Schwedischer Pharmakonzern mißachtete Ausfuhrbestimmungen:

Illegaler Mikro-Transfer aufgeflogen

28.11.1986

STOCKHOLM (CWN) - Aufregung bei den schwedischen Zollbehörden: Vor kurzem unternahm ein russischer Lkw-Fahrer den Versuch, einen Personal Computer amerikanischer Herkunft illegal aber die Grenze in die Sowjetunion zu schaffen. Die Sache flog auf, als der Trucker die Grenze nach Finnland passieren wollte, jedoch nicht im Besitz der entsprechenden Ausfuhrgenehmigung war.

"Derzeit gehen wir der Frage nach, aus welchem Grund dieser Maschine keine Ausfuhrerklärung beigefügt wurde", sagte ein Sprecher der Zolldienststelle im nordschwedischen Haparanda. Das System entstammte, wie Nachforschungen ergaben, dem Rechnerpark des schwedischen Pharmakonzerns Pharmacia. Nach Angaben des Pharmacia-Vizepräsidenten Lars Sindeby sollte der Mikro "leihweise einem Forschungsinstitut in Moskau zugänglich gemacht werden, was unter bestimmten Voraussetzungen durchaus legitim ist". Behördliche Stellen vermuten nun jedoch, daß sich der Pharmakonzern die Sache etwas zu einfach gemacht hat. Der Grund: Für einen Mikrocomputer wie diesen werden umfangreiche Lizenzpapiere benötigt, die nur in den USA nach eingehender Prüfung der Sachlage ausgestellt werden können.

"Man muß da sehr viel Geduld aufbringen", argumentierte ein Sprecher der Zollbehörde, "weil dieser Genehmigungsprozeß unter Umständen ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen kann." Erschwerend kam in diesem Fall hinzu, daß der fragliche Rechner mit einer Reihe von Erweiterungskarten aufgerüstet war. Das langwierige Genehmigungsverfahren kann nämlich in Skandinavien entfallen, wenn Systeme nicht mit solchen Erweiterungseinheiten nachgerüstet worden sind. Ein entsprechender Gesetzentwurf der schwedischen Regierung sieht zudem vor, daß Bürger des eigenen Landes ihre Personal Computer für einen Dreimonatszeitraum außer Landes bringen dürfen.