Roundtable Cloud Readiness

"Ich glaube, dass die IT längst abgehängt worden ist"

26.10.2015
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Cloud-Readiness - eine Frage der Skills?

Wie die Cloud-Readiness-Studie zeigt, sind auch fehlende Skills seitens der Mitarbeiter ein Problem. Im Bereich Recruiting und Ausbildung sehen die Diskutanten daher viel Nachholbedarf - in den Unternehmen, aber auch auf Seiten der Universitäten. Andererseits mussten die Unternehmensvertreter einräumen, dass sich das Innovationstempo in der IT enorm beschleunigt hat und auch für gut ausgebildete Mitarbeiter ständiger Fortbildungsbedarf herrscht. "Um den hohen Ansprüchen der Absolventen an ihren künftigen Arbeitsplatz gerecht zu werden und die Strahlkraft der Marke, für die sie tätig sein wollen, aufrecht zu erhalten, müssen wir uns mächtig strecken. Wir bilden unsere Mitarbeiter deshalb so gut wir können weiter", erklärte Haufe-Lexware-Geschäftsführer Hayit.

"Wir dürfen die in vielen Firmen bestehende Kluft zwischen den Generationen nicht unterschätzen", warnte Donatz von VMware. "Da gibt es durchaus einen Kampf zwischen jungen ‚Mausschubsern‘ und alteingesessenen Experten, die mit dem Begriff Kommandozeile noch etwas anfangen können. Donatz versteht die Skills-Diskussion nicht nur als Debatte um das rein technische Know-how, es gehe auch viel um die persönliche Bereitschaft und Offenheit, neue Wege zu gehen. Kurt Rindle schloss sich dem an: "Wenn sich Menschen nicht ändern wollen, sind sie in der IT falsch. Die Mentalität 'Ich brauche eine Schulung, bevor ich Cloud-Tools einsetze' ist überholt. Unternehmen und Mitarbeiter, die so denken, haben keine Chance. Das ist einfach eine Mentalitätsfrage."

Fehlende Datensicherheit wird gerne vorgeschoben

Dass der deutsche Cloud-Elan stark von Fragen um IT-Sicherheit und Datenschutz geprägt ist, zeigt die Cloud-Readiness-Studie einmal mehr auf: Mehr als zwei Drittel der fast 700 Befragten nennen Sicherheitsbedenken als das mit Abstand größte Hindernis für die Nutzung von Cloud-Services. Die Roundtable-Teilnehmer zeigten sich angesichts dieses Ergebnisse geradezu erbost. Fehlende Datensicherheit in der Cloud als Hemmschuh für die Nutzung aufzuführen, sei fast immer "ein vorgeschobenes Argument", betonte EMC-Managerin Steinegger. Anwender, die so argumentierten, würden die Gründe ihrer ablehnenden Haltung oft selbst gar nicht begründen können.

Microsoft-Mann Arbitter blies in dasselbe Horn: "Das Argument der fehlenden Datensicherheit ist eine Scheindiskussion. Die großen Public Clouds sind in der Regel sicherer als der Durchschnitt der Infrastrukturen in den Anwenderunternehmen." Haufe-Lexware-Sprecher Hayit unterstrich: "Unternehmen, die eine klare strategische Ausrichtung haben, stellen sich die Security-Fragen nicht. Nur die, sich nicht mit den Lösungen und Prozessen beschäftigen wollen, stellen sich diese Fragen."

Berechtigt sei hingegen die Debatte um den Datenschutz, der aber in der öffentlichen Wahrnehmung zu oft mit der Datensicherheit vermischt werde. Da müssten sich die Anbieter auch an die eigene Nase fassen und "für mehr Klarheit zu sorgen" sagte Donatz. "Wir müssen die verschiedenen Bereiche, Datensicherheit, Datenschutz, IT-Security und andere transparenter voneinander abgrenzen."

Dieser Meinung schloss sich Damovo-Mann Mühlner an. Er nahm sich und seine Kollegen in die Pflicht: "Das Problem ist seitens der Hersteller hausgemacht. Wir müssen mehr Transparenz und offene Kommunikation üben, beispielsweise welche Daten wo wie gespeichert sind."