Als Informatiker bei der Deutschen Post

Im Datenmeer zwischen Flensburg und Rosenheim

23.04.1999
Ob Anwendungsentwicklung, System- oder Kommunikationstechnik - bei der Deutschen Post können sich Direkteinsteiger in einem der 23 IT-Zentren bewähren.

von Barbara Behrendt*

Jeder Buchbinder würde vor dieser Aufgabe kapitulieren: Zwölf Milliarden eng bedruckter DIN-A4-Seiten ergeben im Reich der Phantasie ein Buch, das die Strecke Flensburg - Rosenheim ausfüllen würde. Für Torsten Plankert ist das Datenvolumen von 35 Tera-Bytes, das in den Rechnern der Deutschen Post gespeichert ist, kein Grund zu verzweifeln, sondern die richtige Herausforderung: "Bei den Dimensionen, die der IT-Bereich hier hat, habe ich jede Menge Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln.

Der junge IT-Spezialist arbeitet in einem der elf Anwendungsentwicklungszentren (AEZ) der Deutschen Post. Im AEZ Düsseldorf ist er für das Qualitäts- und Konfigurations-Management der Briefzentren zuständig. "Die Erwartungen an uns sind hoch. Wir bekommen viel Spielraum für die Um- setzung und Entwicklung eigener Ideen, müssen aber auch viel Engagement zeigen, sagt Plankert.

Modernisierung als Chance

Ein anderes Aufgabenfeld für Hochschulabsolventen im AEZ Düsseldorf ist eine der größten IT-Eigenentwicklungen der Deutschen Post: das Produktionsplanungs- und -steuerungssystem (PPS) für die Briefpost. Es hat sich mittlerweile in 62 Briefzentren bewährt. Voraussetzung dafür ist die korrekte Datenerfassung. Im Fünf-Minuten-Takt liefert die Betriebsdatenerfassung über Schnittstellen zu allen Maschinen des Briefzentrums Informationen über den Betriebsablauf. Über Wägesysteme, Scanner, Sortier-, Lese- oder Videocodiermaschinen bis zu den Drukkern wird der Ablauf im Brief- zentrum transparent.

Im AEZ in Köln haben sich die IT-Experten auf Zahlungsleistungen spezialisiert: Die 100 Mitarbeiter im Projekt müssen jeden Monat 23 Millionen Rentenüberweisungen an fast alle deutschen Banken im Inland und fünf Direktbanken und deren Korrespondenten im Ausland in mehr als 130 Ländern veranlassen. Momentan werden die bestehenden Anwendungen auf moderne Systeme unter Unix und NT mit Oracle, C und Java umgestellt. "Für Hochschulabsolventen aus den Bereichen Informatik, Wirtschaftsinformatik und Mathematik ist diese Modernisierung eine Chance, das Handwerk zu erlernen, meint Günter Oster, Leiter des AEZ in Köln.

Die komplexen IT-Landschaften in den AEZs bieten Chancen für Anwendungsentwickler, Systemberater und -designer mit unterschiedlichen Profilen. Je nach Aufgabe und Anforderung sollte der Bewerber die Betriebssysteme Windows NT und/oder Unix, die Programmiersprachen C++ und Java sowie Datenbanken wie Oracle beherrschen. Darüber hinaus sollten Bewerber ihre Teamfähigkeit, Belastbarkeit und Einsatzbereitschaft auch schon außerhalb der Universität unter Beweis gestellt haben.

Paket via Internet verfolgen

Das Leistungsspektrum des IT-Sektors umfaßt aber nicht nur die Entwicklung und Pflege betriebswirtschaftlicher Systeme unter SAP R/2 und R/3, sondern es entstehen auch Programme, um den Fuhrpark zu managen oder Sendungen zu verfolgen. Geschäftskunden können über das Internet den Weg ihrer Pakete durch 14 europäische Länder nachvollziehen.

Die Deutsche Post hat erkannt, daß ihre Kunden Dienstleistungen auch für den internationalen Markt verlangen. Um den hohen Qualitätsstandard für Europa zuverlässig anbieten zu können, baut die Deutsche Post durch Beteiligungen, Neugründungen und Kooperationen ein europäisches Transport- und Paketnetz auf. Der Geschäftsbereich IT hat darum ein neues Kooperationsmodell mit den internen Kunden entwickelt.

Unmittelbar involviert in diese Aufgabe ist der Informatiker Axel Richrath, der die interne Software-Entwicklung bei der Bonner Posttochter International Parcel Post (IPP) leitet. "Wir analysieren die Systeme der ausländischen Posttöchter und entwickeln Lösungen, um das Standardsystem ,Tracknet‘ entsprechend zu implementieren. Dafür werden auch talentierte Direkteinsteiger gesucht, zumal erfahrene IT-Profis auf dem Arbeitsmarkt Mangelware sind.

* Barbara Behrendt ist Referentin für Personalmarketing bei der Deutschen Post.