Studie zum Markt für Hubs und Switches 1996

IDC: Fast-Ethernet-Hubs erfüllen die Erwartungen

27.06.1997

Den weitaus größten Marktanteil unter den Switches und Hubs haben noch immer die Ethernet-Hubs. 45 Millionen Ports sind 1996 über den Ladentisch gegangen, das entspricht einem Wachstum von 30 Prozent im Vergleich zu 1995. Die Zahlen basieren auf den tatsächlich erfolgten Hub- und Switch-Auslieferungen bis einschließlich des dritten Quartals sowie den angenommenen Auslieferungen für das vierte Quartal 1996. Doch die goldenen Zeiten für Ethernet-Hubs gehören, glaubt man den Analysten von IDC, bald der Vergangenheit an: Die Unternehmen schwenken zunehmend von Shared- auf Switched-Architekturen um.

So spürten die Hersteller von gehäusebasierten und modularen sowie von High-end-Shared-Media-Hubs den Rückgang der Nachfrage schon 1996 deutlich. Stapelbare Hubs befinden sich noch in einer Wachstumsphase (35 Prozent). 3Com konnte auf diesem Gebiet seine Spitzenposition ausbauen. Dazu haben die Officeconnect-Reihe und der Vorstoß der Company in den Markt der Kleinunternehmen beigetragen. Der Wettbewerb zwischen Shared- und Switched-Lösungen hat außerdem einen Preisverfall ausgelöst.

Der Markt für LAN-Switching erzielte 1996 eine der höchsten Zuwachsraten. Nach vorläufigen Berechnungen der Marktforscher wurden 7,7 Millionen LAN-Switch-Ports verkauft. Der Umsatz belief sich auf über 3,7 Milliarden Dollar. Großes Interesse erwartet IDC in Zukunft an Multilayer-Switches und 10/100-Mbit/s-Switches. Im Markt hat es eine auffällige Verlagerung von Rechenzentrum-Switches hin zu Lösungen in Verkabelungsschränken gegeben. Die führenden Anbieter von Switches für Rechenzentren sind Cisco, Cable- tron, 3Com und Bay Networks.

Im Gegensatz zum Ethernet-Markt schrumpfte der Token-Ring-Hub-Markt insgesamt. 1996 betrug die Anzahl ausgelieferter Ports 5,2 Millionen, im Jahr davor waren es noch 5,4 Millionen, das ist ein Rückgang um vier Prozent. Nach Einschätzung von IDC verkauft sich Token Ring weiter in die vorhandene Basis. Aber auch dort ziehen Unternehmen das LAN-Switching und ATM als nächsten Schritt in Erwägung. Anhaltende Preissenkungen bei Token-Ring-Switches rücken auch eine geswitchte Infrastruktur als Alternative ins Blickfeld.

Nicht nur geswitchte Architekturen werfen einen Schatten auf die Zukunft von 10-Mbit/s- Shared-Ethernet und Token Ring, auch der schon seit einiger Zeit prognostizierte Boom des Fast Ethernet setzt nun ein. Mit einem Wachstum von 473 Prozent erfüllt die Technologie die Erwartungen. Die Anzahl der ausgelieferten Fast-Ethernet-Hub-Ports wuchs von 232000 (1995) auf fast 1,4 Millionen im Jahr 1996. Als Hauptwachstumsmotoren gelten neue Workstations der Pentium-Klasse, die Burst-Raten von über 30 Mbit/s erzeugen.

Einen gegenläufigen Einfluß auf den Fast-Ethernet-Markt hat die Konkurrenz durch Desktop-basierte LAN-Switches, die den Preis von Fast-Ethernet-Hubs drückt. Nach Ansicht von IDC wird 1997 für Anbieter von Fast-Ethernet-Hubs dennoch ein erfolgreiches Jahr werden: Anspruchsvoller Dateitransfer, Power-User, die für ihre Aufgaben einen Geschwindigkeitsschub auf 100 Mbit/s benötigen, sowie Anwendungen, für die ein dediziertes 10-Mbit/s-Segment nicht ausreicht, kurbeln die Nachfrage nach dieser Lösung an.

