Internationale PC-Konferenz in München

IDC-Marktforscher sehen Chancen für den EISA-Bus

20.10.1989

MÜNCHEN - Zunehmende Vernetzung von PCs, leistungsfähigere Betriebssysteme und mächtigere Speichermedien werden die mittelfristige Entwicklung des PC-Marktes bestimmen. Aussagefähigere Prognosen, das wurde auf einer IDC-Tagung deutlich, sind zur Zeit nicht möglich.

Nicht nur um den isolierten Einsatz von PCs, sondern auch um Gesamtstrategien für Unternehmen und Bus-Architekturen ging es bei der IDC-Veranstaltung in München. Sechs Vorträge beschäftigten sich mit Themen von Bus-Architektur über LANs bis zu WORM.

Im ersten Vortrag erläuterte Aaron Goldberg, Vice-President für Workstations bei IDC Framingham die "Richtung, in die der Bus fährt". Noch seien Verwendungen und Nutzen der neuen Bus-Architekturen EISA und MCA kaum zu erkennen. Doch auch kurzfristig würden sich in den Bereichen Server, Workstations, Video- und Grafik-Systeme, Disk-Systeme und vernetzte OS/2-Installationen Märkte ergeben.

Video-Subsysteme werden in Zukunft 860er- öder SPARC-Prozessoren enthalten, die Bus Mastering benötigen. Bei Presentation Manager, X- oder anderen Window-Systemen benötige der Anwender höhere Daten-Transfer-Raten, vor allem auf Grund von größeren Displays und Refresh-Geschwindigkeiten. Auch in Stimmerkennungs-Systemen wäre Bus-Mastering notwendig, doch der breite Einsatz solcher Produkte wird erst in drei bis sieben Jahren erfolgen.

Bus-Architektur als einziger Unterschied

Obwohl IBM mit ihrem MCA-Bus einen Startvorteil gewonnen habe, sieht IDC Chancen für den EISA-Bus. Bis Ende 1989 werden von elf Millionen verkauften Geräten 84,7 Prozent noch mit dem ISA-Bus ausgestattet, 15 Prozent mit dem MCA-BUS und nur 0,3 Prozent mit dem EISA-Bus. In vier Jahren sollen nach Zahlen des Marktforschungsinstitutes immerhin 13,6 Prozent der bis dahin 15,7 Millionen Einheiten über einen EISA-Bus verfügen,

26,4 Prozent werden mit MCA-Bus konzipiert sein. Doch wie Bill Gates, Chairman und CEO von Microsoft, bemerkte: "Die Computer sehen sich heute schon so ähnlich, daß sich die Leute gerne über den einzigen Unterschied unterhalten - die Bus-Architektur".

Anschließend gab John Marman, Vice-President International bei 3Com, einen Ein- und Ausblick auf PC-Host-Kommunikation und LANs. In den nächsten vier Jahren wird laut IDC die Zahl der installierten Netzknoten in Deutschland von momentan etwa 220000 auf über 350 000 steigen.

Ethernet wird seine Stellung als führende Technologie mit etwa 50 Prozent Marktanteil behalten, gefolgt von Token Ring. Andere Netzwerke folgen weit abgeschlagen. Auch die Koppelung von PCs mit anderen Systemen wie Unix, SNA oder DEC werde an Bedeutung gewinnen.

SAA und das Client-Server-Modell würden sich zu den entscheidenden Konzepten der Zukunft entwickeln, meinte Marman. Im PC-Bereich sei SAA direkt mit OS/2 gekoppelt.

Wesentlich für die Verbreitung des Multitasking-Betribssystem von Mikrosoft würde sich künftig ein Preisverfall bei dynamischen RAMs und die wachsende Anzahl von Anwendungen auswirken. Das Hauptargument für Client-Server-Systeme sei weniger die jetzt schon feststellbare hohe Verbreitung als vielmehr die größere Wahlfreiheit in Hinsicht auf Hard- und Software. Die Rolle von Unix-Systemen als Konkurrenten für LANs ließe sich angesichts einer Vielzahl von noch ungelösten technischen Problemen im Kommunikationsbereich nur sehr schwer abschätzen.

Über den Markt für optische Speicher im Umfeld des PCs dozierte Ernö Potzta, Geschäftsführer der CHS Electronic Publishing GmbH. Die Größenordnung des Marktes für 1990 in US-Dollar schätzt er auf 0,85 Milliarden für WORM-Speicher, 1,5 Milliarden für löschbare Speicher und 1,5 Milliarden für CD-ROM-Anwendungen. Hierbei wurden ausschließlich die Medienkosten berechnet.

Für CD-ROMs sei in Zukunft keine berauschende Entwicklung zu erwarten, aber durch immer mehr angebotene Anwendungen werde die Verbreitung beschleunigt.

Die Professionellen und semiprofessionellen Bereiche werden nach Meinung von Potzta weiterhin Vorrang haben. In der branchenspezifischen Datenarchivierung rechnet er hingegen für die nächsten fünf bis acht Jahre Zuwachsraten des WORM-Einsatzes von über 100 Prozent.

Aufgrund der Tatsache, daß Informationsmengen im Gigabytebereich nur mit optischen Speichern wirtschaftlich archivierbar wären und sich diese Anwendung bei einer Vollkostenrechnung in absehbarer Zeit rechnen lasse, werde der Anwender seine Angst vor der optischen Archivierung verlieren. +