Keine Kehrtwendung um 180 Grad, doch:

ICL-Manager als Gratwanderer

10.10.1986

MÜNCHEN (lo) - Von Wang zu ICL - dieser Parole scheint eine Reihe von DV-Spezialisten in der jüngsten Vergangenheit gefolgt zu sein, nachdem Werner Ott am l. April 1986 die Unternehmensleitung in Nürnberg übernahm.

ICL will künftig ein gewandeltes Image pflegen: Weg vom "Small Systems Supplier", hin zu "Systems Integrator" lautet die Devise. Das aber bedeutet beispielsweise nicht nur Unterstützung internationaler Standards, sondern vor allem Fuß fassen im CIM-Sektor. Nach dem Kauf der Ormig Vertriebsgesellschaft mbH soll zugleich der Markt aggressiver angegangen werden. Dazu gab das Engagement des Ex-Vertriebschefs Distrikt Süd der Wang GmbH, Werner Ott, das Signal. Um weitere Stützen der ICL-Gesellschaft brauche man sich wohl weniger Sorgen zu machen, obwohl vom normalen Personalmarkt "kaum etwas zu erwarten" war, so ICL.

Unsanfte Bewegungen im Management bei Wang - der bisherige Deutschlandchef Basziszta versieht nun einen rangniedrigeren Posten, die GmbH leitet kommissarisch Friedmann Zachlod - brachten auch für einige andere Manager nicht unerhebliche Karriereprobleme mit sich. Dieter-Wolfgang Kolb, ehemals Support-Manager bei Wang und nun als Geschäftsstellenleiter in München und Nürnberg in der ICL-Pflicht, erklärt dazu: "Ich hätte mich im Unternehmen (Wang) so positionieren müssen, als ob ich gerade neu begonnen hätte."

Ein Wechsel war programmiert; da der Kollege aus dem Distriktmanagement Ott hieß, war der Kurs vorgegeben. Für die Wirtschaftsräume Hessen, Saarland und den Großraum Mannheim etwa stellte sich auch aus Frankfurt Uwe Wagner ein. Er hatte zuvor bei Wang als District-Manager US-Government diesen Vertriebszweig inklusive eines eigenen Trainingszentrums aufgebaut. Zuletzt war er dort für Marketing und Händlerbetreuung zuständig.

Einige Kunden scheinen indes verblüfft, wie groß manche Manager Mobilität schreiben können. "Mit Sicherheit Probleme mit sich bringen dürfte es", ist von ICL zum Stichwort "Flexibilität" zu hören, "wenn Mitarbeiter im gleichen Markt oder in der gleichen Zielgruppe ausschließlich mit Hardware-Produkten überzeugen wollten." Ein anderes lösungsorientiertes Gesamtkonzept verkaufen zu wollen, bedeute aber keine Kehrtwendung um 180 Grad.