Aktie der Woche

IDS Scheer: Der Druck steigt, die Phantasie nicht

05.03.2004

Nach den deutlichen Kurssteigerungen vieler Aktien des ehemaligen Neuen Marktes fallen die stark gestiegenen Insider-Verkäufe zunehmend negativ auf. So trennte sich zum Beispiel Ende vergangenen Jahres United-Internet-Chef Ralph Dommermuth für 65 Millionen Euro von Papieren seines Unternehmens, und jüngst verkauften die Aufsichtsräte Alexander Pocsay und August-Wilhelm Scheer Aktien der IDS Scheer AG im Wert von zusammen 15,3 Millionen Euro. Prinzipiell sind Insiderverkäufe nichts Negatives, aber oft sind sie ein guter Indikator für den Zeitpunkt, wann eine Aktie nicht mehr attraktiv bewertet ist. Denn die Insider können in der Regel oft besser den Wert ihres Unternehmens einschätzen als Analysten oder Investoren.

Die IDS-Scheer-Aktie dürfte nach einer Kursverdreifachung innerhalb von nur einem Jahr und nach zahlreichen Kaufempfehlungen (elf von 16 Analysten raten laut Bloomberg zum Kauf des Papiers) inzwischen ausreichend bewertet sein. Dafür spricht auch der inzwischen auf 600 Millionen Euro stark angewachsene Börsenwert. Zwar sehen die vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2003 auf den ersten Blick gut aus: So stieg der Gewinn um 40 Prozent auf 19 Millionen Euro und der Umsatz um 22 Prozent auf 220 Millionen Euro. Jedoch fiel der Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit nach neun Monaten mit 3,4 Millionen Euro relativ bescheiden aus, und auch die Bilanzqualität hat sich (teils durch Akquisitionen) verschlechtert. Beispielsweise stiegen die Forderungen von 46,8 Millionen auf 80,2 Millionen Euro zum 30. September 2003 an, wobei die noch nicht fakturierten Forderungen um 135 Prozent auf 15,3 Millionen Euro in die Höhe schnellten.

Vorerst ist die Company optimistisch, weiter gute Ergebnisse und Wachstum erzielen zu können. Insgesamt kann die Bilanzqualität als gut eingestuft werden, jedoch beträgt das Eigenkapital bereinigt um immaterielle Vermögensgegenstände nur 83,4 Millionen Euro. Dies macht die Aktie verglichen mit dem Börsenwert anfällig für Rückschläge, sollte IDS Scheer die inzwischen hohen Erwartungen nicht mehr erfüllen können.(ajf)

Von Stephan Hornung und Christian Struck*

*Die Autoren sind Analysten der Capital Management Wolpers (CMW) GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.