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IG Metall schaltet sich in Fusion von mobilcom und Freenet ein

22.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die IG Metall sorgt sich wegen der geplanten Fusion des Mobilfunkunternehmens mobilcom mit dessen Internet-Tochter Freenet um Unternehmen und Arbeitsplätze. Der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Berthold Huber, warnte am Montag in Frankfurt vor möglichen Folgen der Verschmelzung, falls die Fusion eine hohe Ausschüttung von bis zu einer Milliarde Euro an die Aktionäre nach sich ziehen sollte. Das könne die Zukunft des Unternehmens und damit Tausende von Arbeitsplätzen gefährden.

"Ich warne davor, aus zwei gesunden und soliden Unternehmen einen Sanierungsfall zu machen", erklärte Huber. "Ausschüttungen aus der Substanz sind extreme Auswüchse des Shareholder-Kapitalismus, die es zu verhindern gilt", sagte er mit Blick auf die Hauptversammlungen von mobilcom und Freenet in dieser Woche, bei denen die Fusion gebilligt werden soll. Die IG Metall werde nicht tatenlos zusehen, wie auf Druck einer Kapitalbeteiligungsgesellschaft die industrielle Substanz bei mobilcom zerstört werde, sagte Huber.

Hintergrund der Befürchtungen ist der Einstieg der US-amerikanischen Investmentgesellschaft Texas Pacific Group (TPG) bei mobilcom, wo die Gruppe 27,3 Prozent der Anteile hält. Mitarbeiter befürchten, dass TPG das Unternehmen mit Krediten belasten und die Ausschüttung einer Sonderdividende durchsetzen könnte. Der zuständige TPG-Partner Andrew Dechet hatte diese Befürchtungen zurückgewiesen, aber gleichzeitig abgelehnt, sich in der Ausschüttungspolitik oder bei der Zahl der Arbeitsplätze zu binden. Huber forderte wie bereits zuvor eine Gruppe von Belegschaftsaktionären eine vertragliche Verpflichtung von TPG, gegen jede Ausschüttung aus der Substanz des Unternehmens zu stimmen.

Der scheidende Vorstandchef von mobilcom, Thorsten Grenz, zog gegenüber der Agentur dpa-AFX ein positives Fazit seiner Amtszeit und verteidigte die geplante Fusion. In einem Kraftakt sei aus einem krisengeschüttelten, insolvenzbedrohten Mobilfunkanbieter einer der führenden Anbieter im deutschen Telekommunikationsmarkt geworden. Die Verschmelzung mit Freenet sehe er als krönenden Abschluss seiner Tätigkeit. Damit würden Ressourcen und Potenziale unter einem Dach zusammengeführt und die Voraussetzungen für künftiges Wachstum geschaffen. (dpa/tc)