Joint Venture Arcwide

IFS will mit Bearing Point sein Cloud-ERP-Geschäft anschieben

14.03.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
ERP-Anbieter IFS und die Berater von Bearing Point rücken enger zusammen. Mit dem Joint Venture Arcwide will man die Geschäfte mit Cloud-ERP puschen.
Mit dem Joint Venture Arcwide will IFS gemeinsam mit Bearing Point sein Cloud-Geschäft beflügeln.
Mit dem Joint Venture Arcwide will IFS gemeinsam mit Bearing Point sein Cloud-Geschäft beflügeln.
Foto: GoodIdeas - shutterstock.com

Der schwedische ERP-Anbieter IFS und das niederländische Technologieberatungsunternehmen Bearing Point haben ein Joint Venture für professionelle Dienstleistungen namens "Arcwide" gegründet. Das Unternehmen soll ab dem 22. April als separate Einheit seinen Betrieb aufnehmen und eigenständig am Markt agieren. Mit dem Joint Venture intensiviere sich die bereits bestehende langjährige Zusammenarbeit beider Unternehmen, heißt es in einer Mitteilung.

Arcwide soll sich zunächst auf die Märkte Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, die Niederlande, Österreich und die Schweiz konzentrieren. Noch für dieses Jahr ist der Start in den USA geplant, Asien soll 2023 folgen. Anwenderunternehmen sollen branchenübergreifend die Implementierung der IFS Cloud sowie professionelle und technische Services angeboten werden. Ziel sei es, allen Kunden ein Komplettangebot aus einer Hand zur Verfügung zu stellen - vom Kaufzeitpunkt der IFS-Cloud-Lösung bis hin zum Identifizieren und Erschließen von Wertschöpfungs-Potenzialen.

"Wir haben die klare Vision, die IFS Cloud Services und auch die Business Transformation Services allen Unternehmensführungen zur Verfügung zu stellen und ihnen damit mehr Wachstum zu ermöglichen, sagt Bearing-Point-Partner und Arcwide-CEO Philippe Chaniot. "Damit tritt das Joint Venture in erster Linie dafür an, den eigenen Kunden den Weg in die Cloud zu ebnen. Es gelte, auch komplexeste Business-Problemstellungen zu bewältigen, so der Arcwide-Verantwortlichen. "Die Services des neuen Unternehmens umfassen das Value Assessment ebenso wie das Scoping und die Realisierung von Managed Services und andere Dienstleistungen, die wichtig für die Business Transformation sind - etwa Trainings und Change-Management."

IFS muss Cloud-Kapazitäten erweitern

Nach der Markteinführung der IFS Cloud im Jahr 2021 sei immer deutlicher geworden, "dass wir investieren und unsere Kapazitäten erweitern müssen", ergänzte Michael Ouissi, Chief Customer Officer bei IFS. Die Ausweitung der Zusammenarbeit mit Bearing Point sei ein logischer Schritt gewesen. Arcwide startet mit 160 Mitarbeitern. Bis Ende des Jahres sollen es 300 sein. Das Unternehmen visiert bis Ende 2025 einen Umsatz von 100 Millionen Dollar an.

Michael Ouissi, Chief Customer Officer bei IFS, kündigte an, investieren und die Kapazitäten erweitern zu wollen.
Michael Ouissi, Chief Customer Officer bei IFS, kündigte an, investieren und die Kapazitäten erweitern zu wollen.
Foto: IFS

Der 1983 im schwedischen Linköping gegründete Softwareanbieter hat im März 2021 seine IFS Cloud vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine ERP-Anwendungssuite, die dem Anbieter zufolge wesentliche Erweiterungen für das Field Service Management (FSM) und das Enterprise Asset Management (EAM) enthält, die alle auf demselben Datenmodell in der eigenen Cloud-Plattform basieren. IFS konzentriert sich auf die produzierende Industrie, Anlagenbauer und Dienstleistungsanbieter.

IFS legt Fokus auf Service Management und die Cloud

IFS versucht seit einigen Jahren, sich verstärkt auf das Servicemanagement auszurichten. 2015 wurde das Softwarehaus von der schwedischen Investorengruppe EQT übernommen. Seitdem befindet sich IFS auf Einkaufstour. Übernommen wurden der Field-Service-Management-Anbieter Astea International (2019), Field Service Management Ltd. (2017) sowie WorkWave (2017), ein Anbieter, der Service-Management-Lösungen vermarktet. Hinzu kam 2021 Axios Systems mit seiner Suite für das Enterprise Service Management (ESM). Mit TA Associates hat IFS seit 2020 einen weiteren Großinvestor im Rücken. Aktuell bedient der Softwarehersteller eigenen Angaben zufolge mit etwa 4.500 Beschäftigten rund 10.000 Kunden weltweit.

Die Strategie scheint erste Früchte zu tragen. Ende Januar meldete IFS für 2021 einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 643 Millionen Euro, ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Softwareerlöse haben sich sogar um 22 Prozent auf 468 Millionen Euro erhöht. Wie viel Geld das Cloud-Geschäft einbrachte, wollten die Schweden allerdings nicht verraten. Sie sprachen lediglich von einer Steigerung in Höhe von 105 Prozent. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Cloud-Geschäfte derzeit noch auf einem niedrigen Niveau liegen - dafür sprechen die dreistellige Steigerungsrate und aktuell die Gründung des Joint Ventures Arcwide.

Darren Roos, seit 2018 CEO von IFS, verweist auf die Wachstumsperiode des schwedischen ERP-Herstellers - auch in Corona-Zeiten.
Darren Roos, seit 2018 CEO von IFS, verweist auf die Wachstumsperiode des schwedischen ERP-Herstellers - auch in Corona-Zeiten.
Foto: IFS

IFS-CEO Darren Roos äußerte sich dennoch zufrieden: "Wir können stolz sein über vier aufeinanderfolgende Jahre mit zweistelligem Wachstum - auch und gerade im Kontext des schwierigen Umfelds seit Ausbruch der Pandemie." Der Manager, der die Schweden seit 2018 führt und sich zuvor um das Cloud-Geschäft bei der SAP gekümmert hatte, sprach von einem starken und gesunden Business.

Investoren kapern den ERP-Markt

Allerdings wird das ERP-Geschäft gerade in der 2. und 3. Anbieterreihe derzeit stark durch die Aktivitäten von Investoren geprägt. Ende 2021 schnappte sich das Business-Software-Konglomerat Forterro den deutschen ERP-Anbieter myfactory. Anfang März verkaufte die hinter Forterro steckende Battery Ventures den Geschäftsbereich für eine Milliarde Euro an die Partners Group.

Bereits 2017 war die Intermediate Capital Group (ICG) beim deutschen ERP-Anbieter Proalpha eingestiegen. In den darauffolgenden Jahren wurde eine ganze Reihe weiterer Softwarehäuser geschluckt, wie zum Beispiel der MES-Anbieter Böhme & Weihs, der eProcurement-Spezialist curecomp und der Risiko-Management-Provider SKILL-Software.

Die New Yorker Investoren von Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) haben neben anderen Softwareanbietern auch die ERP-Hersteller Exact Software und Epicor eingekauft. Der IT-Anbieter Aptean mit Vista Equity Partners, TA Associates und Vista Equity Partners im Rücken übernahm Anfang Dezember 2020 die Modula GmbH. Dahinter stecken auch die vier mittelständischen Softwarehersteller cimdata Software, Logis, Oxaion und Syncos, die ihre Angebote rund um ERP, Manufacturing Execution Systems (MES) und Computer-Aided Quality (CAQ) unter der Dachmarke Modula zusammengeführt hatten.