Im Messepoker ist fast jedes Mittel erlaubt

19.11.1993

Die Wuerfel sind gefallen: Die Exponet wird nun 1994 definitiv nach Duesseldorf umziehen, weil die Network Expo ihr den Frankfurter Termin weggeschnappt hat . Nicht gerade auf die feine englische Art konfrontierte Veranstalter DC die Aussteller am ersten Messetag mit der im stillen Kaemmerlein getroffenen Entscheidung.

Getreu dem Motto "Friss oder stirb" soll der gesamte Messetross den Starnbergern nach Duesseldorf folgen, da hier angeblich eine bessere Hallen-Infrastruktur und groessere Kongresskapazitaeten sowie einer der entwickeltsten Wirtschaftsraeume in Europa den ultimativen Messeerfolg versprechen. Dass sich zahlreiche Aussteller bei einer im Vorfeld durchgefuehrten Umfrage weiterhin fuer den Messestandort Frankfurt aussprachen, stoert die Starnberger wenig.

In Zeiten leerer Kassen, aber immer vollerer Kalender mit Messeterminen ringen die Veranstalter jetzt mit harten Bandagen um die Gunst der Besucher und Aussteller. Statt sich an einen Tisch zu setzen und eine vernuenftige Konzeption fuer ihre Messen zu finden, bekaempfen sich die beiden Streithaehne Blenheim und DC lieber mit allen Mitteln und befinden sich dabei in guter Gesellschaft mit anderen Veranstaltern.

Mit Koedern wie freier Standwahl soll Blenheim bereits fruehzeitig manchem Aussteller eine Zusage fuer die Networks Expo entlockt haben. Auf den ersten Blick fuer den Aussteller positiv - doch wenn dann im Falle einer Absage so hohe Konventionalstrafen drohen, dass sich mittelstaendische Unternehmen praktisch zur Teilnahme genoetigt sehen, kann dies nur als Schlag unter die Guertellinie gewertet werden.

Bleibt weiterhin abzuwarten, ob die Veranstalter, die auf die Schnapsidee kamen, 1994 beide Messen zeitgleich zu veranstalten, nicht die Rechnung ohne den Wirt machen: Einige Besucher und Aussteller bekundeten bereits die Absicht, beiden Veranstaltungen die kalte Schulter zu zeigen. Vielleicht macht das Beispiel Fibronics ja Schule: Das Unternehmen ueberlegt, ob es 1994 nicht nur Roadshows, die laut Geschaeftsfuehrer Holger Germer kostenguenstiger und effizienter sind, veranstaltet, um so den Kontakt zum Kunden suchen.

Aber, so die Hoffnung des Chronisten, vielleicht haben die Hersteller mit dem neu gegruendeten Arbeitskreis Netzwerke im Verband der Bueromaschinenhersteller jetzt ein Gremium gefunden, das nicht mit gespaltener Zunge spricht und es endlich schafft, wenigstens eine der zahlreichen Messen zu kippen. Sonst, so die berechtigte Befuerchtung, bleibt die ungeliebte CeBIT lachende Dritte im Messezwist, denn bei allen konzeptionellen Maengeln bieten die Hannoveraner zumindest Planungssicherheit. hi