungsland

12.06.1987

WIEN (apa) - Im österreichischen Bildungswesen herrscht akuter Mangel an Computerkapazität. Dies gilt nicht nur für das Informatik-Studium auf der Technischen Hochschule, sondern auch für alle anderen Studienrichtungen und für die Mittelschulen. In einem Vergleich von 20 OECD-Ländern liegt Österreich auf dem 15. Platz.

Der Vorsitzende der Österreichischen Rektorenkonferenz, Walter Kemmerling, fordert nun ein Investitionsprogramm für die Informationstechnik. In einem von der Österreichischen Industriellenvereinigung gemeinsam mit der Rektorenkonferenz veranstalteten Symposium zum Thema "Computer im Bildungswesen" stellte der Generalsekretär der VÖI, Herbert Krejci, drei wesentliche Schwachpunkte beim Einsatz von Computern in Schulen und Hochschulen fest. Zum einen sei die technische Ausstattung dürftig, zum zweiten gebe es immer noch große Hürden bei der Einstellung zum Computer zu überwinden und zum dritten sei die Ausbildung der Lehrer nicht ausreichend.

Kemmerling sprach sich vor allem für die Integration des Computers in die Lehrtätigkeit in den Mittelschulen und den Hochschulen aus. Österreich habe hier noch stark aufzuholen und erst 10 bis 15 Prozent des nötigen Potentials ausgeschöpft. In den Mittelschulen gehe es nicht um die Einführung der Informatik als eigenes Fach, sondern um die Verwendung des Rechners zur Unterstützung in allen Fachgebieten.

Ebenso müsse auch an der Universität die Informatik in alle Fachgebiete eingebaut werden. Allerdings fehle es an den notwendigen Geräten. In Wien und Graz müßten allein mehrere hundert Millionen Schilling zur Verfügung stehen, um alle Computer, die älter als 15 Jahre sind, zu ersetzen. 25 Prozent aller an den Technischen Universitäten verwendeten Rechner sind bereits älter als 20 Jahre. Tatsächlich stehen heuer von benötigten 100 Millionen Schilling nur 20 Millionen Schilling zur Verfügung.

Über Forschungsaufträge zur Rechnerkapazität

Angesichts der Enge der Budgets sollten die Universitäten die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ausbauen, um über Forschungsaufträge oder gesponserte Einrichtungen an die notwendige Computerkapazität zu kommen. Dazu seien aber auch organisatorische und legislative Änderungen notwendig, sagte Kemmerling. Es sei bedauerlich, daß ein Initiativantrag auf mehr Selbständigkeit der Universitätsinstitute am Widerstand des Finanzministeriums gescheitert sei. Dies hätte eine individuelle Mittelverwendung ermöglicht, während eingehende Mittel aus Forschungsaufträgen jetzt in das Gesamtbudget fließen.

Nur 18 Prozent der Unis setzen neue Technik ein

Der bildungspolitische Referent der Industriellenvereinigung, Gerhard Riemer, verwies auf eine OECD-Untersuchung, nach der erst 18 Prozent der österreichischen Universitäten neue Informationstechniken einsetzen und an diesen hohen Schulen 50 Prozent der Studenten damit arbeiten. Österreich liegt damit auf dem 15. Platz unter 20 OECD-Ländern.