Facilities-Management und Wartung rückläufig

ifo Institut: DV-Dienstleister wachsen mit Projekt-Services

25.04.1997

In der im Januar 1997 erfolgten achten Umfrage - das ifo Institut veranstaltet seit dem Frühjahr 1995 einen vierteljährlichen Konjunkturtest für die DV-Dienstleistungsbranche - beteiligten sich nach Angaben der Marktforscher 364 Unternehmen, die im Geschäftsjahr 1996 einen Umsatz von insgesamt fast 21,2 Milliarden Mark erwirtschafteten. Gemessen an dieser Kennzahl repräsentieren die Ergebnisse damit nahezu die Hälfte des deutschen Marktes für DV-Services, heißt es in dem Bericht der Auguren.

Mit dem vergangenen Jahr können die einschlägigen Anbieter von DV-Services sehr zufrieden sein, schreibt ifo. Die Branchenkonjunktur verläuft weiter auf hohem Niveau, auch wenn sich 1996 das Umsatzwachstum nicht mehr ganz so stürmisch entwickelte.

Auch zwischen Oktober und Dezember 1996 verzeichneten die DV-Dienstleister eine nach wie vor gute Geschäftslage, wenngleich gegenüber dem Schlußquartal 1995 die Situation im Markt nicht mehr so günstig war.

So hat sich, wie es in der ifo-Umfrage weiter heißt, der Nachfrageanstieg 1996 zwar von Quartal zu Quartal leicht beschleunigt, allerdings meldeten im Dezember 1996 nur noch rund 40 Prozent (Dezember 1995: 51 Prozent) der befragten Firmen höhere Umsätze gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Trotzdem hätten aber die Hälfte der Umfrageteilnehmer ihre Lage weiter als gut, mehr als zwei Fünftel als befriedigend bezeichnet. Nur rund neun Prozent schätzten die Situation negativ ein. Mehr als ein Drittel aller Serviceanbieter geht davon aus, für das erste Quartal 1997 einen weiteren Anstieg der Einnahmen bilanzieren zu können.

Wesentliche Nachfrageimpulse erwartet die Branche offensichtlich aus den Softwareproblemen, die sich bei den Anwenderunternehmen im Zusammenhang mit der Einführung des Euro und der Datumsumstellung zur Jahrtausendwende abzeichnen. Die IT-Branche wird - auch aus diesen Gründen - zu Beginn des Jahres 2000 zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor in Deutschland werden, betonen die Münchner Auguren. Das hiesige Marktvolumen für IT- und Telecom-Komponenten sowie entsprechende Software und Services dürfte schon 1996 um gut sechs Prozent auf 177 Milliarden Mark angewachsen sein, heißt es weiter. Auch das Marktsegment Software und Dienstleistungen sei im vergangenen Jahr um rund sechs Prozent auf ein Volumen von 42,5 Milliarden Mark gestiegen.

Kräftige Unterschiede zwischen den DV-Sparten

Besonders gut scheinen sich die Geschäfte im Bereich Consulting und Projektservices zu entwickeln, wo jedes zweite Unternehmen über Zuwächse berichtet. Der Aufwärtstrend wird nach Meinung der befragten Firmen anhalten; das Umsatzwachstum dürfte sich hier sogar eher noch beschleunigen. Rechneten im Dezember 1995 nur 27 Prozent der an der Umfrage Beteiligten mit steigenden Einnahmen, so waren es ifo zufolge zum Jahresende 1996 fast 40 Prozent.

Trotzdem sind der Branchenanalyse zufolge die Unterschiede zwischen den einzelnen DV-Sparten nach wie vor beträchtlich. In den Bereichen System- und Network-Operations (Facilities Management und Outsourcing) führte etwa die schwache Nachfrage nur noch zu einem befriedigenden Geschäftsverlauf. So brachte zwar das vierte Quartal den entsprechenden Anbietern immer noch eine beachtliche Umsatzzunahme, die Unternehmen müßten sich hier aber in nächster Zeit auf ein wesentlich geringeres Wachstum einstellen, heißt es. Erste Auswirkungen auf die Stimmung im Markt sind bereits festzustellen: Binnen Jahresfrist sind in diesem Marktsegment laut ifo die positiven Einschätzungen bezüglich der aktuellen Geschäftsentwicklung gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen (siehe Abbildung).

Auch bei den Dienstleistungsunternehmen im Bereich der kostenpflichtigen Wartung hätten sich Ende 1996 bereits erkennbare Abschwächungstendenzen fortgesetzt, meint ifo. Dennoch sei hier die aktuelle Geschäftslage zufriedenstellend. Aufgrund der Standardisierung der Systeme würden reine Wartungsservices bei weitem nicht mehr so häufig benötigt wie in der "goldenen" Mainframe-Zeit. Die Auftragseingänge dürften hier stagniert haben, die Umsätze jedoch gegenüber dem vierten Quartal 1996 etwas gestiegen sein.

Weiter abgeschwächt haben sich in der gesamten DV-Dienstleistungsbranche auch die Beschäftigungseffekte. Nahm die Mitarbeiterzahl bei den einschlägigen Anbietern im ersten Quartal 1996 noch um knapp drei Prozent und im zweiten sowie dritten Quartal um jeweils drei Prozent zu, so wurden im Schlußquartal des vergangenen Jahres nur 1,7 Prozent mehr Personal benötigt. Dennoch stehe der Mangel an qualifizierten Fachkräften an erster Stelle bei den Ursachen für das Ausbleiben von weiterem Umsatzwachstum, stellen die ifo-Experten fest. Jeder fünfte befragte Dienstleister klagt demnach über die Tatsache, daß es sich, je größer das Unternehmen sei, um so schwieriger gestalte, geeignete Mitarbeiter zu finden.

Fehlende liquide Mittel sind weitere Wachstumsbremsen

Als weitere Wachstumsbremse haben sich laut Umfrage im vierten Quartal 1996 bei immerhin jedem zehnten Dienstleister Finanzierungsprobleme entpuppt. Vor allem in den neuen Bundesländern falle diesem Sachverhalt ein stärkeres Gewicht (18 Prozent der Firmen) zu, während im Westen nur acht Prozent fehlende liquide Mittel als Hindernis für ein weiteres Wachstum sehen.