Zukunft des britischen IC-Produzenten immer noch offen:

ICL mischt jetzt im Poker um Inmos mit

22.06.1984

LONDON (CW) - Bei den Übernahmeverhandlungen um den britischen Halbleiterproduzenten Inmos Ltd. hat sich jetzt der Computerhersteller ICL ins Gespräch gebracht. Das Unternehmen führt seit einiger Zeit Gespräche mit der Regierung in London, die mit 75 Prozent an Inmos beteiligt ist.

Befremden hatte vor kurzem in britischen Regierungskreisen die Meldung ausgelöst, Inmos wolle in Holland ein Werk errichten. Zuvor hatte es der tief in den roten Zahlen agierende IC-Bauer mehrfach abgelehnt, sein Werk im englischen Newport zu erweitern. Die Regierung unter Margret Thatcher hatte daraufhin mit einer Reduzierung der Beteiligung gedroht.

Bei den Verhandlungen mit ICL zeigt sich die Regierung bemüht, die Halbleiterfertigung auf der "Insel" zu behalten. Gleichzeitig aber will sie ihren Anteil verringern. An staatlichen Mitteln hatte Inmos etwa 100 Millionen britische Pfund in Form von Stammkapital, Krediten und Beihilfen erhalten.

Wiederholtes Interesse für die Inmos-Werke in Colorado und Südwales hatte AT&T gezeigt. Der amerikanische Telefonriese hatte für die beiden Produktionsstätten 50 Millionen Pfund geboten. Außerdem wollte er die Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 35,3 Millionen Pfund Sterling übernehmen.

Der für Informationstechnologie zuständige Staatsminister im Industrieministerium, Kenneth Baker, erklärte jetzt im Unterhaus, die Regierung werde drei Punkte beachten, bevor sie Inmos veräußere. Dazu gehörten neben dem Preis der weitere Zugang der britischen Industrie zur Inmos-Halbleitertechnologie, der sichere Technologietransfer nach Großbritannien und die Zusage für die Entwicklung und den Ausbau der Inmos-Aktivitäten in Großbritannien. Wie bei Redaktionsschluß bekannt wurde, ist jetzt auch Thorn-EMI bei dem Poker um Inmos eingestiegen.