Im Großunternehmen erprobte Einsatzmöglichkeiten neuester IuK-Techniken

Im Binnenmarkt-Wettbewerb Mehrwertdienste unabdingbar

30.03.1990

Sand am Meer" gibt es Checklisten, Hochglanz-Broschüren und Fachbücher, die den Segen der modernen Informations- und Kommunikationsmittel als Wettbewerbsinstrument preisen. Die meisten haben den Nachteil, diese Techniken hochzujubeln, "wie Blinde die Farbe". Die Autoren dieser CW-Artikelserie sind Leute aus der Praxis. Sie haben das, was sie hier systematisch darstellen, im eigenen Hause realisiert oder projektiert.

Hinsichtlich der Sprachkommunikation lassen sich-zum Teil nach erfolgter rechtlicher Zulassung-folgende Dienste vorstellen:

Parallel etwa zu den Zeit-Multiplexern im Overlay-Netz, die vor allem die Datenkommunikation abwickeln sollen, können zunächst an den größeren Knoten, später in allen Städten, wo Netzknoten lokalisiert sind, durch den privaten Netzbetreiber PABX-Systeme installiert werden. Damit besteht die Möglichkeit, daß die Nutzer keine eigenen PABX-Installationen und -Investitionen tätigen müssen. Die Anwender erwerben lediglich Endgeräte beziehungsweise "Lines" sowie Dienste und Leistungsmerkmale (Abbildung). Darüber hinaus ist es möglich, daß bei Nutzern installierte ISDN Anlagen ebenfalls an die PABX-Systeme des Netzbetreibers gekoppelt werden können, entweder um als Knoten im Netzwerk zu fungieren, oder additiv, um Kapazitätsengpässe auszugleichen.

Die PABX-Systeme lassen sich an die Multiplexer anbinden-entsprechende Schnittstellen existieren bereits-und über einzelne Kanäle der 64-Kbit/s-Leitungen beziehungsweise der Mbit-Verbindungen miteinander koppeln. Mittels Networking entsteht so eine logische Carrier-PABX.

Die verschiedenen Anwender nutzen das System völlig getrennt voneinander. Dieser Service läßt sich durch eine mandantenfähige Software in der Carrier-PABX bewirken. Jeder Anwender hat so den Eindruck daß er das System für sich allein nutzt. Ihm steht darüber hinaus der gesamte Leistungsumfang unabhängig vom Ort, an dem er sich befindet, zur Verfügung.

Des weiteren besteht die Möglichkeit,

-aufWunsch Querverbindungen zwischen den Mandanten zu realisieren und

-Abfrageplätze innerhalb einer Benutzergruppe oder zwischen Benutzergruppen gemeinsam (shareable) zu gestalten.

Eventuell in den Hauptverwaltungen der Nutzer vorhandene PABX-Systeme lassen sich mit der Carrier-PABX über ISDN-Verbindungen koppeln. Bei Neuinstallationen oder Auswechslungen in den Außenstellen ließe sich eine Integration in den Carrier-PABX-Verbund vorsehen. Mit der Installation von Amts-Ports können Mitarbeiter von Unternehmenseinheiten selbstverständlich auch Gespräche mit Dritten führen.

Mit diesem Konzept ergeben sich für die Nutzer folgende Vorteile:

-Spezifisches Know-how für Einsatz und Betrieb einer PABX wird bei den Nutzern nicht mehr benötigt.

-Der Nutzer ist nicht mehr von den Herstellern abhängig; er erwirbt lediglich Endgeräte oder Leistungsmerkmale vom Netzwerkbetreiber.

-Der Nutzer zahlt nur die Leistung und das Endgerät.

-Es besteht die Möglichkeit der Entlastung der internen Administration durch den Netzwerkbetreiber, zum Beispiel in Gestalt einer Telefonzentrale.

-Kleinere Niederlassungen können über Leistungsmerkmale verfügen, die sich bei eigenen Installationen nicht rechnen würden.

-Innerhalb des Carrier-PABX-Verbundes telefonieren die Nutzer zum Nulltarif.

-Über die für die Sprachkommunikation reservierten Kanäle kann bei Bedarf ebenfalls Datenkommunikation betrieben werden.

Die Verbindungen innerhalb des Corporate Networks werden durch die Reservierung von Kanälen breitbandiger Verbindungen ausschließlich für die Sprachkommunikation realisiert. Zeitmultiplexer sind jedoch in der Lage, bei Nichtnutzung der Sprachkänale den entsprechenden Zeitschlitz anderweitig zu nutzen. Dies wird durch das Netzwerk-Management gesteuert.

Auch das von Netzbetreibern besonders betonte Element der Sicherheit könnte wirtschaftlicher angeboten werden. Anstatt beispielsweise relativ teure und monofunktionale Datex-L-Verbindungen für den Leitungs-Back-up vorzuhalten, könnte aufBasis der obigen Überlegungen das ISDN-Netz bei Verkehrsspitzen genutzt werden.

Schließlich ist unter Sicherheitsaspekten anzumerken, daß auch für die Sprachkommunikation ein zentrales Netzwerk-Management zur Selbstverständlichkeit wird, das im Zuge der ISO-Standardisierung in das "Daten-Netzwerk-Management" eines Netzbetreibers integriert werden muß.

Es läßt sich vorstellen, daß entfernte Nutzereinheiten, wie etwa kleinere Betriebseinheiten (Geschäftsstellen), mit lokal installierten Kleinst-Digitalanlagen über das öffentliche ISDN mittels Wähl- oder Festverbindungen an die nächst größere "regionale" PABX eines Benutzers angebunden werden, um auch dort die Vorteile des ISDN hinsichtlich

a) der Nutzung der Kommunikationsformen

-Daten,

-Sprache und

-Text sowie

b) der übergreifenden Leistungsmerkmale

nutzbar zu machen. Beispielsweise können so Mitarbeiter kleinerer Betriebseinheiten Experten der Zentrale in ein Kundengespräch integrieren.

Generell lassen sich die Vorteile dieses Ansatzes wie folgt charakterisieren:

-privates zunächst nationales Netzwerk mit digitalen Festverbindungen und Zugang zu den öffentlichen Netzen

-alle Kommunikationsformen in einem Netz,

-einfache Anwahl unter Nutzung des günstigsten Verbindungsweges und Steuerung der Kommunikation,

-zusätzlicher Nutzen durch übergreifende Leistungsmerkmale für Sprach- und Datenkommunikation.

In der logischen Gesamtheitder Carrier-PABX ist es darüberhinaus möglich, zusätzliche VAS

kostengünstig einer größerenAnwenderschaft zur Verfügungzu stellen. Im folgenden werden Beispiele, die in der Realität jedoch der Verifikation bei potentiellen Anwenderunternehmenbedürfen, dargestellt.

(wird fortgesetzt)