DV-Märkte weisen große Unterschiede auf

IDC - Studie: Der Weltmarkt für IT-Produkte ist uneinheitlich

02.10.1992

FRAMINGHAM (IDG) - Die International Data Corp. (IDC) hat eine vergleichende Studie vorgelegt, in der die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den DV-Strategien und im Kaufverhalten von Anwendungsunternehmen in den größten nationalen IT-Märkten untersucht werden. Ergebnis: Wer erfolgreich DV - Produkte verkaufen will, muß sie nach wie vor auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden in den verschiedenen Ländern zuschneiden.

Interviewt wurden insgesamt 7000 Anwender in den USA, Japan, Deutschland, England und Frankreich. Die Auguren analysierten auch die Einstellung der Befragten zu Client-Server-Computing, Downsizing, Outsourcing und fragten nach den Strategien, die die Unternehmen in der Software - Entwicklung sowie im Endanwenderbereich verfolgen.

Deutsche Anwender setzen verstärkt auf neue Technik

Dabei stellte sich heraus, daß die Anwender aus den verschiedenen Ländern nicht nur zu den genannten Themen eine voneinander abweichende Meinung haben, sondern zur Übernahme neuer Technologien generell. Kunden in Deutschland und Frankreich stehen demnach Neuerungen am aufgeschlossensten gegenüber, während amerikanische und englische Kunden sich bei der Einführung zurückhalten. Japanische Unternehmen sind laut IDC gegenüber neuen Technologien am kritischsten.

Unterschiede werden auch bei der Einstellung gegenüber Unix deutlich. Während die Europäer sich relativ schnell in Richtung Unix bewegen, scheinen Amerikaner und Japaner daran nur geringes Interesse zu hegen. Bei der Installation von Windows führt Frankreich die Phalanx der Anwender mit einer Penetration von 33 Prozent an, gefolgt von den USA mit 25 und Deutschland sowie England mit 20 Prozent. In Japan dagegen wird - wahrscheinlich wegen der geringeren Verbreitung von DOS - die Microsoft - Oberfläche nur von drei Prozent der Anwender benutzt. Ähnliches gilt für PC - LANs: Zwischen 42 und 48 Prozent der Anwender in den USA, Deutschland, Frankreich und England setzen lokale Netzwerke ein, während in Japan nur 16 Prozent mit solchen Netzen arbeiten. Kaum überraschend, daß Novells Netware in diesem Bereich weit vor den anderen Netzwerk - Betriebssystemen rangiert.

Die Anwender wurden unter anderem danach gefragt, welche Schlüsselaufgaben sie in den nächsten Jahren bewältigen müssen. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen in den fünf Ländern die Migration zu moderneren DV - Plattformen, die Integration von zentraler DV und Endanwender - Equipen sowie die Notwendigkeit zur Kostenkontrolle. Dabei erfreuen sich diese. Aufgaben in den einzelnen Nationen unterschiedlicher Wertigkeit. In England und USA beispielsweise steht die Kostenkontrolle bei knapp 40 Prozent beziehungsweise 34 Prozent der befragten Anwender ganz oben auf der To-do-List. In Japan spielt das Thema hingegen nur bei 14 Prozent, in Deutschland bei knapp 13 Prozent eine Rolle.

Was nach Aussage der Auguren weltweit zutrifft, stimmt auch für Europa. Bisher existiert kein einheitlicher europäischer Markt. Differenzen im Anwenderverhalten treten vor allem in folgenden Bereichen auf: Die Franzosen stehen dem Outsourcing offener gegenüber als ihre Kollegen in England und Deutschland. Drei Viertel aller Befragten in Frankreich sind bereit, große Teile ihrer IT-Aktivitäten an professionelle Serviceanbieter zu übertragen. Sie legen außerdem nicht soviel Wert darauf; daß auch PCs, Workstations, LANs und Abteilungsrechner dem zentralen DV

Management untergeordnet sind.

Deutsche Anwender sprechen sich am deutlichsten für offene Systeme aus, während sich Engländer und Franzosen noch zieren. Darüber hinaus sind die Deutschen auch bereit, mehr für Informationstechnik auszugeben als ihre Kollegen in den Nachbarstaaten. Die Kostenkontrolle steht bei ihnen dagegen weit unten auf der Tagesordnung

Die Briten seien, so die Studie weiter, schwerfällig geworden. Sie haben neben Japan nicht nur die konservativste Einstellung gegenüber Änderungen ihrer DV - Landschaft, sondern dortige DV - Manager scheuten sic auch, Mitarbeiter in bezug auf neue Anforderungen wie CASE oder Client-Server-Computing auszubilden.