Kunden sind mit ihren Systemen zufrieden

Im Mainframe-Sektor geht an Raid-Systemen kein Weg vorbei

29.03.1996

Noch sind im wenig dynamischen IBM-Mainframe-Umfeld Zehn-Zoll- Laufwerke vom Typ "3380" und "3390" die Regel. Doch Analysten erwarten bereits in diesem Jahr einen Umschwung. Die meisten Unternehmen haben begonnen, die alten Systeme sukzessive zu ersetzen. Dabei kommen unterschiedliche Konzepte zum Tragen, die in den sogenannten Raid-Leveln definiert sind (siehe Kasten).

Der Markt ist im Vergleich zum Unix-Bereich ueberschaubar: Nach EMC, IBM und Storage Technology, die sich derzeit den Loewenanteil des Raid-Geschaefts im Mainframe-Sektor teilen, sitzen auch die PCMer Amdahl und Hitachi mit Systemen in den Startloechern. Amdahls "Spectris" basiert auf Raid-Level 3 und soll bis Ende des zweiten Quartals vorgestellt werden. Das Modell "7700" von Hitachi ist bereits lieferbar und wird ueberwiegend positiv beurteilt. Fuer welchen Hersteller sich ein Unternehmen auch entscheidet, auf die Nase fallen duerfte es kaum: Laut Umfragen der CW- Schwesterpublikation "Computerworld" wuerden 70 Prozent aller Benutzer ihr System noch einmal kaufen.

EMCs "Symmetrix"-Linie ist bekannt fuer ihre Geschwindigkeit - und fuer ihren hohen Preis. EMC verwendete bis zur Einfuehrung von "Raid-S", einer Kombination aus Raid-Level 4 und 5, aufgrund der besten Performance ausschliesslich den Level 1. Vor allem mit der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit waren die Kunden zufrieden; 20 von 46 nannten diese als ausschlaggebend fuer die Kaufentscheidung. Nach Aussagen von EMC sind Level-1-Systeme wegen des groesseren physikalischen Speicherbedarfs immer zehn bis 15 Prozent teurer als vergleichbare Level-5-Einheiten. Dennoch waren fast alle Befragten mit dem ausgehandelten Preis einverstanden.

IBMs "Ramac" bietet mit seiner Level-5-Implementation offenbar ebenfalls ein ausgewogenes Verhaeltnis von Datensicherheit, Leistung und Preis. 40 Prozent der Ramac-Kaeufer entschieden sich aufgrund der Zuverlaessigkeit fuer dieses System. Beeindruckt waren die Benutzer auch von der Geschwindigkeit, noch mehr aber von der Tatsache, dass die Geraete die Leistung brachten, die IBM in der Werbung vorab versprochen hatte. Drei Viertel der Befragten stimmten dieser Aussage zu, weitere zehn Prozent bewerteten die Ramac-Einheiten sogar als noch besser. Der Anschaffungspreis spielt fuer die Ramac-Kaeufer nur eine Nebenrolle.

Wer Wert auf hohe Fehlertoleranz legt, greift zu Storageteks "Iceberg"-Produkten. Fuer dieses System entschieden sich vier von fuenf Kunden wegen der hohen Datensicherheit - auch wenn Geschwindigkeitseinbussen die Folge sind.

Mit Raid-Level 6 bieten die Iceberg-Einheiten die hoechste Fehlertoleranz.

Ausserdem wurden die Systeme haeufiger als die der Konkurrenz aufgrund ihrer hohen nutzba- ren Speicherkapazitaet ausgewaehlt. Durch die "Virtual Storage Architecture" koennen die Geraete bei gleicher physikalischer Plattengroesse mehr Daten aufnehmen.

Weitaus dynamischer als bei den Mainframes duerfte bereits in diesem Jahr die Entwicklung im Unix- und PC-Server-Markt ablaufen. Derzeit steigt die Kapazitaet von Standardfestplatten im Schnitt jaehrlich um 100 Prozent. Damit halbieren sich die Kosten pro MB, so dass auch Raid-Subsysteme von hoher Redundanz und damit groesserem physikalischem Speicherbedarf immer erschwinglicher werden.

Im Kampf um die Nachfolge von SCSI ist die Entscheidung zwischen der Serial Storage Architecture (SSA) mit herkoemmlichen Kupferleitungen und der Fiber Channel Arbitrated Loop (FCAL) auf Basis optischer Leiter noch offen, hier werden sich die Kunden vermutlich fuer die preiswertere Alternative entscheiden. Fast alle grossen Hersteller von Massenspeichern arbeiten mit Hochdruck an derartigen Systemen, mit der offiziellen Vorstellung der ersten FCAL-Geraete wird fuer das dritte Quartal 1996 gerechnet.

Weitere Verbesserungen sind im Bereich der Software fuer das Massenspeicher-Management zu erwarten. Hier stehen Optimierungsmoeglichkeiten, wie sie bereits heute Hewlett-Packards "Auto-Raid" mit seiner frei waehlbaren Umschaltung der Raid-Levels je nach Bedarf bietet, auch von anderen Herstellern ins Haus. Auch die Verwaltung des dem Raid-Subsystem vorgeschalteten Cache- Speichers und Formen der hierarchischen Speicherungsorganisation, wie sie Mainframe-Umgebungen bereits seit laengerer Zeit bieten, stellen hier die Programmierer vor anspruchsvolle Aufgaben.

Mit dem Einsatz von CPUs der neuesten Generation, also hochgetakteter Pentium- und Pentium-Pro-Prozessoren und aktueller RISC-Chips, in den Controllern der Raid-Einheiten duerfte eine weitere Leistungssteigerung einhergehen.