Branchenverband fordert härtere Strafen

Illegale Softwarenutzung nimmt weiter zu

05.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Im Kampf gegen die illegale Softwarenutzung will die Herstellervereinigung Business Software Alliance (BSA) schwerere Geschütze auffahren. Anlass ist ein weltweiter Anstieg der Raubkopie-Raten im vergangenen Jahr. Allein in Deutschland entstand der Branche ein Schaden in Höhe von 762000 Euro.

Die BSA macht vor allem die konjunkturelle Abschwächung für die Zunahme der Softwarepiraterie verantwortlich: "Gerade in rezessiven Zeiten meinen Unternehmen, die Kosten senken zu können, wenn sie illegale Software einsetzen", hat Georg Herrnleben, Regional Manager Zentraleuropa der BSA, beobachtet.

Neben Frankreich ist der Anteil der illegalen Programme an der gesamten gewerblich genutzten Software vor allem in Deutschland gestiegen. Die Raubkopie-Rate nahm zwischen 2000 und 2001 um sechs Prozentpunkte auf 34 Prozent zu. Zudem war der dadurch verursachte Umsatzausfall nach BSA-Schätzungen mit 762000 Euro hierzulande am höchsten. Auch in diesem Jahr sind in den ersten sechs Monaten bei der BSA 18 Prozent mehr Hinweise auf den Einsatz illegaler Software eingegangen als vor einem Jahr. Die Summe der Vergleichs- und Nachlizenzierungszahlungen ertappter Unternehmen stieg von 405000 auf über 750000 Euro.

Vor allem in kleineren Firmen ist der illegale Softwareeinsatz verbreitet. Nicht immer in böser Absicht: Während große Unternehmen meist spezielle Tools nutzen, die den aktuellen Softwarebestand aufzeigen, fehlt kleinen Betrieben oft der Überblick. Laut Alexandre Salzmann, Zentraleuropa-Vorsitzender der BSA, ist hier aber auch das Unrechtsbewusstsein weniger stark ausgeprägt: Die Tatsache, dass große Konzerne aufgrund ihrer Abnahmevolumina höhere Rabatte herausschlagen können, gelte einigen Firmen schon fast als Rechtfertigung dafür, an den Lizenzkosten zu sparen. "Und schließlich denken viele, einen so kleinen Laden wie ihren überprüfe sowieso keiner."

Imageschaden für den Standort Deutschland

Die BSA sorgt sich mittlerweile um das Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Der hiesige Softwaremarkt werde im internationalen Wettbewerb zurückfallen, wenn die Piraterie nicht effektiver bekämpft werde - etwa durch härtere Strafen und höhere Schadensersatzzahlungen. Der Herstellerverband verweist dabei auf die Erfolge im Nachbarland Österreich, wo die Raubkopie-Rate rückläufig ist. "Hierzulande müssen Softwarepiraten im Schnitt nur halb so viel Schadensersatz zahlen wie in Österreich", erläutert BSA-Anwalt Oliver Wolff-Rojczyk. Vor dem Gesetz sei der Diebstahl von körperlichem und geistigem Eigentum zwar gleichgestellt. Die Strafverfolgung bei Copyright-Verletzungen werde jedoch erheblich lascher gehandhabt. "In Deutschland ist der Abschreckungseffekt einfach zu gering", so der Rechtsexperte.

Mit ihrer groß angelegten Aufklärungskampagne - Motto: "Die Schonfrist ist vorbei" - will die BSA jetzt auch die in Deutschland ansässigen Firmen dazu bringen, ihren Softwarebestand zu überprüfen und gegebenenfalls zu legalisieren. "Offenbar reicht die reine Informationsarbeit in Deutschland nicht aus", konstatiert Wolff-Rojczyk. Als Anreiz garantiere die BSA Unternehmen, die sich erst im Nachhinein auf ihre Zahlungsverpflichtung besinnen, Straffreiheit: "Über die Sünden der Vergangenheit sehen wir dann gerne hinweg." (sp)

Abb: Anteil an Raubkopien in westeuropäischen Unternehmen

Der illegale Anteil an gewerblich genutzter Software ist in Deutschland von 28 Prozent im Jahr 2000 auf 34 Prozent 2001 gestiegen. Der westeuropäische Durchschnitt liegt bei 37 Prozent. Quelle: Business Software Alliance