Im Großunternehmen erprobte Einsatzmöklichkeiten neuester IuK-Techniken

Im Binnenmarkt-Wettbewerb Mehrwertdienste unabdingbar

13.04.1990

"Wie Sand am Meer" gibt es Checklisten, Hochglanz-Broschüren und Fachbücher, die den Segen der modernen Informations- und Kommunikationsmittel als Wettbewerbsinstrument preisen. Die meisten haben den Nachteil, diese Techniken hochzujubeln, "wie Blinde die Farbe". Die Autoren dieser CW-Artikelserie sind Leute aus der Praxis. Sie haben das, was sie hier systematisch darstellen, im eigenen Hause realisiert oder projektiert.

Der Carrier kann über die logische PABX Nutzern die Anschaltung für Daten im Fernsprechnetz und der Datex-Netze über Modem-Pool anbieten. Die einzelnen angebundenen Unternehmen benötigen keine eigenen Modems und bezahlen nur je Nutzungseinheit sowie die Datengebühren der Deutschen Bundespost Telekom (Bild 9).

Für jede Verbindung zu einem externen Rechner wird hardwaremäßig von der Carrier-PABX eine Leitung mit einem dazugehörigen Modem benötigt. Die Leitung kann sowohl eine Datex-L, Datex-P oder eine Telefonverbindung sein. Der Vorteil des Modem-Pools besteht in der Anbindung eines peripheren Endgeräts (PC) über die PABX an das Modem. Der Nutzer kann so über die PABX eine Verbindung zum externen Rechner aufbauen. Zu einem externen Host würde auf diese Art nur ein Modem für mehrere Nutzer benötigt (time sharing). Alle Nutzer des Carrier-Netzes wählen sich auf diesen Modemanschluß. Sollte die Kapazität nicht ausreichen, besteht natürlich die Möglichkeit, einen Sammelanschluß mit automatischem Weiterleiten zur nächsten Leitung einzurichten (Bild 10).

Besonders für Unternehmen mit einem umfangreichen Außendienst, der mit portablen Terminals ausgestattet ist, bedeutet Modem-Pooling eine nützliche Kommunikationsanwendung. Wenn der Außendienst-Mitarbeiter in seine Niederlassung kommt, kann er seinen PC an das Telefon anschließen und über Modem-Pooling Nachrichten von der Zentrale empfangen beziehungsweise an sie weiterleiten.

Neben dem Modem-Pool bietet sich ein weiterer Service für die Nutzer Corporate Networks mit X.25-fähigen Endgeräten an. Mit Hilfe des Packet-Handlers besteht die Möglichkeit, ein oder mehrere X.25-fähige Endgeräte über einen B-Kanal (digitaler Eingang an der PABX) zu multiplexen. Die PABX verbindet die Endgeräte mit allen öffentlichen Netzen wie Datex-L, Datex-P oder dem ISDN. Darüber hinaus stellt die PABX unter Nutzung des Packet-Handlers dem Anwender die gesamte Palette an PABX-Leistungsmerkmalen zur Verfügung (Rufumleitung, Wahlwiederholung, Kurzwahl etc.).

Außerdem bietet dieser VAS dem Anwender mit X.25-Endgeräten nicht nur Verbindungen zu paketorientierten Kommunikationspartnern, sondern ebenfalls Verbindungen zu der Nicht-X.25-Welt, ungeachtet der Anschlußgeschwindigkeit.

Die Vorteile sind die kostenoptimierte Netzauswahl, Gebührenreduzierung durch Leitungskonzentration und die Nutzung des vorhandenen internen Leitungsnetzes für alle Kommunikationsdienste.

In der Betrachtung des hier unterstellten Multiplexer-Netzwerkes mit den PABX-Systemen und den angebundenen VAS-Servern stellt sich das Corporate Network wie folgt dar (Bild 11):

Das Szenario möglicher VAS läßt sich durch die Koppelung von PABX-Systemen und DV-Prozessoren problemlos erweitern. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Unter Koppelung wird nicht nur die Netzwerk-bezogene Anbindung verstanden, sondern die Applikations-bezogene Sichtweise. Die vielfältigen Anwendungsformen des "Computer Integrated Telephony" (CIT), die sich beispielsweise hinter Schlagwörtern wie "Telemarketing" verbergen, oder die Möglichkeiten automatischer Anrufverteilung (ACD-Systeme), bilden in Verbindung mit dem Serviceangebot privater Carrier Netzwerken eine kaum abzusehende wirtschaftliche Funktionsbreite für Anwender aus allen Branchen.

(wird fortgesetzt)