Kauf von Intrepid soll Handels-Know-how verbessern

IDC: Peoplesoft ist im ERP-Markt vor Oracle die Nummer zwei

12.06.1998

Peoplesoft konnte 1997 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 76 Prozent auf 705 Millionen Dollar erhöhen (1996: 400 Millionen). Knapp dahinter liegt nach den IDC-Berechnungen nun Oracle mit 699 Millionen Dollar. Das bedeutet ein Plus von 42 Prozent gegenüber den Einnahmen von 491 Millionen in 1996. Unangefochtene Nummer eins im ERP-Markt, dessen Gesamtumsatz laut IDC rund 14,4 Milliarden betrug, ist die SAP mit 2,25 Milliarden Dollar. Insgesamt wurden die Ergebnisse von mehr als 40 Anbietern untersucht (www.idc.com).

Im Hauptquartier von Oracle in Redwood Shores ist man sauer auf die Analysten und deren Untersuchungsmethoden: "In der Studie werden Äpfel mit Birnen verglichen", gibt Oracles Marketing-Boss für Applikationen, Jeff Caldwell zu Protokoll. Die Marktforscher von IDC hätten in der Studie "1997 Accounting Software: Worldwide Market and Trends by Mid Market and Other Segments" lediglich das Geschäft in den Produktbereichen Personalverwaltung, Warenwirtschaft, Buchhaltung und Produktion untersucht. Damit würde nicht der komplette Leistungsumfang von Oracles Anwendungen berücksichtigt. Speziell im Bereich Vertriebs- und Marketing-Software, Data-Warehouse und Supply Chain Management sei der Umsatz seiner Company aber groß. Nach Angaben von Oracle liegen die Einnahmen im Unternehmensbereich "Applications" für den Untersuchungszeitraum bei über einer Milliarde Dollar.

"Es ist ein verständliches Interesse von Oracle, bei einer Studie auch Umsätze aus Bereichen wie Marketing, Vertrieb und Data-Warehousing berücksichtigen zu wollen", erklärt Clare Gillan, Analystin von IDC. Doch sei dies nicht das Ziel der Untersuchung gewesen. Man wollte sich auf die genannten traditionellen Kernfunktionen von ERP-Systemen beschränken. Referenzzeitraum sei das Kalenderjahr 1997.

Viel entscheidender als der absolute Umsatz, bei dem Peoplesoft gegenüber Oracle gerade mal um ein Prozent die Nase vorn hat, ist ihrer Meinung nach das Wachstum. Da konnte Peoplesoft mit 76 Prozent Oracle mit 46 Prozent deutlich ausstechen. Auch andere ERP-Anbieter wie SAP und Baan legten stärker zu, erklärt Analystin Gillan. Sie wertet dies als Indiz für Probleme im Applika- tions-Geschäft bei Oracle. Ein weiterer Hinweis dafür sei das starke Engagement von Oracle-CEO Larry Ellison: Er erklärte das Applikationsgeschäft nach den letzen mageren Ergebnissen zur Chefsache.

Positiv für einen weiteren Aufwärtstrend von Peoplesoft bewerten Fachleute das glückliche Händchen beim Kauf von Unternehmen. Dazu gehört neben Red Pepper, das seit zwei Jahren Peoplesofts Angebot in puncto Supply Chain Management verstärkt, auch der jüngste Schachzug: Intrepid Systems, ein Anbieter von Software für Handelsunternehmen, soll für rund 58 Millionen Dollar in Aktien übernommen werden. Beide Companys arbeiten bereits längere Zeit zusammen. Intrepid hat seine Lösung "Evolution 4" mit Hilfe von "People Tools", der Entwicklungsumgebung von Peoplesoft, neu entwickelt. Ob und wann die Lösung hierzulande erhältlich sein wird, war bis zum Redak- tionsschluß nicht zu erfahren.