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IG Metall: HP macht Compaq Deutschland platt

07.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einer aktuellen Pressemitteilung der IG Metall zufolge hat die Geschäftsführung von HP Deutschland heute früh angekündigt, sie werde die einstigen Compaq-Standorte in München (Ex-Zentrale) und Hannover schließen. Damit solle der im Rahmen der Zusammenführung beider Firmen geplante Stellenabbau vorangetrieben werden. Die bislang in München angesiedelten Funktionen sollten demnach an die HP-Standorte Ratingen und Böblingen verlegt werden, wodurch von bislang 600 nur noch 150 bis 180 Arbeitsplätze übrig blieben. In Hannover verlieren demnach alle bislang rund 60 Mitarbeiter ihren Job.

Die Gewerkschaft schreibt ferner, aus ihrer sowie der Betriebsräte Sicht gebe es "keinen nachvollziehbaren betriebswirtschaftlichen Grund für das Vorgehen des Managements". Im Gegenteil seien die betroffenen Funktionen für den Geschäftserfolg unentbehrlich. "Das Management riskiert einen erheblichen Geschäftseinbruch und den Verlust von unersetzlichem Wissen, wenn es seine Pläne umsetzt", erklärte Christian Brunkhorst, Mitglied des Münchner Betriebsrats und ehemaliger Vorsitzender des Compaq-Gesamtbetriebsrats.

Aus Sicht der Arbeitnehmervertretung hätte der geplante Stellenabbau durchaus sozial- und geschäftsverträglich stattfinden können. Das HP-Management sei aber zu keiner Zeit bereit gewesen, über Alternativen wie Arbeitszeitverkürzung à la Siemens und Oracle auch nur nachzudenken. Die IG Metall mutmaßt darob, die Geschäftsleitung wolle ein "Exempel statuieren und der HP-Belegschaft zeigen was passiert, wenn Menschen sich dem Willen des Managements widersetzen". HP habe in der Vergangenheit alles getan, um gewerkschaftsfrei zu sein, sich aber mit der Compaq-Übernahme Hunderte wohl organisierter Mitarbeiter eingehandelt.

"Offensichtlich befürchtet das HP-Management, dass dieser Virus auf die HP-Belegschaft übergreift", erklärte Uwe Meinhardt, der für die Metaller im HP-Aufsichtsrat sitzt. "Mit dem jetzt geplanten Vorgehen ist das HP-Management endgültig Opfer seiner geradezu paranoiden Gewerkschaftsangst geworden." Wer Gewerktschaftsfreiheit über den Geschäftserfolg stelle, so Meinhardt, der gefährde langfristig alle Arbeitsplätze im Unternehmen.

Betriebsräte und Gewerkschaft würden in den nächsten Tagen beraten, wie sie gegen die Planungen des Managements vorgehen könnten, heißt es weiter. Auf keinen Fall werde man die "Wahnsinnspläne" widerstandslos hinnehmen.

HPs offizielle Sicht der Dinge

UPDATE: Inzwischen hat HP eine offizielle Mitteilung zum Thema veröffentlicht. Unter der Überschrift "HP konsolidiert Zentralbereiche und Geschäftsstellen in Deutschland" heißt es darin, das Unternehmen werde "die damaligen deutschen Compaq Zentralbereiche von München nach Böblingen und Ratingen bei Düsseldorf verlagern". Die wesentlichen kundennahen Aktivitäten für den Großraum München würden im Laufe des Jahres an einem Standort in München zusammengeführt. Den davon insgesamt betroffenen rund 600 Mitarbeitern im Raum München werde ein vergleichbarer Arbeitsplatz an einem der Standorte Böblingen, Ratingen beziehungsweise München "entsprechend den betrieblichen Anforderungen" angeboten. Gleichzeitig werde die bisherige Compaq-Geschäftsstelle Hannover geschlossen. Davon betroffen seien rund 50 Mitarbeiter, die sich "auf offene

Stellen im Unternehmen bewerben" könnten.

"Die Konsolidierung der Zentraleinheiten und überlappender Aktivitäten ist eine notwendige und richtige Maßnahme, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in Deutschland nachhaltig zu sichern. München und Hannover bleiben für HP weiterhin wichtige Standorte für die Betreuung unserer Kunden", erklärte Menno Harms, der Vorsitzende der HP-Geschäftsführung.

HP hatte im Juli 2002 den Wegfall von 1100 Stellen im Rahmen des Mergers mit Compaq in Deutschland angekündigt. Rund 750 Stellen wurden nach Angaben des Unternehmens seither über ein Altersteilzeitprogramm, ein freiwilliges Abfindungsprogramm und interne Versetzungen abgebaut.

"Die Erfahrung bei Verlagerungen hat gezeigt, dass nicht alle Mitarbeiter mobil sind. Wir erwarten deshalb, über diese Maßnahmen auch den noch ausstehenden Stellenabbau abschließen zu können", so Fritz Schuller, Arbeitsdirektor der Hewlett-Packard GmbH. (tc)