Arthur D. Little hat 1996 den Umsatz erneut gesteigert

"Ideenwerkstatt" soll Krise in Deutschland beseitigen

02.05.1997

Angesichts der ständig sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, des Reformstaus im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie der steigenden Arbeitslosigkeit benötige die Bundesrepublik "statt des Gegeneinanders ein Miteinander auf allen Ebenen", erklärte der für den deutschsprachigen Raum verantwortliche Vice-President von Arthur D. Little, Michael Mollenhauer, auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Frankfurt am Main.

Sein Haus habe daher die Fraktionen des Bundestags sowie 15 international renommierte Unternehmensberatungen unter dem Titel "Modell Deutschland 21" zu einem gemeinsamen Projekt aufgefordert. Ziel sei es, eine Beraterinitiative für Innovation und Wachstum in Gang zu setzen, die sich fünf wesentlichen Fragen widmet: Konsenssuche für Lösungen als gesellschaftliches Ziel, Hilfestellung bei der Reaktivierung von Eigenverantwortung, Ermutigung zum unternehmerischen Risiko, Förderung von Innovation und Wachstum sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze (siehe Abbildung).

Mit der Konzentration auf diese fünf Ziele könne in Deutschland ein Neubeginn erfolgen, hieß es weiter. Die Legislative, deren Gestaltungskompetenz im übrigen nicht unterminiert werden soll, erhalte das Angebot, sich die Kenntnisse und Verbindungen eines hochrangigen Expertenpools zu sichern. Konkret gedacht ist dabei an die gemeinsame Definition von Zielen mit Ergebnisverantwortung, deren Umsetzung in sogenannten Meilensteinverträgen verankert werden soll.

Ob die Initiative bei den genannten Adressaten auf fruchtbaren Boden stößt, ist eher fraglich. Die Fraktionsvorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien haben, wie Gustav Greve, wie Mollenhauer Vice-President von Arthur D. Little, gegenüber der CW erläuterte, ebenso ein entsprechendes Angebot erhalten wie die Beratungshäuser. Bisher gebe es jedoch lediglich Zusagen aus der CDU/CSU- und FDP-Fraktion sowie von einem der angesprochenen Consulting-Unternehmen, an einer bereits für Mai geplanten ersten Ideenwerkstatt teilzunehmen. Bei den übrigen involvierten Vertretern der Branche prüft man Greve zufolge das Ansinnen noch, was auch erste Recherchen der CW bestätigen. Ziel sei es jedenfalls "aus der Phase der Unverbindlichkeiten herauszukommen".

Arthur D. Little stößt diese Initiative als eines der führenden Beratungsunternehmen in Deutschland an. Die international tätigen Consultants konnten im vergangenen Jahr nach jetzt veröffentlichten Zahlen mit rund 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von 860 Millionen Mark erzielen, was einem Wachstum von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Rund die Hälfte der Einnahmen wurden mit Kunden in Europa realisiert; der deutschsprachige Bereich trug mit 126 Millionen Mark zum Umsatz bei. Gleichzeitig konnte das Unternehmen seit 1991 seinen Gewinn um jährlich im Durchschnitt rund 14 Prozent steigern. Der Aktienwert der Company - Arthur D. Little ist ein von Mitarbeitern gehaltenes Unternehmen - erhöhte sich im gleichen Zeitraum um jährlich fast 20 Prozent. Weitere Angaben zur Gewinnsituation wurden jedoch auch auf Anfrage nicht gemacht.

In Deutschland sei der Beratungsmarkt 1996 um etwa 8,5 Prozent gewachsen, hieß es in Frankfurt. Die wichtigsten Gründe hierfür sieht man in den Herausforderungen, denen sich die deutsche Wirtschaft derzeit ausgesetzt sieht. Bei zunehmender Globalisierung und steigendem Innovationstempo müßten die Unternehmen den "doppelten Rittberger" schaffen - nämlich sowohl die Leistung für den Kunden signifikant steigern, als auch die Kosten deutlich senken. Zu den wachstumsstärksten Branchen für Unternehmensberatungen zählen laut Arthur D. Little nach wie vor die Bereiche Telekommunikation und Finanzdienstleistungen.