IFA: Sturm aufs digitale Wohnzimmer

05.09.2006

Beim Run auf die Flachmänner bietet die Geräteindustrie mit den einheitlichen Logos "HD ready" und "HD TV" zwar eine Orientierungshilfe. Weitgehend unbekannt ist allerdings, dass sich - wie ein Vertreter von Toshiba einräumte - die durch eine größere Anzahl von Bildzeilen erreichte Tiefenschärfe erst ab einer Bildschirmdiagonale von 42 Zoll richtig bemerkbar macht. Ebenfalls gerne verschwiegen wird, dass dem hochauflösenden Fernsehen hierzulande weitgehend die Inhalte fehlen. Aktuell strahlen nur Premiere, ProSieben und Sat 1 gelegentlich HD-Sendungen aus. Die öffentlich-rechtlichen Sender erwägen den Start erst zur Olympiade 2008 in Peking.

Die Verwirrung setzt sich fort, wenn es um die für den Genuss hochauflösender Filme erforderlichen neuen Speichermedien geht. So erleben mit Blu-ray Disc und HD-DVD zwei konkurrierende DVD-Nachfolgeformate zur IFA ihre Markteinführung in Europa. Welches sich auf Dauer durchsetzen wird, ist völlig offen. Zwar verfügt die von Herstellern wie Philips und Samsung unterstützte Blue-ray Disc zweilagig bespielt mit 50 GB über deutlich mehr Speichervolumen als die HD-DVD (30 GB). Bislang sind aber vergleichsweise weniger Titel für Blue-ray verfügbar, die angekündigten Abspielgeräte sind mit Preisen von im Schnitt über 1000 Euro außerdem deutlich teurer. Günstigster Player wird wahrscheinlich Sonys "Playstation 3", die für rund 600 Euro angeboten wird und der Vermarktung von Blu-ray einen Schub geben soll. Allerdings soll die Spielekonsole in Europa anstatt im November nun erst im März 2007 auf den Markt kommen.

Der Standard HD-DVD verfügt wiederum mit Microsoft und Intel über eine starke Unterstützung aus dem IT-Lager und profitiert von den niedrigeren Einstiegspreisen ab 700 Euro. Wer die Entwicklung abwarten und die hochauflösenden Filme lieber auf Festplatte speichern will, tut sich ebenfalls schwer: Einsatzfähige HD-Rekorder fehlen, da noch keine Einigung über den Kopierschutz erzielt wurde.