Nordamerika- und Osteuropa-Geschäft übernommen

IDS Scheer kauft Teile von Plaut

01.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Das Saarbrücker Software- und Beratungshaus IDS Scheer hat erneut gute Halbjahreszahlen vorgelegt. Zusätzliche Wachstumsimpulse verspricht sich das Unternehmen von Teilen der Plaut-Gruppe, die übernommen werden. Plaut braucht dringend das Geld, um seine Verbindlichkeiten zu bedienen.

Die SAP-Spezialisten und Controlling-Experten von Plaut stecken nicht erst seit Beginn des Jahres in der Krise - auch wenn die vergangenen Monate zu den schwächsten in der Firmengeschichte gehörten. Nach nur vier Wochen hatte die Company im Juni ihren neuen CEO Toon Bouten verloren, der sich aufgrund von Interna des Unternehmens zum raschen Rückzug entschloss. Doch auch die offiziellen Kennzahlen der Plaut AG sind alles andere als überzeugend: Im ersten Halbjahr wurden die Umsatzerwartungen mit 88,4 Millionen Euro nur knapp erfüllt; das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieb mit 2,9 Millionen Euro hinter den Prognosen sowie den sieben Millionen Euro Ebitda des Vorjahreszeitraums zurück.

Berater unter Zugzwang

Als Folge der Malaise musste Plaut jetzt handeln und Teile des Unternehmens verkaufen - an die Saarbrücker IDS Scheer AG, die im Gegensatz zum Salzburger Wettbewerber finanziell glänzend dasteht. Plaut trennt sich vom profitablen Osteuropa- (einschließlich Österreich) und Nordamerika-Geschäft mit insgesamt 450 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa 75 Millionen Euro. Über den Kaufpreis, der komplett in bar beglichen wird, hüllten sich die Beteiligten in Stillschweigen - deutlich weniger als 37,5 Millionen Euro sollen es gewesen sein.

Plaut bleibt neben westeuropäischen Märkten vorerst noch das Lateinamerikageschäft. Immerhin konnte das Unternehmen seine Verbindlichkeiten im vergangenen Quartal eigenen Angaben zufolge von 61 Millionen auf 40 Millionen Euro reduzieren. Rund 13,6 Millionen Euro sind jetzt an Reserven vorhanden, drei Millionen weniger als noch vor einem Jahr.

Während Plaut wieder Hoffnung schöpft, kommt IDS Scheer mit Rückenwind aus dem zweiten Quartal. Zwar wuchs der Umsatz nur um fünf Prozent auf 91,6 Millionen Euro, dafür legte der operative Gewinn um 63 Prozent auf 13,3 Millionen Euro zu. Mit dem Zukauf der Plaut-Gesellschaften - und nur Wochen zuvor des französischen Beratungshauses Groupe Expert - wolle IDS Scheer seine regionale Strategie stärken, den Mittelstand ins Visier nehmen und in das Outsourcing einsteigen, sagte Firmengründer August-Wilhelm Scheer. Der Zeitpunkt sei gut gewählt, die Unternehmen preiswert, auch scheine die wirtschaftliche Talsohle erreicht. Zudem gelte im IT-Markt "Big is beautiful", so das zeitgemäße Credo von Scheer: "Diesem Trend wollen wir uns nicht verschließen, sondern ihn aktiv gestalten." (ajf)