Zeitraum von zehn Jahren scheint angemessen:

IGD rät zu langfristiger Planung in der DV

08.03.1985

WIEN (apa) - Die Entwicklung der Datenverarbeitung in den nächsten sieben bis zehn Jahren war Gegenstand einer Diskussion im Rahmen der Informationsgesellschaft für Datenverarbeitung (lGD). Experten aus verschiedenen DV-Industriebereichen nahmen zu Prognosen und Tendenzen Stellung.

Programmiersprachen und Anwenderprogramme, die sich unabhängig von der Marke auf verschiedensten Computern verwenden lassen, werden mehr und mehr den Markt beherrschen. Der Leiter der neugegründeten AT&T-Division der Austro Olivetti Ges.m.b.H., Herbert A. Spitaler, gebraucht dazu folgendes Bild: "Das wird vergleichsweise so wie heute im Transportgewerbe. Sie können von einem Computer auf den anderen umsteigen wie von einem Lkw auf den anderen." Grund für diese Entwicklung sei, daß sich die Kunden dabei weniger von einzelnen Lieferanten abhängig machen. Da diese Anbieter dies weniger unterstützten als die reinen Softwarebüros, zeichne sich eine zunehmende Trennung von Hard- und Softwaremarkt ab.

Die Planungszeiträume für DV-Organisation werden trotz der raschen technischen Entwicklung immer länger. Der Abteilungsdirektor Betriebswirtschaftliche Systeme der Voest-Alpine AG, Berghold Bayer, sprach von einer Verlängerung der strategischen Planungsfristen auf sieben bis zehn Jahre. Dabei wurden in seinem Unternehmen bereits Planungstechniken wie das Stufenmodell von Nolan, die Erfolgsfaktoren-Analyse nach Alloway und bereichs-bezogene Langfristpläne verwendet, die sich auf einer jährlichen Strategiekonferenz jeweils dem neuesten Stand der Technik und Wirtschaft anpassen ließen.

Schwierigkeiten bei der Planung ergäben sich vor allem aus der technischen Entwicklung. Wie groß die Gefahr sei, an der Technik der Zukunft vorbeizuplanen, zeige ein Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre. Bayer wörtlich: "Es ist ja zum Lachen, wie primitiv unsere Werkzeuge damals waren." Eine ähnliche Entwicklung in den nächsten zehn Jahren würde jede exakte Planung unmöglich machen.

Mainframes werden ihre heutige Bedeutung an Mini- und Mikrocomputer verlieren, aber für zentrale Speicherung großer Datenmengen nach wie vor gebraucht, meint Bayer. Minicomputer, die derzeit Markt an die Mikrocomputer verlieren, würden in der nächsten Phase wiederum einen Aufschwung erleben. Bei den Minicomputern und Mikrocomputern komme es darauf an, ob sie zueinander kompatibel sind.

Unberücksichtigt bei diesem Szenarium bleiben Computereinsätze, die extrem hohe Rechenleistungen erfordern, zum Beispiel langfristige Wettervorhersage und bestimmte wissenschaftliche Aufgaben. Auf diesem Gebiet übersteige derzeit die Nachfrage nach Größtrechnern das Angebot, so daß manches wissenschaftliche Programm aus Mangel an Rechenzeit in Verzug kommt. Hier haben Mainframe-Computer nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer sicherlich noch einen Wachstumsmarkt.

Informationen: IGD, 1010 Wien, Wollzeile 11,

Telefon: 02 22/52 93 88.

AUS: