Dual-Core-Nettop

ICO Balios Office Mini im Test

03.09.2009
Von Alexander Kuch
Der ICO Balios Office Mini setzt auf Intels Dual-Core-CPU Atom 330 und bringt 2 GB Arbeitsspeicher mit. Damit unterscheidet er sich von den meisten gängigen Nettops. Allerdings zeigte er sich ziemlich stromhungrig.

ICO zielt beim Balios Office Mini klar auf mehr Leistung ab. Dual-Core-CPU und 2 GB Ram sprechen eine deutliche Sprache. Allerdings sind bei den Mini-PCs Merkmale wie geringer Stromverbrauch und leises Betriebsgeräusch zu einem entscheidenden Kaufkriterium geworden. Ob der Balios Office Mini den Spagat schafft und trotz höherer Leistung noch wohnzimmertauglich ist, wollten wir im Test herausfinden.

ICO Balios Office Mini: Grafik
ICO Balios Office Mini: Grafik

Ausstattung: Der ICO Balios Office Mini ist der dritte Nettop im Test-Labor, der Intels Atom-CPU 330 mit zwei Prozessorkernen und einer Taktfrequenz von 1,6 GHz verwendet. Den Arbeitsspeicher verdoppelt Hersteller Innovative Computer (ICO) von 1 GB auf 2 GB. Der Intel-Chipsatz GMA 950 mit integriertem Grafikchip ist allerdings noch ein Überbleibsel der allerersten Nettop-Generation. Dies betrifft auch die Festplattenkapazität von 160 GB, die für den Büroalltag aber ausreicht.

Gehäuse des ICO Balios Office Mini: keine Chance für Fingerabdrücke
Gehäuse des ICO Balios Office Mini: keine Chance für Fingerabdrücke

Der DVD-Brenner TSST SN-T083A in Slimline-Bauweise beansprucht nur wenig Platz im Gehäuse des ICO Balios Office Mini. Das hervorstechende Merkmal des Nettops ist das schicke Gehäuse: Die Front im Aluminium-Look erinnert an eine HiFi-Komponente für das Wohnzimmer und das schwarze Gehäuse hat eine Oberfläche in Knitter-Textur - so hinterlassen Sie keine Fingerabdrücke.

ICO Balios Office Mini: Anschlüsse auf der Rückseite
ICO Balios Office Mini: Anschlüsse auf der Rückseite

Auf der Frontseite des ICO Balios Office Mini liegen hinter einer Klappe ein Speicherkartenleser für die Formate CF/MD/SD/MMC und MS, zwei USB-Anschlüsse sowie 2 analoge Audio-Buchsen. Auf der Rückseite wartet das Anschlussfeld des ICO Balios Office Mini mit einer kleinen Überraschung auf: Recht wenige Nettops verfügen noch über eine serielle Schnittstelle und noch weniger Geräte haben eine LPT-Buchse für ältere Druckermodelle. Im Test aller Nettops hatte diesen parallelen Druckeranschluss bisher nur der Wortmann Terra PC-Home 3000 i230 XPH. Neben 2 PS/2-Anschlüssen für Tastatur und Maus hat der ICO Balios Office Mini auf der Rückseite eine VGA-Buchse, einen Gigabit-LAN-Port, 4 USB-Anschlüsse, TV-Out und drei analoge Audio-Buchsen. Firewire und eSATA-Anschlüsse suchten wir ebenso vergebens wie ein WLAN-Modul.

Um den ICO Balios Office Mini nicht nur für Heim- sondern auch Geschäftsanwender interessant zu machen, installiert ICO auf dem Nettop als Betriebssystem Windows XP Professional. Dieses System läuft auf dem Nettop flüssig. Der Shuttle XPC X2700B ist bislang der einzige Nettop mit Intels Atom 330 Dualcore im Test, der auf Windows Vista setzt, allerdings in der abgespeckten Basic-Variante.

ICO Balios Office Mini: gute CPU-Leistung, aber schwache Grafik
ICO Balios Office Mini: gute CPU-Leistung, aber schwache Grafik

Tempo: Die Dualcore-Atom-CPU beschert dem ICO Balios Office Mini im Vergleich zu den Nettops der ersten Generation bessere Benchmark-Werte, insbesondere bei den CPU-Benchmarks. Im reinen CPU-Benchmark von 3D Mark 06 schlägt der Shuttle ICO Balios Office Mini mit 851 Punkten den bisherigen Spitzenreiter Shuttle XPC X2700B (803 Punkte). Auch in der Gesamtwertung von PC Mark 05 läuft der ICO-Nettop mit 2028 Punkten der gesamten Nettop-Konkurrenz davon.