Welches Konzept von beiden den Vorzug erhält, hängt auch von den hardwaremäßigen Gegebenheiten im Unternehmen ab: Wenn die meisten Desktops künftig mit 10/100-Mbit/s-Network-Interface-Cards (NICs) ausgestattet sind, kommen als Alternativen sowohl 100Base-T-Hubs als auch selbstanpassende 10/100-Mbit/s-Switches in Frage. Wenn der Desktop und der Verkabelungsschrank 100-Mbit/s-fähig sind, werden die Unternehmen zu 100 Mbit/s migrieren.

Eine Nischenlösung bleibt dagegen 100VG-Anylan. Es wird hauptsächlich in der installierten Basis von Hewlett-Packard genutzt. Mit 270000 Einheiten wurden 1996 etwas mehr Ports ausgeliefert als im Vorjahr. Das Wachstum stagniert allerdings von Quartal zu Quartal. Im High-speed-Sektor zeigte sich ein ähnlicher Trend bei FDDI-Konzentratoren: Der Verkauf dieser Geräte stieg um 35 Prozent, aber das Wachstum flacht sich ab. Auch in der Größenordnung lassen sich beide Märkte vergleichen. Laut IDC belief sich die Gesamtauslieferung im FDDI-Bereich auf 389000 Ports, im Vorjahr auf 288000 Ports.

Im High-speed-Bereich läuft ATM dem bewährten FDDI den Rang ab. Die Nachfrage nach der neuen Technologie ging 1996 erstmals über Pilotprojekte hinaus: Der ATM-LAN-Switch-Markt legte um 350 Prozent auf etwas über 300000 ausgelieferte Ports zu. Da ATM eine deutliche Abkehr vom herkömmlichen LAN-Konzept darstellt, entscheiden sich viele Unternehmen erst dann zu einer Einführung, wenn Fragen wie beispielsweise die LAN-Emulation gelöst sind. Bei der nächsten Version der LAN-Emulation, LANE 2.0, bestehen noch Unklarheiten in bezug auf die Skalierbarkeit. Anwender, die diese Eigenschaft benötigen, müssen auf Multiprotocol over ATM (MPOA) warten. Der Standard soll Mitte 1997 verabschiedet werden.

Positiv auf den Verkauf von ATM hat sich ausgewirkt, daß es immer mehr Unternehmen gibt, die Anwendungen oder Produkte für ATM anbieten. Microsoft beispielsweise will die Betriebssysteme Windows 97 und Windows NT 5.0 um eine LANE-Client-Software erweitern, wodurch sich ATM dann einfacher als Standard-Desktop-Konfiguration einrichten ließe. Auch Anbieter wie Cisco und 3Com haben in der zweiten Jahreshälfte 1996 erstmals eigene ATM-Lösungen auf den Markt gebracht.

Weitere günstige Faktoren für ATM sind das Wachstum in Westeuropa und Japan sowie die große Zahl von Kunden, die jetzt ihre ATM-Pilotprojekte abgeschlossen haben. Unternehmen außerhalb der USA haben in der Vergangenheit weniger in Ethernet-Infrastrukturen investiert und sind deswegen eher bereit, auf ATM umzusteigen. Wo ATM-Pilotprojekte auslaufen, werden vielfach ATM-Netze im Produktionsbetrieb eingesetzt. Die Verwendung des Verfahrens im Desktop-Bereich wird jedoch durch das Marktwachstum anderer preisgünstigerer und weniger komplexer Lösungen wie beispielsweise Desktop-Switches und 100Base-T eingeschränkt.

Nach Einschätzung von IDG ist 1997 für ATM und Gigabit Ethernet ein entscheidendes Jahr. Trotz zahlreicher Ankündigungen hatte es tatsächlich im vergangenen Jahr kaum Auslieferungen von Gigabit-Ethernet-Produkten gegeben, was sich dieses Jahr ändern dürfte. Gigabit Ethernet adressiert wie ATM die betrieblichen LAN-Backbones, deren Benutzer mehr Bandbreite benötigen. Ob es auch die erforderliche Dienstequalität bieten kann, bleibt noch offen.

Gigabit Ethernet steht daher vor der Aufgabe, dieselbe Dienstequalität zu erreichen wie ATM. Im Gegenzug hängt der Erfolg von ATM davon ab, rasch ein interoperables und einfach zu konfigurierendes MPOA-Equipment bereitzustellen, und zwar zu geringeren Preisen als derzeitige ATM-Produkte. Diese Kriterien werden nach Ansicht von IDC den Sieger in der Auseinandersetzung zwischen ATM und Gigabit Ethernet bestimmen.