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IDF: Hyperthreading für Desktop-PCs

10.09.2002
Mit dem 3 Gigahertz schnellen Pentium 4 wird Intel auch im Desktop-Bereich das Pseudo-SMP "Hyperthreading" einführen. Vermutlich 2003 folgt die hardwarebasierte Sicherheits-Technik "Lagrande".

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Paul Otellini, President und COO (Chief Operating Officer) von Intel, eröffnete gestern mit seiner Keynote die Entwicklerveranstaltung IDF (Intel Developer Forum) im kalifornischen San Jose. Eine seiner Kernaussaugen bestätigt die Standpunkte der Konkurrenz: Geschwindigkeit ist nicht alles, auf was es bei Prozessoren ankommt.

Paul Otellini bei seiner Keynote zum IDF Fall 2002 in San Jose.
Paul Otellini bei seiner Keynote zum IDF Fall 2002 in San Jose.

Zunächst ging es aber ganz traditionell los: Otellini zeigte ein System mit einem auf 3 Gigahertz getakteten Pentium 4, der im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen soll. Zukunftsmusikalisch gab es auch noch einen Rechner mit 4,1 Gigahertz schneller CPU, die sogar noch bis auf 4,7 Gigahertz hoch getaktet wurde.

Mit dem 3 Gigahertz schnellen Pentium 4 bringt Intel erstmals die "Hyperthreading"-Technik im Desktop-Bereich zum Einsatz. Bei dieser bislang nur in Server-CPUs erhältlichen Technik erscheint ein Prozessor gegenüber dem Betriebssystem (dieses muss allerdings dafür ausgelegt sein, beispielsweise Windows XP) als mehrere Prozessoren - ein vorgetäuschtes SMP (Symmetrical Multiprocessing) gewissermaßen. In Desktop-Rechner soll dies bis zu 25 Prozent mehr Leistung bringen - bei Servern sind es 30 -, und alle künftigen Pentium-4-CPUs werden Hyperthreading nutzen.

Otellini präsentierte danach erste Notebook-Prototypen von Gateway und Panasonic, die mit dem für das kommenden Jahr geplanten neuen "Banias"-Prozessor bestückt waren. Details zu dessen Architektur will das Unternehmen heute mitteilen. Banias ist ganz auf Stromspar-Techniken, Formfaktor und Wireless-Leistung hin konzipiert und verdeutlicht damit besonders, dass auch für Intel noch andere Aspekte von Bedeutung sind als die bislang vor allem vermarkteten Taktraten. "Mit 3 Gigahertz und mehr werden wir anfangen, andere Aspekte in den Vordergrund zu stellen", so Otellini.

"Lagrande": Sicherheit in Hardwareform

Eines davon ist ganz offensichtlich das Thema Sicherheit. Im vergangenen April hatte Intel erstmals angedeutet, dass es an einem hardwarebasierten Security-System arbeitet. Otellini erklärte, dieses trage gegenwärtig den Codenamen "Lagrande". Es solle in künftige Prozessoren integriert werden und dann abgesicherte Modi für Execution, Memory und Storage bieten. Intel arbeite in diesem Bereich mit anderen Unternehmen zusammen, unter anderem mit Microsoft und dessen "Palladium"-Initiative (Computerwoche online berichtete).

Bis Lagrande tatsächlich Siliziumgestalt annimmt, dürfte aber noch einige Zeit ins Land gehen. Der COO bezeichnete es als "eine Architektur, die in Intels nächste Mikroarchitektur eingebettet wird" und fügte hinzu: "In diesem Jahr haben wir keine weitere Mikroarchitektur-Generation mehr. Wir sprechen vom Jahr 2003 oder später." Die nächste P4-Generation "Prescott" ist damit praktisch ausgeschlossen. An Transistoren zumindest dürfte es Lagrande nicht mangeln. Otellini erklärte, Intel entwickle bereits einen Chip mit einer Milliarde Transistoren. "Wenn sich das über den Server hinausbewegt, dann werden die Dinge sehr interessant", so der Intel-Manager.

Appell an die Softwareentwickler

Neben dem üblichen Fokus auf Hardware adressierte Otellini ganz ausdrücklich auch die Softwareentwickler. Diese forderte er auf, ihre Applikationen so anzupassen, dass sie die "kostenlose Extraleistung" nutzten, die Hyperthreading bereit stelle. Eine entscheidende Rolle komme den Softwerkern auch aufgrund der Konvergenz von Computing und Connectivity zu. Nutzer verlangten zunehmend nach Anwendungen, die vom Handheld bis hin zum Server skalierten. Solche Software müsse "device aware" und "mobile aware" ausgelegt sein. Die Entwicklung solcher Programme wolle Intel im kommenden Jahr mit integrierten SDKs (Software Development Kits) unterstützen, die laut Otellini "nahtlose, plattformübergreifende Entwicklung" ermöglichen sollen.

Otellini ging auch auf die schwierige Situation im PC-Markt ein. Dieser zeige speziell in den USA wenig Anlass zum Optimismus. Die Verbraucher sorgten sich eher um ihre Jobs und ihre Zukunft als um neue Rechner, so der Intel-COO, und bei Unternehmen gehe es auch nur um den Austausch veralteter Systeme. Mehr Hoffnung setze Intel derzeit auf die Region Asia-Pacific, wo das Unternehmen bis auf das letzte Quartal sieben Mal in Folge Rekordzuwächse erzielt habe. (tc)