Modularer Aufbau und Multitasking:

ICLs neues Bürosystem sprengt PC-Rahmen

27.06.1986

MÜNCHEN (ch) - Eine modulare Rechnerfamilie namens DRS 300 auf Basis der Intel-Prozessorfamilie stellte ICL vor. Das System besitzt extensive Kommunikationsfähigkeiten und ist für Anwendungen in der verteilten Datenverarbeitung, der abteilungsbezogenen DV im Mehrplatzeinsatz und für Desktop-PC-Anwendungen konzipiert.

Als Betriebssystem fungiert Concurrent DOS (CDOS), ab Herbst soll auch Unix V zur Verfügung stehen. Mit der Wahl von CDOS will ICL den DRS 300 an die MS-DOS-Welt anbinden, in der die meisten kommerziellen Programme angeboten werden. Daneben plant das Unternehmen auch, spezielle Mehrplatz-Software zu entwickeln. Neben vernetzten Anlagen mit mehreren Arbeitsplätzen ermöglicht das System auch Multitasking. Bis zu vier Programme können auf jedem Bildschirm gleichzeitig dargestellt werden. Hinter jedem Bildschirmfenster können dabei unterschiedliche Anwendungen auf unterschiedlichen Betriebssystemen laufen.

Gegenwärtig umfaßt nach Angaben des Herstellers die zur Verfügung stehende Software etwa 100 Anwendungen und System-Utilities. Die weitere Software-Entwicklung will ICL auf seine speziellen Zielmärkte ausrichten.

Der neue Rechner ist mit einem Kommunikationsmodul ausrüstbar. Dieses stellt folgende Schnittstellen bereit: X.25, X.29, X.3 und X.21 mit einer Übertragungsrate von bis zu 64

Kilobit je Sekunde. Dieses Kommunikationsmodul wird über den internen SCSI-Bus angeschlossen, der auch die Prozessor- und Massenspeichermodule miteinander verbindet. Außerdem verfügt das Kommunikationsmodul über vier V.24-Schnittstellen, die unabhängig voneinander unter den üblichen DFÜ-Protokollen (synchron, asynchron, BSC, SDLC, HDLC) betrieben werden können. In "naher Zukunft" plant der Hersteller auch die Möglichkeit, den DRS 300 als externen Rechner für Bildschirmtext einsetzbar zu machen. Die bereits vorhandenen Telekommunikationsfähigkeiten und der Anschluß von Telex und Teletext gäben dann einem Anwender die Möglichkeit, alle wichtigen Nachrichtenübermittlungsdienste von einem System aus zu steuern und an jedem Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus steht eine 3270-Emulation zur Anbindung an Großrechner von IBM zur Verfügung. Die Verbindung mit der DEC-Welt besorgt eine VS100-Emulation, und mit Siemens-Maschinen kann mittels 9750-Nachbildung kommuniziert werden.

Das Gerät ist gegenwärtig mit dem 80286 bestückt, später soll auch die Ausstattung mit dem 80386 zu den Optionen gehören. Mehrere Prozessoreinheiten lassen sich parallel betreiben; die Lastaufteilung wird dann durch das Betriebssystem vorgenommen. Die RAM-Grundausstattung beläuft sich auf 1 MB; sie kann bis auf das Vierfache ausgebaut werden. Wahlweise steht ein Monochrombildschirm mit 30 Zentimeter Bildschirmdiagonale oder ein 35-Zentimeter-Farbschirm zur Verfügung. Ein Farbgrafikmodul unterstützt GEM. Der Ausbau erfolgt über ansteckbare Zusatzmodule, Lieferbar sind Massenspeichereinheiten mit 10,20 oder 40 MB Festplattenkapazität und 700-KB-Floppy.

Eine Mehrplatzkonfiguration mit vier Arbeitsplätzen, 1 Megabyte Hauptspeicherkapazität, 40 MB Festplatte, 45 MB Streamer und Diskettenstation bietet ICL für zirka 55 000 Mark an. Die Auslieferungen beginnen im Juli.