US-Mischkonzern baut weiter am globalen Servicegeschäft

Im General-Electric-Konzern zeigt Compunet alte Stärken

24.07.1998

An der Umsatzgrenze von zwei Milliarden Mark ist Compunet knapp vorbeigeschrammt. Dennoch zeigte sich Hans-Dieter Koch, Vorstandssprecher und Europa-Chef der Compunet-Mutter GE Capital Information Technology Solutions, bei der Vorlage der Bilanz des Geschäftsjahres 1997 zufrieden. Im ersten vollen Fiskaljahr unter GE-Regie wurde der Umsatz um 35 Prozent von 1,439 auf 1,943 Milliarden Mark gesteigert.

Der Löwenanteil der Einnahmen, nämlich 1,585 Milliarden Mark, wurde erneut durch den Handel mit PCs, Workstations, Servern, Netzkomponenten und Software erzielt. Der Dienstleistungssektor, der vor allem vom Aufbau und Betrieb von Client-Server- und Netzinfrastrukturen lebt, legte von 235,5 auf 358 Millionen Mark zu, ein Wachstum um 52,3 Prozent.

Compunet steigerte das Betriebsergebnis von 79 auf 81 Millionen Mark - laut Koch gelang dies trotz reger Investitionstätigkeit. So investierte man in die konzernweite Einführung der SAP-Standardsoftware R/3, den Ausbau der Dienstleistungsaktivitäten im Netzwerkgeschäft und die Erweiterung eines europäischen Logistikzentrums im rheinischen Kerpen, das auch die europäischen Schwestergesellschaften unterstützen soll. Für diese Aufwendungen brachte Compunet neun Millionen Mark auf.

Der Umsatz des gesamten IT-Dienstleistungssegments von General Electric, der durch die GE Capital Information Technology Solutions vertreten wird, belief sich in Europa 1997 auf 2,6 Milliarden Mark. Der deutsche Vertreter Compunet nimmt in diesem Verbund die Spitzenposition ein. Schwestergesellschaften, die zum Teil durch Akquisitionen hinzukamen, gibt es in Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Portugal, Spanien, Griechenland und Österreich. Laut Koch sollen nun die Märkte in Italien und den Beneluxländern erschlossen werden.

Nicht zuletzt durch Zukäufe will Koch den europäischen Umsatz im laufenden Geschäftsjahr auf 4,7 Milliarden Mark hochschrauben, was ein Plus von 78 Prozent bedeuten würde. Compunet soll dazu mit einem Wachstum im zweistelligen Bereich beitragen. Allerdings werde man wohl nicht noch einmal an die Wachstumsrate von 35 Prozent herankommen, meinte Koch. Obwohl Compunet 1998 elf Millionen Mark investieren will, wird mit einem höheren Betriebsergebnis als 1997 gerechnet.

Die weltweit aktive Mutter GE Capital Information Technology mit Sitz im amerikanischen Stamford hat 1997 rund sechs Milliarden Dollar eingenommen. In diesem Jahr soll der Umsatz auf neun bis zehn Milliarden Dollar anwachsen. Teil eines solchen Dienstleistungskonzerns zu sein, hält Koch für einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

"Zum einen sind wir in das globale Geschäftsmodell der GE-Dienstleistungsgruppe eingebunden, das länderübergreifende Koordinationsmechanismen beinhaltet, so daß die Betreuung internationaler Konzerne sichergestellt ist. Zum anderen haben wir ein starkes Handelsgeschäft, und das ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Service-Business", gab sich Koch selbstbewußt.

Kunden wollten heute alles aus einer Hand, und das herstellerneutral. An die Adresse der Konkurrenz richtete der Compunet-Chef folgende Botschaft: "Wer den Produkthandel vergißt, wird im IT-Dienstleistungsbereich nicht erfolgreich sein." Gleichwohl räumte Koch ein, daß auch sein Unternehmen noch nicht der perfekte Dienstleistungskonzern sei. Vor allem im Outsourcing-Geschäft gebe es Nachholbedarf.Das gelte für Teil- wie für Komplettübernahmen von IT-Umgebunge.

IT-Services im GE-Konzern

Im November 1996 bündelte der US-Mischkonzern General Electric seine zwei Jahre zuvor begonnenen IT-Dienstleistungsaktivitäten in dem neuen Geschäftsbereich GE Capital Information Technology Solutions. Vereint wurden vier bis dato unter dem Dach von GE Capital Technology Services (TMS) eigenständig operierende Anbieter: Ameridata Technologies, Ferntree Computer Corp., TMS-Canada und die im Juli 1996 zugekaufte Compunet im rheinischen Kerpen.

Compunet war 1984 von Jost Stollmann gegründet worden - dem Mann, der als Bundeswirtschaftsminister im Falle eines SPD-Wahlsieges im Oktober den Standort Deutschland retten möchte. In Europa verstärkte sich der IT-Dienstleistungsbereich von GE außerdem durch Zukäufe der britischen P&P sowie der französischen Ista.

Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.