Im Gegensatz zum Mainframe-Business PC-Softwarebranche: Viel Geld fuer Werbung und wenig fuer F&E

24.12.1993

LONDON (CW) - Warum ist das technisch beste Programm nicht zwangslaeufig auch das erfolgreichste? Es koennte daran liegen, dass nicht mehr die Entwicklungslabors, sondern die Vertriebs- und Marketing-Abteilungen den Konkurrenzkampf in der PC-Software- Industrie austragen.

So stiegen die Ausgaben der PC-Softwarehersteller fuer Werbung und Absatzfoerderung stetig, waehrend die Investitionen fuer Forschung und Entwicklung (F&E) eher zurueckgingen. Dies ist das Fazit einer Untersuchung des Londoner Marktforschungsunternehmens Datamonitor, die die Kosten der beiden Bereiche in Relation zum generierten Umsatz stellt.

Im Durchschnitt investiere ein Software-Anbieter derzeit rund 40 Prozent des Umsatzes in Vertrieb und Verkaufsfoerderung, aber nur 14 Prozent in Forschung und Entwicklung. Dies seien die zwei groessten Posten auf der Ausgabenseite der Softwareschmieden. Dabei lassen sich aber innerhalb der PC-Softwarebranche grosse Unterschiede ausmachen.

Unter den von Datamonitor untersuchten Unternehmen war Informix 1992 beim Marketing-Budget am grosszuegigsten. In diesen Bereich flossen naemlich 54 Prozent des Gesamtumsatzes, waehrend der Forschungs- und Entwicklungsabteilung nur zwoelf Prozent zur Verfuegung standen. Der Netzwerkspezialist Novell dagegen stellt laut Datamonitor den Mitarbeitern von F&E rund 13 Prozent der gesamten Einnahmen zur Verfuegung, die Kollegen von der Verkaufsfoerderung erhalten rund 24 Prozent.

Der Grund fuer das grosse Engagement auf diesem Sektor liege in der grossen Aehnlichkeit der PC-Programme. Ein Kaufanreiz koenne deshalb nur ueber den Preis, das Markenimage oder spezielle Werbe- und Marketing-Massnahmen geschaffen werden.

Anders sehe es bei kleinen, noch nicht etablierten Herstellern aus, da sie sich die hohen Kosten fuer Werbung und Vertrieb nicht leisten koennen. Die Analysten gehen davon aus, dass die steigenden Ausgaben den Konzentrationsprozess in der Software-Industrie beschleunigen werden, da nicht alle Unternehmen die noetigen finanziellen Ressourcen aufweisen koennten.

Eine andere Kostenverteilung herrscht bei den Herstellern von Mainframe-Software, die sich in erster Linie auf die Entwicklung konzentrieren. Im Gegensatz zu den Anbietern von PC-Programmen haben sie hohe Aufwendungen beim Kundenservice. Dafuer sparen sie sich in den meisten Faellen breit angelegte Werbe- beziehungsweise Promotionkampagnen und sprechen die Kunden direkt an.