Im Benchmark 3D Mark 06 wird ganz besonders die Grafikleistung berücksichtigt, und hier hat der ICO Balios Office Mini gegenüber neueren Nettop-Konkurrenten mit Nvidias ION-Chipsatz oder Intels GL40-Chipsatz keine Chance. In der Gesamtwertung von 3D Mark 06 erreichte der ICO Balios Office Mini 109 Punkte, der Acer Aspire R3600 Revo allerdings mit 1290 Punkten einen mehr als zehnfach besseren Wert. Im Multiple CPU Render Test unter Cinebench 10 kann der ICO Balios Office Mini dank Dualcore-CPU dann allerdings wieder über die Nettop-Konkurrenz triumphieren und setzt mit 1553 Punkten hier einen neuen Bestwert.

Die gebotene Rechenleistung ist zwar für den privaten und geschäftlichen Büro-Einsatz und für die DVD-Wiedergabe sowie E-Mail und Internet vollauf ausreichend. Computerspiele und die Wiedergabe von Videos in hoher Auflösung sind mit Intels GMA950-Chipsatz allerdings tabu. Für höhere Ansprüche an die Grafikleistung hat ICO mittlerweile auch einen Nettop auf Basis von Nvidias ION-Chipsatz im Angebot.

Ergonomie: Der ICO Balios Office Mini verbraucht im Test zwar weniger Energie als ein Standard-PC, für einen Nettop ist der Stromverbrauch aber deutlich zu hoch. Im Desktop-Betrieb zieht der ICO Balios Office Mini 33,8 Watt aus der Steckdose - dies ist mehr als doppelt soviel als beim Nettop-Pionier Asus Eee Box B202 mit 15 Watt. Auch unter Volllast ist der Energiehunger mit 51,2 Watt für Nettop-Verhältnisse außergewöhnlich hoch. Diese Messwerte bescheren dem ICO Balios Office Mini die schlechteste Ergonomie-Note aller Nettops im Test.

In der Schallmesskammer mach der ICO Balios Office Mini der Produktkategorie der Nettops dann allerdings wieder Ehre und säuselt im Desktop-Betrieb mit nur 22,2 dB(A) beinahe unhörbar. Da die Festplatte aus dem Hause Fujitsu recht leise arbeitet, steigert sich das Betriebsgeräusch unter Volllast nur minimal auf 23,8 dB(A). Möchten Sie den ICO Balios Office Mini als Medienwiedergabegerät im Wohnzimmer einsetzen, werden Sie ihn akustisch nicht wahrnehmen. Dafür sollten Sie bei ausgeschaltetem Gerät unbedingt den Stecker aus der Steckdose ziehen: 6,5 Watt zieht das Netzteil bei ausgeschaltetem PC aus dem Stromnetz - das sind genau 6,5 Watt zuviel.

ICO Balios Office Mini mit geöffneter Frontklappe
ICO Balios Office Mini mit geöffneter Frontklappe

Fazit: Der ICO Balios Office Mini versagt im Test bei einem entscheidenden Kaufkriterium für Nettops: Der Stromverbrauch ist viel zu hoch und auch bei der Ausstattung ist der Mini-PC nur Mittelmaß. überzeugen kann der ICO Balios Office Mini lediglich durch die beste CPU-Leistung aller Nettops im Test. Dank Windows XP Professional ist der ICO-Nettop nicht nur für das Heimbüro, sondern auch für den Business-Einsatz interessant. Durch das flüsterleise Betriebsgeräusch und das schicke Gehäuse ist der ICO Balios Office Mini zudem eine gute Wahl als Medienabspielgerät im Wohnzimmer, wenn man das Gerät bei Nichtbenutzung vom Stromkreis trennt. Für die Wiedergabe von Videos in hoher Auflösung ist der ICO Balios Office Mini aufgrund des veralteten GMA90-Chipsatzes nicht geeignet und auch für das fehlende Office-Programm gab es im Test klare Punktabzüge.

Alternativen: Der Acer Aspire R3600 Revo verfügt bereits über Nvidias ION-Chipsatz, sein Atom-Prozessor hat aber nur einen CPU-Kern.

Varianten: ICO Balios T92 Office PC Atom
ICO Balios T93 Office PC
ICO Balios T94 Booksize Office PC
ICO Balios T95 Office PC ION

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (pah)