Investorengruppe spendiert 1,2 Milliarden Dollar

ICOs Satelliten kreisen dank Teledesic-Hilfe weiter

26.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Betreiber des Satellitendienstes ICO Global Communications können aufatmen. Sie erhalten eine Investitionsspritze von 1,2 Milliarden Dollar, geben dafür allerdings ihre Eigenständigkeit auf. Künftig steuert die Holding ICO-Teledesic Global die Geschicke des neuen Unternehmens.

Der Geldsegen hat für ICO weitreichende Folgen, von denen die Namensänderung in New ICO wohl die unbedeutendste ist. Zunächst einmal verlässt ICO den durch Chapter 11 des US-amerikanischen Konkursgesetzes gewährten Schutz vor Gläubigern. Damit verbunden ist ein Reorganisationsplan, den die Retter des Dienstes maßgeblich mitgestaltet haben. Hinter den Investoren steht federführend Craig McCaw, dessen vordringlichstes Interesse bisher allerdings dem ICO-Konkurrenten Teledesic galt.

Für das Geld, das sie in ICO stecken, verlangen die Investoren den bisherigen Betreibern einiges ab, denn ICO soll mit Teledesic verschmolzen werden. Beide Satellitendienste werden künftig 100-prozentige Töchter der Holding ICO-Teledesic Global, deren Chairman Craig McCaw sein wird. Die gleiche Position wird der Mobilfunkpionier bei New ICO wie auch bei Teledesic bekleiden. Richard Greco, bisher CEO von ICO, wird das Unternehmen verlassen. Seine Position übernimmt künftig der Teledesic-Vice-Chairman und McCaw-Vertraute Russell Daggatt.

De facto ergreift also die Teledesic-Führungsmannschaft die Kontrolle über ICO. Das spiegelt sich auch in den Plänen mit den ICO-Trabanten wider. Statt der bislang von ICO favorisierten Sprachübertragung via Satelliten-Handy wollen die neuen Betreiber ICO auf die drahtlose Übertragung von Internet-Inhalten trimmen. New ICO soll ab dem Jahr 2002 Dienste für den drahtlosen Web-Zugriff mit einer Transferrate von 144 Kbit/s anbieten. Die Nähe zum Teledesic-Slogan "Internet in the sky" ist offensichtlich. Allerdings plant Teledesic, zu dessen Investoren auch Bill Gates zählt, Übertragungsraten im Mbit/s-Bereich.

Wie die beiden Dienste letztendlich kombiniert werden, ist bis dato noch nicht bekannt geworden. ICO und Teledesic verfolgen eigentlich grundsätzlich verschiedene Ansätze, denn ersterer Anbieter verwendet zehn Satelliten in mittleren Umlaufbahnen (rund 10000 Kilometer über der Erdoberfläche). Teledesic benötigt dagegen für die angestrebten hohen Bandbreiten 288 in niedriger Umlaufbahn fliegende Satelliten. Geklärt ist bislang lediglich, dass die Bodenstationen von ICO umgebaut werden sollen.